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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Alterthums, noch auf eine andre Meynung von dem Ur-
sprung der Sprache und zugleich jener Naturweisheit,
welche das erste war was der Mensch ausgesprochen,
hingeführt. Diese Meynung scheint der gewöhnlichen,
welche die Sprache aus Naturtönen herleitet, etwas
näher verwandt, aber zugleich bestätigt sie auch, viel-
mehr als auf den ersten Blick scheinen könnte, die An-
sichten des Alterthums. Es wird angenommen, daß
die Atmosphäre das Mittelglied einer beständigen
Wechselwirkung zwischen unsrem Planeten und denen
andern Weltkörpern sey. Wie der Mond und die
Sonne noch jezt einen sichtbaren und merklichen Ein-
fluß auf die Veränderungen des Luftkreißes haben,
wie nach Einigen noch jezt verschiedene Stellungen und
wechselseitige Beziehungen der entfernteren Planeten
auf einander durch verschiedene neue Bewegungen in
der Atmosphäre ausgezeichnet sind; so müsse dieser
Einfluß früher, bey einem, wie sich beweisen ließe,
viel empfänglicherem Zustand des Luftkreißes, viel merk-
licher gewesen seyn. Man fände noch jezt in der
Bildungsgeschichte des Planeten Spuren der heftigsten
Bewegungen in der flüssigen Atmosphäre, einige Pla-
neten unsres Systems, deren Beschaffenheit dem Urzu-
stande des Unsrigen noch nahe scheint, gäben noch jezt
fast täglich ein Beyspiel von solchen heftigen Bewegun-
gen in ihre Atmosphäre, welche die mittlere Geschwin-
digkeit des Schalles bey uns sieben, ja elfmal über-
träfe, während die heftigsten Bewegungen in unsern
jezigen Luftkreise 12 ja 13 mal langsamer wären als

Alterthums, noch auf eine andre Meynung von dem Ur-
ſprung der Sprache und zugleich jener Naturweisheit,
welche das erſte war was der Menſch ausgeſprochen,
hingefuͤhrt. Dieſe Meynung ſcheint der gewoͤhnlichen,
welche die Sprache aus Naturtoͤnen herleitet, etwas
naͤher verwandt, aber zugleich beſtaͤtigt ſie auch, viel-
mehr als auf den erſten Blick ſcheinen koͤnnte, die An-
ſichten des Alterthums. Es wird angenommen, daß
die Atmosphaͤre das Mittelglied einer beſtaͤndigen
Wechſelwirkung zwiſchen unſrem Planeten und denen
andern Weltkoͤrpern ſey. Wie der Mond und die
Sonne noch jezt einen ſichtbaren und merklichen Ein-
fluß auf die Veraͤnderungen des Luftkreißes haben,
wie nach Einigen noch jezt verſchiedene Stellungen und
wechſelſeitige Beziehungen der entfernteren Planeten
auf einander durch verſchiedene neue Bewegungen in
der Atmosphaͤre ausgezeichnet ſind; ſo muͤſſe dieſer
Einfluß fruͤher, bey einem, wie ſich beweiſen ließe,
viel empfaͤnglicherem Zuſtand des Luftkreißes, viel merk-
licher geweſen ſeyn. Man faͤnde noch jezt in der
Bildungsgeſchichte des Planeten Spuren der heftigſten
Bewegungen in der fluͤſſigen Atmosphaͤre, einige Pla-
neten unſres Syſtems, deren Beſchaffenheit dem Urzu-
ſtande des Unſrigen noch nahe ſcheint, gaͤben noch jezt
faſt taͤglich ein Beyſpiel von ſolchen heftigen Bewegun-
gen in ihre Atmosphaͤre, welche die mittlere Geſchwin-
digkeit des Schalles bey uns ſieben, ja elfmal uͤber-
traͤfe, waͤhrend die heftigſten Bewegungen in unſern
jezigen Luftkreiſe 12 ja 13 mal langſamer waͤren als

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[62/0076] Alterthums, noch auf eine andre Meynung von dem Ur- ſprung der Sprache und zugleich jener Naturweisheit, welche das erſte war was der Menſch ausgeſprochen, hingefuͤhrt. Dieſe Meynung ſcheint der gewoͤhnlichen, welche die Sprache aus Naturtoͤnen herleitet, etwas naͤher verwandt, aber zugleich beſtaͤtigt ſie auch, viel- mehr als auf den erſten Blick ſcheinen koͤnnte, die An- ſichten des Alterthums. Es wird angenommen, daß die Atmosphaͤre das Mittelglied einer beſtaͤndigen Wechſelwirkung zwiſchen unſrem Planeten und denen andern Weltkoͤrpern ſey. Wie der Mond und die Sonne noch jezt einen ſichtbaren und merklichen Ein- fluß auf die Veraͤnderungen des Luftkreißes haben, wie nach Einigen noch jezt verſchiedene Stellungen und wechſelſeitige Beziehungen der entfernteren Planeten auf einander durch verſchiedene neue Bewegungen in der Atmosphaͤre ausgezeichnet ſind; ſo muͤſſe dieſer Einfluß fruͤher, bey einem, wie ſich beweiſen ließe, viel empfaͤnglicherem Zuſtand des Luftkreißes, viel merk- licher geweſen ſeyn. Man faͤnde noch jezt in der Bildungsgeſchichte des Planeten Spuren der heftigſten Bewegungen in der fluͤſſigen Atmosphaͤre, einige Pla- neten unſres Syſtems, deren Beſchaffenheit dem Urzu- ſtande des Unſrigen noch nahe ſcheint, gaͤben noch jezt faſt taͤglich ein Beyſpiel von ſolchen heftigen Bewegun- gen in ihre Atmosphaͤre, welche die mittlere Geſchwin- digkeit des Schalles bey uns ſieben, ja elfmal uͤber- traͤfe, waͤhrend die heftigſten Bewegungen in unſern jezigen Luftkreiſe 12 ja 13 mal langſamer waͤren als

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/76>, abgerufen am 23.11.2024.