Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899."Na, 's ist immerhin gut, wenn wir wieder ein paar junge Leute von Familie ins Regiment bekommen," sagte, sich mit gezierter Vorsichtigkeit nach unbefugten Zuhörern umsehend, ein Oberlieutenant. Er hieß Hermann von Märzfeld, war der Sohn eines neugeadelten Ofenfabrikaten. "Ganz gut, daß wir ein paar Leute von Familie ins Regiment bekommen, wir haben uns letzterer Zeit ohnehin zu stark demokratisiert!" Einer verjährten Mode gemäß näselte er wie der Graf im Lustspiel auf einer Provinzbühne - der wohlbekannte junge Graf mit der strohgelben Perücke, der immer ein Trottel sein muß. "Da rühm' ich mir die preußischen Einrichtungen," näselte er weiter, "nicht ein Bürgerlicher in einem anständigen Offizierscorps! Haben doch was für sich - sehr viel für sich - die wirklich vornehmen Leute!" "Haben gewöhnlich das eine vor den minder vornehmen voraus," unterbrach ihn Drewinsky, "daß sie es nicht nötig haben, vornehm zu thun!" Das war scharf, aber es prallte an dem Hochmut des Einfaltspinsels ab, denn während die andern Herren sich vielsagend ansahen, ließ er nur nachlässig die Enden seines Schnurrbarts durch die Finger gleiten und versicherte: "Sehr gut, Herr Oberstlieutenant - famos!" Und dann setzte er hinzu: "Es gibt so viele Swoyschins, was für eine Geborene ist denn die Mutter dieses Swoyschin?" „Na, ’s ist immerhin gut, wenn wir wieder ein paar junge Leute von Familie ins Regiment bekommen,“ sagte, sich mit gezierter Vorsichtigkeit nach unbefugten Zuhörern umsehend, ein Oberlieutenant. Er hieß Hermann von Märzfeld, war der Sohn eines neugeadelten Ofenfabrikaten. „Ganz gut, daß wir ein paar Leute von Familie ins Regiment bekommen, wir haben uns letzterer Zeit ohnehin zu stark demokratisiert!“ Einer verjährten Mode gemäß näselte er wie der Graf im Lustspiel auf einer Provinzbühne – der wohlbekannte junge Graf mit der strohgelben Perücke, der immer ein Trottel sein muß. „Da rühm’ ich mir die preußischen Einrichtungen,“ näselte er weiter, „nicht ein Bürgerlicher in einem anständigen Offizierscorps! Haben doch was für sich – sehr viel für sich – die wirklich vornehmen Leute!“ „Haben gewöhnlich das eine vor den minder vornehmen voraus,“ unterbrach ihn Drewinsky, „daß sie es nicht nötig haben, vornehm zu thun!“ Das war scharf, aber es prallte an dem Hochmut des Einfaltspinsels ab, denn während die andern Herren sich vielsagend ansahen, ließ er nur nachlässig die Enden seines Schnurrbarts durch die Finger gleiten und versicherte: „Sehr gut, Herr Oberstlieutenant – famos!“ Und dann setzte er hinzu: „Es gibt so viele Swoyschins, was für eine Geborene ist denn die Mutter dieses Swoyschin?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0010" n="9"/> <p>„Na, ’s ist immerhin gut, wenn wir wieder ein paar junge Leute von Familie ins Regiment bekommen,“ sagte, sich mit gezierter Vorsichtigkeit nach unbefugten Zuhörern umsehend, ein Oberlieutenant. Er hieß Hermann von Märzfeld, war der Sohn eines neugeadelten Ofenfabrikaten. „Ganz gut, daß wir ein paar Leute von Familie ins Regiment bekommen, wir haben uns letzterer Zeit ohnehin zu stark demokratisiert!“ Einer verjährten Mode gemäß näselte er wie der Graf im Lustspiel auf einer Provinzbühne – der wohlbekannte junge Graf mit der strohgelben Perücke, der immer ein Trottel sein muß. „Da rühm’ ich mir die preußischen Einrichtungen,“ näselte er weiter, „nicht ein Bürgerlicher in einem anständigen Offizierscorps! Haben doch was für sich – sehr viel für sich – die wirklich vornehmen Leute!“</p> <p>„Haben gewöhnlich das eine vor den minder vornehmen voraus,“ unterbrach ihn Drewinsky, „daß sie es nicht nötig haben, vornehm zu thun!“</p> <p>Das war scharf, aber es prallte an dem Hochmut des Einfaltspinsels ab, denn während die andern Herren sich vielsagend ansahen, ließ er nur nachlässig die Enden seines Schnurrbarts durch die Finger gleiten und versicherte: „Sehr gut, Herr Oberstlieutenant – famos!“ Und dann setzte er hinzu: „Es gibt so viele Swoyschins, was für eine Geborene ist denn die Mutter dieses Swoyschin?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0010]
„Na, ’s ist immerhin gut, wenn wir wieder ein paar junge Leute von Familie ins Regiment bekommen,“ sagte, sich mit gezierter Vorsichtigkeit nach unbefugten Zuhörern umsehend, ein Oberlieutenant. Er hieß Hermann von Märzfeld, war der Sohn eines neugeadelten Ofenfabrikaten. „Ganz gut, daß wir ein paar Leute von Familie ins Regiment bekommen, wir haben uns letzterer Zeit ohnehin zu stark demokratisiert!“ Einer verjährten Mode gemäß näselte er wie der Graf im Lustspiel auf einer Provinzbühne – der wohlbekannte junge Graf mit der strohgelben Perücke, der immer ein Trottel sein muß. „Da rühm’ ich mir die preußischen Einrichtungen,“ näselte er weiter, „nicht ein Bürgerlicher in einem anständigen Offizierscorps! Haben doch was für sich – sehr viel für sich – die wirklich vornehmen Leute!“
„Haben gewöhnlich das eine vor den minder vornehmen voraus,“ unterbrach ihn Drewinsky, „daß sie es nicht nötig haben, vornehm zu thun!“
Das war scharf, aber es prallte an dem Hochmut des Einfaltspinsels ab, denn während die andern Herren sich vielsagend ansahen, ließ er nur nachlässig die Enden seines Schnurrbarts durch die Finger gleiten und versicherte: „Sehr gut, Herr Oberstlieutenant – famos!“ Und dann setzte er hinzu: „Es gibt so viele Swoyschins, was für eine Geborene ist denn die Mutter dieses Swoyschin?“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/10 |
Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/10>, abgerufen am 16.07.2024. |