Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.paar schlecht geschriebene Liebesbriefe? O, Du armer Teufel! Wie Du Deine Zeit verloren hast!" Der Herzog pfeift leise vor sich hin. "Das wollen wir noch abwarten, Herzog," antwortet nicht ohne Verdruß der Vicomte. "Hm! Du glaubst wirklich, daß das Prinzeßchen die ernstliche Absicht hegt, Dich zu heirathen?" "Es wäre abscheulich von mir, daran zu zweifeln," versichert Lancelot hitzig. "Ich glaube an Julie, wie ich an den Himmel glaube!" "Seit wann glaubst Du denn an den Himmel, mein Sohn?" "Seitdem ich einem Engel begegnet bin, der mich ihn begreifen lehrte!" sagt Letoriere sehr ernst. "Sacre jeu! welche Begeisterung!" ruft der leichtsinnige alte Lebemann aus, "Du sprichst ja, als ob es gälte, das heilige Grab zu erobern!" "Meine Liebe ist mir heiliger als Jerusalem," sagt Letoriere kurz. Der Herzog schüttelt den Kopf. "Glaube meiner Erfahrung," erwidert er dem Schwärmer - "sobald eine Liebschaft Dir mehr wird als paar schlecht geschriebene Liebesbriefe? O, Du armer Teufel! Wie Du Deine Zeit verloren hast!“ Der Herzog pfeift leise vor sich hin. „Das wollen wir noch abwarten, Herzog,“ antwortet nicht ohne Verdruß der Vicomte. „Hm! Du glaubst wirklich, daß das Prinzeßchen die ernstliche Absicht hegt, Dich zu heirathen?“ „Es wäre abscheulich von mir, daran zu zweifeln,“ versichert Lancelot hitzig. „Ich glaube an Julie, wie ich an den Himmel glaube!“ „Seit wann glaubst Du denn an den Himmel, mein Sohn?“ „Seitdem ich einem Engel begegnet bin, der mich ihn begreifen lehrte!“ sagt Letorière sehr ernst. „Sacre jeu! welche Begeisterung!“ ruft der leichtsinnige alte Lebemann aus, „Du sprichst ja, als ob es gälte, das heilige Grab zu erobern!“ „Meine Liebe ist mir heiliger als Jerusalem,“ sagt Letorière kurz. Der Herzog schüttelt den Kopf. „Glaube meiner Erfahrung,“ erwidert er dem Schwärmer – „sobald eine Liebschaft Dir mehr wird als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="47"/> paar schlecht geschriebene Liebesbriefe? O, Du armer Teufel! Wie Du Deine Zeit verloren hast!“ Der Herzog pfeift leise vor sich hin.</p> <p>„Das wollen wir noch abwarten, Herzog,“ antwortet nicht ohne Verdruß der Vicomte.</p> <p>„Hm! Du glaubst wirklich, daß das Prinzeßchen die ernstliche Absicht hegt, Dich zu heirathen?“</p> <p>„Es wäre abscheulich von mir, daran zu zweifeln,“ versichert Lancelot hitzig. „Ich glaube an Julie, wie ich an den Himmel glaube!“</p> <p>„Seit wann glaubst Du denn an den Himmel, mein Sohn?“</p> <p>„Seitdem ich einem Engel begegnet bin, der mich ihn begreifen lehrte!“ sagt Letorière sehr ernst.</p> <p>„<hi rendition="#aq">Sacre jeu!</hi> welche Begeisterung!“ ruft der leichtsinnige alte Lebemann aus, „Du sprichst ja, als ob es gälte, das heilige Grab zu erobern!“</p> <p>„Meine Liebe ist mir heiliger als Jerusalem,“ sagt Letorière kurz.</p> <p>Der Herzog schüttelt den Kopf. „Glaube meiner Erfahrung,“ erwidert er dem Schwärmer – „sobald eine Liebschaft Dir mehr wird als </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0047]
paar schlecht geschriebene Liebesbriefe? O, Du armer Teufel! Wie Du Deine Zeit verloren hast!“ Der Herzog pfeift leise vor sich hin.
„Das wollen wir noch abwarten, Herzog,“ antwortet nicht ohne Verdruß der Vicomte.
„Hm! Du glaubst wirklich, daß das Prinzeßchen die ernstliche Absicht hegt, Dich zu heirathen?“
„Es wäre abscheulich von mir, daran zu zweifeln,“ versichert Lancelot hitzig. „Ich glaube an Julie, wie ich an den Himmel glaube!“
„Seit wann glaubst Du denn an den Himmel, mein Sohn?“
„Seitdem ich einem Engel begegnet bin, der mich ihn begreifen lehrte!“ sagt Letorière sehr ernst.
„Sacre jeu! welche Begeisterung!“ ruft der leichtsinnige alte Lebemann aus, „Du sprichst ja, als ob es gälte, das heilige Grab zu erobern!“
„Meine Liebe ist mir heiliger als Jerusalem,“ sagt Letorière kurz.
Der Herzog schüttelt den Kopf. „Glaube meiner Erfahrung,“ erwidert er dem Schwärmer – „sobald eine Liebschaft Dir mehr wird als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |