Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.Jene eigenthümliche Natur des an uns ange- In einem Saitenspiel pflegt ein äußerer lauter und wandle, und an die schon längst anerkannte Ver-
wandschaft der Wollust (Fleischeslust) und Mordlust. Jene eigenthuͤmliche Natur des an uns ange- In einem Saitenſpiel pflegt ein aͤußerer lauter und wandle, und an die ſchon laͤngſt anerkannte Ver-
wandſchaft der Wolluſt (Fleiſchesluſt) und Mordluſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0133" n="123"/> <p>Jene eigenthuͤmliche Natur des an uns ange-<lb/> ſchmiedeten Galeerenſclaven, wird beſonders aus der<lb/> Weiſe erkannt, auf welche der Wahnſinn erzeugt<lb/> wird. Dieſer Zuſtand beſtehet uͤberhaupt in jener<lb/> Umkehrung des natuͤrlichen Verhaͤltniſſes, wodurch die<lb/> bildende Seelenthaͤtigkeit, ihr gewoͤhnliches Geſchaͤft<lb/> verſaͤumend, ſich auf pſychiſche Weiſe aͤußert, und wo<lb/> nun die ganze Kraft des geiſtigen Organismus, auf<lb/> jenes unnatuͤrliche Geſchaͤft concentrirt, und die Thaͤ-<lb/> tigkeit des Cerebralſyſtems verdunkelt wird. Ein Vor-<lb/> herrſchen der Ganglienſeelenthaͤtigkeit uͤber das hoͤhere<lb/> Seelenvermoͤgen, entſteht zuweilen auf negative Wei-<lb/> ſe, dadurch, daß das hoͤhere Organ durch Krankheit<lb/> gezwungen, oder durch eigene willkuͤhrliche Schuld<lb/> ſeine natuͤrliche Oberherrſchaft verliert, haͤufiger je-<lb/> doch auf poſitive Weiſe, entweder dadurch daß die in<lb/> materieller Bildung befangene Seelenthaͤtigkeit, in ih-<lb/> rem gewoͤhnlichen Geſchaͤfte geſtoͤrt, aus ihren Ban-<lb/> den frey wird, und ſich, als der bey den Meiſten<lb/> ſtaͤrkere Theil zum Herrſcher aufwirft, oder dadurch<lb/> daß die Schlummernde durch verwandte, beguͤnſtigen-<lb/> de Einfluͤſſe geweckt, genaͤhrt wird.</p><lb/> <p>In einem Saitenſpiel pflegt ein aͤußerer lauter<lb/> Ton den Nachhall der gleichgeſtimmten Saiten zu er-<lb/> wecken. Die Leidenſchaſten und das ganze Gefolge<lb/> unſerer Neigungen und Abneigungen, der Begierde<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="*)">wandle, und an die ſchon laͤngſt anerkannte Ver-<lb/> wandſchaft der Wolluſt (<hi rendition="#g">Fleiſchesluſt</hi>) und<lb/> Mordluſt.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0133]
Jene eigenthuͤmliche Natur des an uns ange-
ſchmiedeten Galeerenſclaven, wird beſonders aus der
Weiſe erkannt, auf welche der Wahnſinn erzeugt
wird. Dieſer Zuſtand beſtehet uͤberhaupt in jener
Umkehrung des natuͤrlichen Verhaͤltniſſes, wodurch die
bildende Seelenthaͤtigkeit, ihr gewoͤhnliches Geſchaͤft
verſaͤumend, ſich auf pſychiſche Weiſe aͤußert, und wo
nun die ganze Kraft des geiſtigen Organismus, auf
jenes unnatuͤrliche Geſchaͤft concentrirt, und die Thaͤ-
tigkeit des Cerebralſyſtems verdunkelt wird. Ein Vor-
herrſchen der Ganglienſeelenthaͤtigkeit uͤber das hoͤhere
Seelenvermoͤgen, entſteht zuweilen auf negative Wei-
ſe, dadurch, daß das hoͤhere Organ durch Krankheit
gezwungen, oder durch eigene willkuͤhrliche Schuld
ſeine natuͤrliche Oberherrſchaft verliert, haͤufiger je-
doch auf poſitive Weiſe, entweder dadurch daß die in
materieller Bildung befangene Seelenthaͤtigkeit, in ih-
rem gewoͤhnlichen Geſchaͤfte geſtoͤrt, aus ihren Ban-
den frey wird, und ſich, als der bey den Meiſten
ſtaͤrkere Theil zum Herrſcher aufwirft, oder dadurch
daß die Schlummernde durch verwandte, beguͤnſtigen-
de Einfluͤſſe geweckt, genaͤhrt wird.
In einem Saitenſpiel pflegt ein aͤußerer lauter
Ton den Nachhall der gleichgeſtimmten Saiten zu er-
wecken. Die Leidenſchaſten und das ganze Gefolge
unſerer Neigungen und Abneigungen, der Begierde
und
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*) wandle, und an die ſchon laͤngſt anerkannte Ver-
wandſchaft der Wolluſt (Fleiſchesluſt) und
Mordluſt.
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