gentlich und ausschließend richte, und worüber man fragen müsse? Ich will nicht von einem noch schlim- meren Misbrauch jener Entdeckung sprechen, welchen die Verdorbenheit und Sittenlosigkeit der Zeit und der Gegenden, in welchen man zuerst Gebrauch davon machte, alsbald herbeyführte. Man wird von selber einsehen, wie wenig derselbe mit dem Magnetismus zusammenhieng, wie wenig er diesem selber zuzuschrei- ben sey.
Jene unschuldigen Uebertreibungen, -- der et- was über die rechte Gränze gehende Enthusiasmus, werden übrigens denjenigen nicht befremden, welcher die Geschichte der Naturwissenschaften und ihrer Ent- deckungen kennt. Als an der Gränze des Mittelal- ters die Versuche mit dem gewöhnlichen Magnet, un- ter den Aerzten der damaligen Zeit allgemeiner und be- kannter wurden, fehlte es nicht minder an jenem etwas übertriebenen Enthusiasmus, welcher mit dieser einen Entdeckung alle Geheimnisse der Natur erklärt, das verborgenste Innre derselben geöffnet glaubte. Die Systeme des Kircher, Helmont und einer Menge andrer, sonst mit Recht berühmter Naturforscher der damaligen Zeit, enthalten eine solche Menge wunderbare Eigen- schaften, die man dem Magnet zugeschrieben, so viele seltsame Erscheinungen, die man aus magnetischen Kräften herleitete, daß die Zeit der ersten Entdeckung des thierischen Magnetismus schwerlich mehrere aufzu- weisen hat. Und doch blieb die Haupterscheinung sel-
gentlich und ausſchließend richte, und woruͤber man fragen muͤſſe? Ich will nicht von einem noch ſchlim- meren Misbrauch jener Entdeckung ſprechen, welchen die Verdorbenheit und Sittenloſigkeit der Zeit und der Gegenden, in welchen man zuerſt Gebrauch davon machte, alsbald herbeyfuͤhrte. Man wird von ſelber einſehen, wie wenig derſelbe mit dem Magnetismus zuſammenhieng, wie wenig er dieſem ſelber zuzuſchrei- ben ſey.
Jene unſchuldigen Uebertreibungen, — der et- was uͤber die rechte Graͤnze gehende Enthuſiasmus, werden uͤbrigens denjenigen nicht befremden, welcher die Geſchichte der Naturwiſſenſchaften und ihrer Ent- deckungen kennt. Als an der Graͤnze des Mittelal- ters die Verſuche mit dem gewoͤhnlichen Magnet, un- ter den Aerzten der damaligen Zeit allgemeiner und be- kannter wurden, fehlte es nicht minder an jenem etwas uͤbertriebenen Enthuſiasmus, welcher mit dieſer einen Entdeckung alle Geheimniſſe der Natur erklaͤrt, das verborgenſte Innre derſelben geoͤffnet glaubte. Die Syſteme des Kircher, Helmont und einer Menge andrer, ſonſt mit Recht beruͤhmter Naturforſcher der damaligen Zeit, enthalten eine ſolche Menge wunderbare Eigen- ſchaften, die man dem Magnet zugeſchrieben, ſo viele ſeltſame Erſcheinungen, die man aus magnetiſchen Kraͤften herleitete, daß die Zeit der erſten Entdeckung des thieriſchen Magnetismus ſchwerlich mehrere aufzu- weiſen hat. Und doch blieb die Haupterſcheinung ſel-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0342"n="328"/>
gentlich und ausſchließend richte, und woruͤber man<lb/>
fragen muͤſſe? Ich will nicht von einem noch ſchlim-<lb/>
meren Misbrauch jener Entdeckung ſprechen, welchen<lb/>
die Verdorbenheit und Sittenloſigkeit der Zeit und der<lb/>
Gegenden, in welchen man zuerſt Gebrauch davon<lb/>
machte, alsbald herbeyfuͤhrte. Man wird von ſelber<lb/>
einſehen, wie wenig derſelbe mit dem Magnetismus<lb/>
zuſammenhieng, wie wenig er dieſem ſelber zuzuſchrei-<lb/>
ben ſey.</p><lb/><p>Jene unſchuldigen Uebertreibungen, — der et-<lb/>
was uͤber die rechte Graͤnze gehende Enthuſiasmus,<lb/>
werden uͤbrigens denjenigen nicht befremden, welcher<lb/>
die Geſchichte der Naturwiſſenſchaften und ihrer Ent-<lb/>
deckungen kennt. Als an der Graͤnze des Mittelal-<lb/>
ters die Verſuche mit dem gewoͤhnlichen Magnet, un-<lb/>
ter den Aerzten der damaligen Zeit allgemeiner und be-<lb/>
kannter wurden, fehlte es nicht minder an jenem etwas<lb/>
uͤbertriebenen Enthuſiasmus, welcher mit dieſer einen<lb/>
Entdeckung alle Geheimniſſe der Natur erklaͤrt, das<lb/>
verborgenſte Innre derſelben geoͤffnet glaubte. Die<lb/>
Syſteme des Kircher, Helmont und einer Menge andrer,<lb/>ſonſt mit Recht beruͤhmter Naturforſcher der damaligen<lb/>
Zeit, enthalten eine ſolche Menge wunderbare Eigen-<lb/>ſchaften, die man dem Magnet zugeſchrieben, ſo viele<lb/>ſeltſame Erſcheinungen, die man aus magnetiſchen<lb/>
Kraͤften herleitete, daß die Zeit der erſten Entdeckung<lb/>
des thieriſchen Magnetismus ſchwerlich mehrere aufzu-<lb/>
weiſen hat. Und doch blieb die Haupterſcheinung ſel-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[328/0342]
gentlich und ausſchließend richte, und woruͤber man
fragen muͤſſe? Ich will nicht von einem noch ſchlim-
meren Misbrauch jener Entdeckung ſprechen, welchen
die Verdorbenheit und Sittenloſigkeit der Zeit und der
Gegenden, in welchen man zuerſt Gebrauch davon
machte, alsbald herbeyfuͤhrte. Man wird von ſelber
einſehen, wie wenig derſelbe mit dem Magnetismus
zuſammenhieng, wie wenig er dieſem ſelber zuzuſchrei-
ben ſey.
Jene unſchuldigen Uebertreibungen, — der et-
was uͤber die rechte Graͤnze gehende Enthuſiasmus,
werden uͤbrigens denjenigen nicht befremden, welcher
die Geſchichte der Naturwiſſenſchaften und ihrer Ent-
deckungen kennt. Als an der Graͤnze des Mittelal-
ters die Verſuche mit dem gewoͤhnlichen Magnet, un-
ter den Aerzten der damaligen Zeit allgemeiner und be-
kannter wurden, fehlte es nicht minder an jenem etwas
uͤbertriebenen Enthuſiasmus, welcher mit dieſer einen
Entdeckung alle Geheimniſſe der Natur erklaͤrt, das
verborgenſte Innre derſelben geoͤffnet glaubte. Die
Syſteme des Kircher, Helmont und einer Menge andrer,
ſonſt mit Recht beruͤhmter Naturforſcher der damaligen
Zeit, enthalten eine ſolche Menge wunderbare Eigen-
ſchaften, die man dem Magnet zugeſchrieben, ſo viele
ſeltſame Erſcheinungen, die man aus magnetiſchen
Kraͤften herleitete, daß die Zeit der erſten Entdeckung
des thieriſchen Magnetismus ſchwerlich mehrere aufzu-
weiſen hat. Und doch blieb die Haupterſcheinung ſel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/342>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.