Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.gehen auf dieselbe Weise aus gemeinschaftlicher Quelle Auf eine merkwürdige Weise läßt sich nicht selten ren-
gehen auf dieſelbe Weiſe aus gemeinſchaftlicher Quelle Auf eine merkwuͤrdige Weiſe laͤßt ſich nicht ſelten ren-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> gehen auf dieſelbe Weiſe aus gemeinſchaftlicher Quelle<lb/> hervor, und das Lamm, ſo wie der Widder, welche<lb/> oͤfters Symbole des ſchaffenden Wortes ſind, erſcheinen<lb/> als Bock anfangs als Ausdruck des zeugenden Prin-<lb/> zips, dann der groͤbſten Wolluſt (auch hier Lamm und<lb/> Flamme aus Einer Wurzel), oder als Schlange, in ei-<lb/> ner bald wohlthaͤtigen bald furchtbaren Bedeutung.</p><lb/> <p>Auf eine merkwuͤrdige Weiſe laͤßt ſich nicht ſelten<lb/> noch in der Sprache und im Mythus der Weg deut-<lb/> lich nachweiſen, auf welchem die Worte von der einen<lb/> Bedeutung in die andere ganz entgegengeſetzte uͤberge-<lb/> gangen ſind. Wir wollen auch hier nur einige wenige<lb/> Beyſpiele hervorheben. Die Verwandſchaft des Er-<lb/> kennens und Zeugens iſt ſchon von Franz Baader auf<lb/> eine merkwuͤrdige Weiſe dargethan worden. Anch in<lb/> der Sprache und im Mythus iſt die Taube, welche als<lb/> heiliger Lebensgeiſt das Lebenswaſſer der Schoͤpfung,<lb/> ſo wie den erkennenden Menſchengeiſt bewegt, mit<lb/> dem Vogel Phoͤnix und der Palme gleichbedeutend.<lb/> Die Palme, ſo wie die Blume der Nacht am Lebens-<lb/> quell, oder anderwaͤrts die Eiche, Weinſtock, Feigen-<lb/> baum, wird hierauf zum Baume der Erkenntniß, wel-<lb/> cher zugleich Baum des Haders iſt. Endlich ſo wird<lb/> der Baum der Erkenntniß zum Lingam, zum Werk-<lb/> zeug und Symbol ſinnlicher Geſchlechtsluſt. Auf die-<lb/> ſelbe Weiſe wird auch das erkennende Auge (der<lb/> Brunnen des Lichts, das Wort) auf der einen Seite<lb/> zur bauenden, ſchaffenden Hand, auf der andern, zu-<lb/> gleich mit der Hand, gleichbedeutend mit dem Organ<lb/> der koͤrperlichen Erzeugung. Das belebende Auge wird<lb/> nun zugleich toͤdtend, die Wahrheit zeugende, ſchwoͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ren-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
gehen auf dieſelbe Weiſe aus gemeinſchaftlicher Quelle
hervor, und das Lamm, ſo wie der Widder, welche
oͤfters Symbole des ſchaffenden Wortes ſind, erſcheinen
als Bock anfangs als Ausdruck des zeugenden Prin-
zips, dann der groͤbſten Wolluſt (auch hier Lamm und
Flamme aus Einer Wurzel), oder als Schlange, in ei-
ner bald wohlthaͤtigen bald furchtbaren Bedeutung.
Auf eine merkwuͤrdige Weiſe laͤßt ſich nicht ſelten
noch in der Sprache und im Mythus der Weg deut-
lich nachweiſen, auf welchem die Worte von der einen
Bedeutung in die andere ganz entgegengeſetzte uͤberge-
gangen ſind. Wir wollen auch hier nur einige wenige
Beyſpiele hervorheben. Die Verwandſchaft des Er-
kennens und Zeugens iſt ſchon von Franz Baader auf
eine merkwuͤrdige Weiſe dargethan worden. Anch in
der Sprache und im Mythus iſt die Taube, welche als
heiliger Lebensgeiſt das Lebenswaſſer der Schoͤpfung,
ſo wie den erkennenden Menſchengeiſt bewegt, mit
dem Vogel Phoͤnix und der Palme gleichbedeutend.
Die Palme, ſo wie die Blume der Nacht am Lebens-
quell, oder anderwaͤrts die Eiche, Weinſtock, Feigen-
baum, wird hierauf zum Baume der Erkenntniß, wel-
cher zugleich Baum des Haders iſt. Endlich ſo wird
der Baum der Erkenntniß zum Lingam, zum Werk-
zeug und Symbol ſinnlicher Geſchlechtsluſt. Auf die-
ſelbe Weiſe wird auch das erkennende Auge (der
Brunnen des Lichts, das Wort) auf der einen Seite
zur bauenden, ſchaffenden Hand, auf der andern, zu-
gleich mit der Hand, gleichbedeutend mit dem Organ
der koͤrperlichen Erzeugung. Das belebende Auge wird
nun zugleich toͤdtend, die Wahrheit zeugende, ſchwoͤ-
ren-
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