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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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desselben erräth und mitfühlt; wenn sie tiefe Blicke
in die innere und äußere, vergangene und gegenwär-
tige Geschichte aller mit ihr in Verbindung gesetzten
Personen zu thun vermag; wenn sie sich selber Ereig-
nisse und Zufälle vorausverkündigt, welche mit dem
Kreise des gegenwärtigen Wissens durchaus in keiner
Beziehung stehen; wenn sie nicht bloß die Heilmittel
genau beschreibt und angiebt, die ihre Krankheit zu
heilen vermögen, sondern durch ein eröffnetes Ahn-
dungsvermögen sogar den von ihr nicht besuchten Ort,
wo dieses oder jenes heilende Kraut wächst: *) so
zeigt sich immer die Gegend des Magengeflechtes und
der Herzgrube als das Organ jenes Erkennens. **)
Alle Gegenstände, welche der Somnambule deutlicher
betrachten will, pflegt er aus einem innern Instinkte
an diese Stelie zu halten ***) wie sonst aus Auge.

Aber wenn in jenem merkwürdigen Zustande eine
höhere Kraft des Erkennens und Gefühles in der
Seele erwacht war, wenn die Somnambule mit einer
Klarheit und Sicherheit über Gegenstände sprach,
die ihr sonst nur wie dunkle Bilder vorschwebten,
wenn ihr die fernste Vergangenheit wie die Zukunft
hell wurde, ****) wenn sie mit geisterhafter Einsicht,

den
*) Diesen seltsamen, von dem biedern wahrheitliebenden
Wienholt beobachteten Fall, erzählt Kluge S. 215.
**) Kluge u. a. O. S. 131, -- 150 -- 204 -- 213 u. f.
***) Kluge, S. 197.
****) Kluge, S. 213.

deſſelben erraͤth und mitfuͤhlt; wenn ſie tiefe Blicke
in die innere und aͤußere, vergangene und gegenwaͤr-
tige Geſchichte aller mit ihr in Verbindung geſetzten
Perſonen zu thun vermag; wenn ſie ſich ſelber Ereig-
niſſe und Zufaͤlle vorausverkuͤndigt, welche mit dem
Kreiſe des gegenwaͤrtigen Wiſſens durchaus in keiner
Beziehung ſtehen; wenn ſie nicht bloß die Heilmittel
genau beſchreibt und angiebt, die ihre Krankheit zu
heilen vermoͤgen, ſondern durch ein eroͤffnetes Ahn-
dungsvermoͤgen ſogar den von ihr nicht beſuchten Ort,
wo dieſes oder jenes heilende Kraut waͤchſt: *) ſo
zeigt ſich immer die Gegend des Magengeflechtes und
der Herzgrube als das Organ jenes Erkennens. **)
Alle Gegenſtaͤnde, welche der Somnambule deutlicher
betrachten will, pflegt er aus einem innern Inſtinkte
an dieſe Stelie zu halten ***) wie ſonſt aus Auge.

Aber wenn in jenem merkwuͤrdigen Zuſtande eine
hoͤhere Kraft des Erkennens und Gefuͤhles in der
Seele erwacht war, wenn die Somnambule mit einer
Klarheit und Sicherheit uͤber Gegenſtaͤnde ſprach,
die ihr ſonſt nur wie dunkle Bilder vorſchwebten,
wenn ihr die fernſte Vergangenheit wie die Zukunft
hell wurde, ****) wenn ſie mit geiſterhafter Einſicht,

den
*) Dieſen ſeltſamen, von dem biedern wahrheitliebenden
Wienholt beobachteten Fall, erzaͤhlt Kluge S. 215.
**) Kluge u. a. O. S. 131, — 150 — 204 — 213 u. f.
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****) Kluge, S. 213.
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[105/0115] deſſelben erraͤth und mitfuͤhlt; wenn ſie tiefe Blicke in die innere und aͤußere, vergangene und gegenwaͤr- tige Geſchichte aller mit ihr in Verbindung geſetzten Perſonen zu thun vermag; wenn ſie ſich ſelber Ereig- niſſe und Zufaͤlle vorausverkuͤndigt, welche mit dem Kreiſe des gegenwaͤrtigen Wiſſens durchaus in keiner Beziehung ſtehen; wenn ſie nicht bloß die Heilmittel genau beſchreibt und angiebt, die ihre Krankheit zu heilen vermoͤgen, ſondern durch ein eroͤffnetes Ahn- dungsvermoͤgen ſogar den von ihr nicht beſuchten Ort, wo dieſes oder jenes heilende Kraut waͤchſt: *) ſo zeigt ſich immer die Gegend des Magengeflechtes und der Herzgrube als das Organ jenes Erkennens. **) Alle Gegenſtaͤnde, welche der Somnambule deutlicher betrachten will, pflegt er aus einem innern Inſtinkte an dieſe Stelie zu halten ***) wie ſonſt aus Auge. Aber wenn in jenem merkwuͤrdigen Zuſtande eine hoͤhere Kraft des Erkennens und Gefuͤhles in der Seele erwacht war, wenn die Somnambule mit einer Klarheit und Sicherheit uͤber Gegenſtaͤnde ſprach, die ihr ſonſt nur wie dunkle Bilder vorſchwebten, wenn ihr die fernſte Vergangenheit wie die Zukunft hell wurde, ****) wenn ſie mit geiſterhafter Einſicht, den *) Dieſen ſeltſamen, von dem biedern wahrheitliebenden Wienholt beobachteten Fall, erzaͤhlt Kluge S. 215. **) Kluge u. a. O. S. 131, — 150 — 204 — 213 u. f. ***) Kluge, S. 197. ****) Kluge, S. 213.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/115>, abgerufen am 25.11.2024.