Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.von dem Leibe entfesselten Geister, indem er ihnen Fragen wir ferner, auf welche Weise nach der Ant-
von dem Leibe entfeſſelten Geiſter, indem er ihnen Fragen wir ferner, auf welche Weiſe nach der Ant-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="48"/> von dem Leibe entfeſſelten Geiſter, indem er ihnen<lb/> jenen Becher reicht, der ſie wieder zur Beſinnung<lb/> bringt, und die Sehnſucht nach der Ruͤckkehr zum<lb/> Goͤttlichen in ihnen erweckt. Ja jene Anficht erſcheint<lb/> in den Myſterien noch viel beſtimmter ausgedruͤckt. In<lb/> dieſer wurde uͤberhaupt das Schickſal der Geiſter nach<lb/> dem Tode dargeſtellt, und die Myſterien bereiteten<lb/> ſchon durch ihre Weihen und geheimen Lehren ſelber, der<lb/> Seele ein guͤnſtigeres Loos in jenem Leben, indem ihr<lb/> weſentlichſter Inhalt die Leitungen der Seelen zur ver-<lb/> laſſenen Heimath — zum Goͤttlichen waren. Dionyſos,<lb/> der Gott der Myſterien war es aber, der allein die See-<lb/> len zum Himmel zuruͤckfuͤhrte, und zur Vollendung.<lb/> Er war Aufſeher und Anordner jener Heilsordnung, je-<lb/> ner Vervollkommungsanſtalt, zu welcher die Myſterien<lb/> den Weg bahnten. Er ſelber war als Bacchus zur<lb/> Unterwelt gefahren, und hatte die Seele der Mutter<lb/> von dort befreyt, und in dieſer ſinnvollen Sage verein-<lb/> ten ſich die ſonſt verſchieden ſcheinenden Anſichten des<lb/> orphiſchen und bacchiſchen Syſtemes. Als Aridela leitet<lb/> er unter dem Bilde eines freundlichen Geſtirnes, die<lb/> Seelen durch das dunkle Labyrinth, an den Eingang<lb/> und zum Lichte zuruͤck. Auch der geſtorbene Gott des<lb/> egyptiſchen Syſtemes, ſteht, nachdem er eben das haͤrteſte<lb/> Loos der Sterblichkeit erduldet, als ewiger Wohlthaͤter<lb/> und Lehrer, herrlicher wieder auf. —</p><lb/> <p>Fragen wir ferner, auf welche Weiſe nach der<lb/> Lehre der Myſterien jene Leitung zum Himmel, jene<lb/> Erloͤſung und Heiligung der Seelen geſchehen, ſo er-<lb/> halten wir aus verſchiedenen Gebraͤuchen jener Geheim-<lb/> lehren abermal eine bedeutungsvolle, wenn auch dunkle<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ant-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0058]
von dem Leibe entfeſſelten Geiſter, indem er ihnen
jenen Becher reicht, der ſie wieder zur Beſinnung
bringt, und die Sehnſucht nach der Ruͤckkehr zum
Goͤttlichen in ihnen erweckt. Ja jene Anficht erſcheint
in den Myſterien noch viel beſtimmter ausgedruͤckt. In
dieſer wurde uͤberhaupt das Schickſal der Geiſter nach
dem Tode dargeſtellt, und die Myſterien bereiteten
ſchon durch ihre Weihen und geheimen Lehren ſelber, der
Seele ein guͤnſtigeres Loos in jenem Leben, indem ihr
weſentlichſter Inhalt die Leitungen der Seelen zur ver-
laſſenen Heimath — zum Goͤttlichen waren. Dionyſos,
der Gott der Myſterien war es aber, der allein die See-
len zum Himmel zuruͤckfuͤhrte, und zur Vollendung.
Er war Aufſeher und Anordner jener Heilsordnung, je-
ner Vervollkommungsanſtalt, zu welcher die Myſterien
den Weg bahnten. Er ſelber war als Bacchus zur
Unterwelt gefahren, und hatte die Seele der Mutter
von dort befreyt, und in dieſer ſinnvollen Sage verein-
ten ſich die ſonſt verſchieden ſcheinenden Anſichten des
orphiſchen und bacchiſchen Syſtemes. Als Aridela leitet
er unter dem Bilde eines freundlichen Geſtirnes, die
Seelen durch das dunkle Labyrinth, an den Eingang
und zum Lichte zuruͤck. Auch der geſtorbene Gott des
egyptiſchen Syſtemes, ſteht, nachdem er eben das haͤrteſte
Loos der Sterblichkeit erduldet, als ewiger Wohlthaͤter
und Lehrer, herrlicher wieder auf. —
Fragen wir ferner, auf welche Weiſe nach der
Lehre der Myſterien jene Leitung zum Himmel, jene
Erloͤſung und Heiligung der Seelen geſchehen, ſo er-
halten wir aus verſchiedenen Gebraͤuchen jener Geheim-
lehren abermal eine bedeutungsvolle, wenn auch dunkle
Ant-
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