und Bienen des Bienenköniges: Speiseherren und Speisefrauen, Vertheiler der Kost. Ja in der Spra- che ist die Biene nichts anders als die Sprecherin, "die das Evangelium des neuen Gesetzes verkündigt" und das Wort selber. *) Außer diesem war schon der Honig den Alten ein Bild des Todes, und jener mythische Glaucos, der anderwärts der Fisch sel- ber ist, der Menschen verschlingt, stirbt im Honig, und wird wieder erweckt, (nach dem alten Sprichwort: Glaukos, da er Honig getrunken, ist wieder auferstan- den,) wobey selbst die Schlange und der dreyfarbige Stein, der die Farben mit dem Tageslicht wechselt, nicht ohne Bedeutung scheinen. Honig ist von den ältesten Zeiten, bis zu jenen des Christenthums, Sinn- bild der Entsühnung und psychischen Reinigung. Auf dieselbe Weise ist denn auch dem Mensch gewordenen Gott Chrishna der Inder die Biene heilig, ist sein Symbol.
Die Biene ist aber auch Bild der Zeugung, der Schöpferkraft, aus welcher die Sinnenwelt, die sicht- bare Natur hervorgeht. Dasselbe bedeutet auch dem ganzen Alterthum der Stier, welchem als Weltstier alle Samen der sichtbaren Schöpfung anvertraut wer- den. Jenes Fleisch gewordene Wort, dessen sinnlich- ste Offenbarung die uns umgebende Natur, und die ganze bunte, vielgestaltige Welt der Sinne ist, jener Weltschöpfer und Hervorbringer der Vielheit, wird
deß-
*)Kanne's Pantheon, Pag. 340. Indische Myth. 268, 272. u. a. O.
und Bienen des Bienenkoͤniges: Speiſeherren und Speiſefrauen, Vertheiler der Koſt. Ja in der Spra- che iſt die Biene nichts anders als die Sprecherin, „die das Evangelium des neuen Geſetzes verkuͤndigt“ und das Wort ſelber. *) Außer dieſem war ſchon der Honig den Alten ein Bild des Todes, und jener mythiſche Glaucos, der anderwaͤrts der Fiſch ſel- ber iſt, der Menſchen verſchlingt, ſtirbt im Honig, und wird wieder erweckt, (nach dem alten Sprichwort: Glaukos, da er Honig getrunken, iſt wieder auferſtan- den,) wobey ſelbſt die Schlange und der dreyfarbige Stein, der die Farben mit dem Tageslicht wechſelt, nicht ohne Bedeutung ſcheinen. Honig iſt von den aͤlteſten Zeiten, bis zu jenen des Chriſtenthums, Sinn- bild der Entſuͤhnung und pſychiſchen Reinigung. Auf dieſelbe Weiſe iſt denn auch dem Menſch gewordenen Gott Chrishna der Inder die Biene heilig, iſt ſein Symbol.
Die Biene iſt aber auch Bild der Zeugung, der Schoͤpferkraft, aus welcher die Sinnenwelt, die ſicht- bare Natur hervorgeht. Daſſelbe bedeutet auch dem ganzen Alterthum der Stier, welchem als Weltſtier alle Samen der ſichtbaren Schoͤpfung anvertraut wer- den. Jenes Fleiſch gewordene Wort, deſſen ſinnlich- ſte Offenbarung die uns umgebende Natur, und die ganze bunte, vielgeſtaltige Welt der Sinne iſt, jener Weltſchoͤpfer und Hervorbringer der Vielheit, wird
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*)Kanne’s Pantheon, Pag. 340. Indiſche Myth. 268, 272. u. a. O.
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und Bienen des Bienenkoͤniges: Speiſeherren und
Speiſefrauen, Vertheiler der Koſt. Ja in der Spra-
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„die das Evangelium des neuen Geſetzes verkuͤndigt“
und das Wort ſelber. *) Außer dieſem war
ſchon der Honig den Alten ein Bild des Todes, und
jener mythiſche Glaucos, der anderwaͤrts der Fiſch ſel-
ber iſt, der Menſchen verſchlingt, ſtirbt im Honig, und
wird wieder erweckt, (nach dem alten Sprichwort:
Glaukos, da er Honig getrunken, iſt wieder auferſtan-
den,) wobey ſelbſt die Schlange und der dreyfarbige
Stein, der die Farben mit dem Tageslicht wechſelt,
nicht ohne Bedeutung ſcheinen. Honig iſt von den
aͤlteſten Zeiten, bis zu jenen des Chriſtenthums, Sinn-
bild der Entſuͤhnung und pſychiſchen Reinigung. Auf
dieſelbe Weiſe iſt denn auch dem Menſch gewordenen
Gott Chrishna der Inder die Biene heilig, iſt
ſein Symbol.
Die Biene iſt aber auch Bild der Zeugung, der
Schoͤpferkraft, aus welcher die Sinnenwelt, die ſicht-
bare Natur hervorgeht. Daſſelbe bedeutet auch dem
ganzen Alterthum der Stier, welchem als Weltſtier
alle Samen der ſichtbaren Schoͤpfung anvertraut wer-
den. Jenes Fleiſch gewordene Wort, deſſen ſinnlich-
ſte Offenbarung die uns umgebende Natur, und die
ganze bunte, vielgeſtaltige Welt der Sinne iſt, jener
Weltſchoͤpfer und Hervorbringer der Vielheit, wird
deß-
*) Kanne’s Pantheon, Pag. 340. Indiſche Myth. 268,
272. u. a. O.
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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/63>, abgerufen am 28.07.2024.
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