gelegenen Zeit eine innere Unruhe zu einem Spazier- ritt ins Freye treibt, auf diesem Wege Retter meh- rerer Personen. *)
In ähnlicher Manier, nur mit ganz entgegengesetzter Absicht und zu entgegengesetztem Zwecke, wirkt auch der böse Dämon. Er erregt in der Seele die Neigung zum Bösen, weckt die Lust durch Vorspiegelung vergangenen oder zukünf- tigen Genusses, und treibt uns, anfangs leiser, je mehr wir ihm aber Gehör geben, desto gewaltiger von Ge- danken und Worten bis zur schlimmen That, wider- spricht der besseren Stimme in uns. Der schlimme Dämon ist auch prophetisch, auf eine eben so ausge- zeichnete Weise, als der gute. In der Lebensgeschich- te großer und kleiner Verbrecher, finden sich mannich- faltige Spuren von diesem, jede Gelegenheit zum Bes- seren, oder zum Erwachen der guten Stimme, ver- meidenden und verabscheuenden Geiste. Nicht minder verkündigt der böse Engel dem Verzweifelnden den nahen Tod, oder selbst andere mehr zufällig scheinen- de Dinge. Jene Besessene zu Loudun, welche die aufgeklärteren Aerzte und Philosophen ihrer Zeit durch ihre prophetische Gabe in nicht geringe Verlegenheit brachte, und von der I. Bodin erzählet, verrieth einem Mörder und Lästerer, der sie befragte, die in- nersten Geheimnisse und Gedanken seines Herzens **)
und
*) S. Hillmers christliche Zeitschrift.
**) Leben des Querioles in G. Terstegens Leben heiliger Seelen, Vorrede zum zweyten Bande.
gelegenen Zeit eine innere Unruhe zu einem Spazier- ritt ins Freye treibt, auf dieſem Wege Retter meh- rerer Perſonen. *)
In aͤhnlicher Manier, nur mit ganz entgegengeſetzter Abſicht und zu entgegengeſetztem Zwecke, wirkt auch der boͤſe Daͤmon. Er erregt in der Seele die Neigung zum Boͤſen, weckt die Luſt durch Vorſpiegelung vergangenen oder zukuͤnf- tigen Genuſſes, und treibt uns, anfangs leiſer, je mehr wir ihm aber Gehoͤr geben, deſto gewaltiger von Ge- danken und Worten bis zur ſchlimmen That, wider- ſpricht der beſſeren Stimme in uns. Der ſchlimme Daͤmon iſt auch prophetiſch, auf eine eben ſo ausge- zeichnete Weiſe, als der gute. In der Lebensgeſchich- te großer und kleiner Verbrecher, finden ſich mannich- faltige Spuren von dieſem, jede Gelegenheit zum Beſ- ſeren, oder zum Erwachen der guten Stimme, ver- meidenden und verabſcheuenden Geiſte. Nicht minder verkuͤndigt der boͤſe Engel dem Verzweifelnden den nahen Tod, oder ſelbſt andere mehr zufaͤllig ſcheinen- de Dinge. Jene Beſeſſene zu Loudun, welche die aufgeklaͤrteren Aerzte und Philoſophen ihrer Zeit durch ihre prophetiſche Gabe in nicht geringe Verlegenheit brachte, und von der I. Bodin erzaͤhlet, verrieth einem Moͤrder und Laͤſterer, der ſie befragte, die in- nerſten Geheimniſſe und Gedanken ſeines Herzens **)
und
*) S. Hillmers chriſtliche Zeitſchrift.
**) Leben des Querioles in G. Terſtegens Leben heiliger Seelen, Vorrede zum zweyten Bande.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0072"n="62"/>
gelegenen Zeit eine innere Unruhe zu einem Spazier-<lb/>
ritt ins Freye treibt, auf dieſem Wege Retter meh-<lb/>
rerer Perſonen. <noteplace="foot"n="*)">S. <hirendition="#g">Hillmers</hi> chriſtliche Zeitſchrift.</note></p><lb/><p>In aͤhnlicher Manier, nur mit ganz entgegengeſetzter<lb/>
Abſicht und zu entgegengeſetztem Zwecke, wirkt auch der boͤſe<lb/>
Daͤmon. Er erregt in der Seele die Neigung zum Boͤſen,<lb/>
weckt die Luſt durch Vorſpiegelung vergangenen oder zukuͤnf-<lb/>
tigen Genuſſes, und treibt uns, anfangs leiſer, je mehr<lb/>
wir ihm aber Gehoͤr geben, deſto gewaltiger von Ge-<lb/>
danken und Worten bis zur ſchlimmen That, wider-<lb/>ſpricht der beſſeren Stimme in uns. Der ſchlimme<lb/>
Daͤmon iſt auch prophetiſch, auf eine eben ſo ausge-<lb/>
zeichnete Weiſe, als der gute. In der Lebensgeſchich-<lb/>
te großer und kleiner Verbrecher, finden ſich mannich-<lb/>
faltige Spuren von dieſem, jede Gelegenheit zum Beſ-<lb/>ſeren, oder zum Erwachen der guten Stimme, ver-<lb/>
meidenden und verabſcheuenden Geiſte. Nicht minder<lb/>
verkuͤndigt der boͤſe Engel dem Verzweifelnden den<lb/>
nahen Tod, oder ſelbſt andere mehr zufaͤllig ſcheinen-<lb/>
de Dinge. Jene Beſeſſene zu <hirendition="#aq">Loudun,</hi> welche die<lb/>
aufgeklaͤrteren Aerzte und Philoſophen ihrer Zeit durch<lb/>
ihre prophetiſche Gabe in nicht geringe Verlegenheit<lb/>
brachte, und von der I. Bodin erzaͤhlet, verrieth<lb/>
einem Moͤrder und Laͤſterer, der ſie befragte, die in-<lb/>
nerſten Geheimniſſe und Gedanken ſeines Herzens <noteplace="foot"n="**)">Leben des <hirendition="#g">Querioles</hi> in G. <hirendition="#g">Terſtegens</hi> Leben<lb/>
heiliger Seelen, Vorrede zum zweyten Bande.</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0072]
gelegenen Zeit eine innere Unruhe zu einem Spazier-
ritt ins Freye treibt, auf dieſem Wege Retter meh-
rerer Perſonen. *)
In aͤhnlicher Manier, nur mit ganz entgegengeſetzter
Abſicht und zu entgegengeſetztem Zwecke, wirkt auch der boͤſe
Daͤmon. Er erregt in der Seele die Neigung zum Boͤſen,
weckt die Luſt durch Vorſpiegelung vergangenen oder zukuͤnf-
tigen Genuſſes, und treibt uns, anfangs leiſer, je mehr
wir ihm aber Gehoͤr geben, deſto gewaltiger von Ge-
danken und Worten bis zur ſchlimmen That, wider-
ſpricht der beſſeren Stimme in uns. Der ſchlimme
Daͤmon iſt auch prophetiſch, auf eine eben ſo ausge-
zeichnete Weiſe, als der gute. In der Lebensgeſchich-
te großer und kleiner Verbrecher, finden ſich mannich-
faltige Spuren von dieſem, jede Gelegenheit zum Beſ-
ſeren, oder zum Erwachen der guten Stimme, ver-
meidenden und verabſcheuenden Geiſte. Nicht minder
verkuͤndigt der boͤſe Engel dem Verzweifelnden den
nahen Tod, oder ſelbſt andere mehr zufaͤllig ſcheinen-
de Dinge. Jene Beſeſſene zu Loudun, welche die
aufgeklaͤrteren Aerzte und Philoſophen ihrer Zeit durch
ihre prophetiſche Gabe in nicht geringe Verlegenheit
brachte, und von der I. Bodin erzaͤhlet, verrieth
einem Moͤrder und Laͤſterer, der ſie befragte, die in-
nerſten Geheimniſſe und Gedanken ſeines Herzens **)
und
*) S. Hillmers chriſtliche Zeitſchrift.
**) Leben des Querioles in G. Terſtegens Leben
heiliger Seelen, Vorrede zum zweyten Bande.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/72>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.