und vermag; *) wie die noch künftige Lilie, die das zergliedernde Messer und das Vergrößerungsglas schon in der zerschnittenen Zwiebel künstlich darstellen, nur ein kleiner Schatten von dem ist, was sie gewor- den wäre, wenn sie sich im nächsten Sommer allmäh- lig aus dem Keim entwickelt hätte.
So sind uns jene Organe, welche uns an die Materie fesseln, gerade auch ihrerseits Leiter über die Gränzen materieller Beschränkung hinaus, und sie sind uns ganz dasselbe in Beziehung auf die Zeit. Al- les Periodische, alle Zeiteintheilung kommt nämlich durch das Gangliensystem ins thierische Leben. Schon die Bewegungen der Organe des Gangliensystems ge- schehen nicht wie die der willkührlichen Organe in un- bestimmten, zufälligen Momenten, sondern in einer rhythmischen periodischen Aufeinanderfolge der Zusam- menziehungen und Ausdehnungen, gleichsam stoßwei- se, und diese stoßweise Bewegung findet sich auch in jenen Krankheiten der willkührlich beweglichen Organe, die aus dem Gangliensysteme herkommen, z. B. in der Epilepsie. -- Die an bestimmte Zeiten gebundenen Erscheinungen des Schlafens und Wachens, der Ver- dauung, des Wachsthums und der Entwickelung, der monatlichen Blutungen, die kritischen Perioden der Fieber, kommen sämmtlich aus dem Gebiete des Gang- liensystems her. Ueberhaupt ist schon an sich selber
das
*) Geschichte des Johannes Knox u. a. besonders aber des Thomas Bromley in der Historie der Wiedergebor- nen, von Reiz, Theil 2 und 6.
und vermag; *) wie die noch kuͤnftige Lilie, die das zergliedernde Meſſer und das Vergroͤßerungsglas ſchon in der zerſchnittenen Zwiebel kuͤnſtlich darſtellen, nur ein kleiner Schatten von dem iſt, was ſie gewor- den waͤre, wenn ſie ſich im naͤchſten Sommer allmaͤh- lig aus dem Keim entwickelt haͤtte.
So ſind uns jene Organe, welche uns an die Materie feſſeln, gerade auch ihrerſeits Leiter uͤber die Graͤnzen materieller Beſchraͤnkung hinaus, und ſie ſind uns ganz daſſelbe in Beziehung auf die Zeit. Al- les Periodiſche, alle Zeiteintheilung kommt naͤmlich durch das Ganglienſyſtem ins thieriſche Leben. Schon die Bewegungen der Organe des Ganglienſyſtems ge- ſchehen nicht wie die der willkuͤhrlichen Organe in un- beſtimmten, zufaͤlligen Momenten, ſondern in einer rhythmiſchen periodiſchen Aufeinanderfolge der Zuſam- menziehungen und Ausdehnungen, gleichſam ſtoßwei- ſe, und dieſe ſtoßweiſe Bewegung findet ſich auch in jenen Krankheiten der willkuͤhrlich beweglichen Organe, die aus dem Ganglienſyſteme herkommen, z. B. in der Epilepſie. — Die an beſtimmte Zeiten gebundenen Erſcheinungen des Schlafens und Wachens, der Ver- dauung, des Wachsthums und der Entwickelung, der monatlichen Blutungen, die kritiſchen Perioden der Fieber, kommen ſaͤmmtlich aus dem Gebiete des Gang- lienſyſtems her. Ueberhaupt iſt ſchon an ſich ſelber
das
*) Geſchichte des Johannes Knox u. a. beſonders aber des Thomas Bromley in der Hiſtorie der Wiedergebor- nen, von Reiz, Theil 2 und 6.
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und vermag; *) wie die noch kuͤnftige Lilie, die
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nur ein kleiner Schatten von dem iſt, was ſie gewor-
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lig aus dem Keim entwickelt haͤtte.
So ſind uns jene Organe, welche uns an die
Materie feſſeln, gerade auch ihrerſeits Leiter uͤber die
Graͤnzen materieller Beſchraͤnkung hinaus, und ſie
ſind uns ganz daſſelbe in Beziehung auf die Zeit. Al-
les Periodiſche, alle Zeiteintheilung kommt naͤmlich
durch das Ganglienſyſtem ins thieriſche Leben. Schon
die Bewegungen der Organe des Ganglienſyſtems ge-
ſchehen nicht wie die der willkuͤhrlichen Organe in un-
beſtimmten, zufaͤlligen Momenten, ſondern in einer
rhythmiſchen periodiſchen Aufeinanderfolge der Zuſam-
menziehungen und Ausdehnungen, gleichſam ſtoßwei-
ſe, und dieſe ſtoßweiſe Bewegung findet ſich auch in
jenen Krankheiten der willkuͤhrlich beweglichen Organe,
die aus dem Ganglienſyſteme herkommen, z. B. in
der Epilepſie. — Die an beſtimmte Zeiten gebundenen
Erſcheinungen des Schlafens und Wachens, der Ver-
dauung, des Wachsthums und der Entwickelung, der
monatlichen Blutungen, die kritiſchen Perioden der
Fieber, kommen ſaͤmmtlich aus dem Gebiete des Gang-
lienſyſtems her. Ueberhaupt iſt ſchon an ſich ſelber
das
*) Geſchichte des Johannes Knox u. a. beſonders aber des
Thomas Bromley in der Hiſtorie der Wiedergebor-
nen, von Reiz, Theil 2 und 6.
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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/147>, abgerufen am 16.02.2025.
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