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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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seiner ersten Jünger, durch eine Menge lächerliche Ueber-
treibungen mit Recht verdächtig gemacht. Denn was
konnte lächerlicher seyn als die vornehmen Personen einer
ganzen ansehnlichen Stadt, um eine sogenannte Hellse-
hende versammlet zu sehen, welche die voller Vertrauen
an sie gerichteten Fragen mit einem sich selber wider-
sprechenden Unsinn beantwortete, während jene die
verworrenen Recepte, welche sie verordnet, die son-
derbaren Visionen und Wahrsagungen der Traumredne-
rin, nicht selten mit einem blinden Glauben hinnah-
men. Doch lese man nur die Schriften eines der wür-
digsten Magnetiseurs der damaligen Zeit, des älteren
Gmelin, und man wird finden, wie die besseren An-
hänger jener neuen Entdeckung schon damals über die-
sen Misbrauch derselben dachten. Fragen aus der Me-
taphysik, deren Bedeutung von den Fragenden öfters
selber nicht verstanden war, physikalischer Irthum,
über welchen man Auskunft verlangte, Fragen über
künftige politische Ereignisse, endlich selbst die über
Krankheiten gänzlich fremder Personen, und ihre Hei-
lung, waren allerdings hier an sehr unrechten Ort, man
verlangte von einem Instrument von bestimmter Ein-
richtung, daß es nicht allein die Töne aller andren In-
strumente in sich vereinen, sondern außer den Tönen
zugleich die Erscheinungen des Lichts, der Wärme, ja
der Elektricität gewähren solle. Meine Zuhörer wer-
den hernach aus der Geschichte des sogenannten Som-
nambulismus und des Hellsehens selber entscheiden
können, wohin sich der Geist in solchen Zustand ei-

ſeiner erſten Juͤnger, durch eine Menge laͤcherliche Ueber-
treibungen mit Recht verdaͤchtig gemacht. Denn was
konnte laͤcherlicher ſeyn als die vornehmen Perſonen einer
ganzen anſehnlichen Stadt, um eine ſogenannte Hellſe-
hende verſammlet zu ſehen, welche die voller Vertrauen
an ſie gerichteten Fragen mit einem ſich ſelber wider-
ſprechenden Unſinn beantwortete, waͤhrend jene die
verworrenen Recepte, welche ſie verordnet, die ſon-
derbaren Viſionen und Wahrſagungen der Traumredne-
rin, nicht ſelten mit einem blinden Glauben hinnah-
men. Doch leſe man nur die Schriften eines der wuͤr-
digſten Magnetiſeurs der damaligen Zeit, des aͤlteren
Gmelin, und man wird finden, wie die beſſeren An-
haͤnger jener neuen Entdeckung ſchon damals uͤber die-
ſen Misbrauch derſelben dachten. Fragen aus der Me-
taphyſik, deren Bedeutung von den Fragenden oͤfters
ſelber nicht verſtanden war, phyſikaliſcher Irthum,
uͤber welchen man Auskunft verlangte, Fragen uͤber
kuͤnftige politiſche Ereigniſſe, endlich ſelbſt die uͤber
Krankheiten gaͤnzlich fremder Perſonen, und ihre Hei-
lung, waren allerdings hier an ſehr unrechten Ort, man
verlangte von einem Inſtrument von beſtimmter Ein-
richtung, daß es nicht allein die Toͤne aller andren In-
ſtrumente in ſich vereinen, ſondern außer den Toͤnen
zugleich die Erſcheinungen des Lichts, der Waͤrme, ja
der Elektricitaͤt gewaͤhren ſolle. Meine Zuhoͤrer wer-
den hernach aus der Geſchichte des ſogenannten Som-
nambulismus und des Hellſehens ſelber entſcheiden
koͤnnen, wohin ſich der Geiſt in ſolchen Zuſtand ei-

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[327/0341] ſeiner erſten Juͤnger, durch eine Menge laͤcherliche Ueber- treibungen mit Recht verdaͤchtig gemacht. Denn was konnte laͤcherlicher ſeyn als die vornehmen Perſonen einer ganzen anſehnlichen Stadt, um eine ſogenannte Hellſe- hende verſammlet zu ſehen, welche die voller Vertrauen an ſie gerichteten Fragen mit einem ſich ſelber wider- ſprechenden Unſinn beantwortete, waͤhrend jene die verworrenen Recepte, welche ſie verordnet, die ſon- derbaren Viſionen und Wahrſagungen der Traumredne- rin, nicht ſelten mit einem blinden Glauben hinnah- men. Doch leſe man nur die Schriften eines der wuͤr- digſten Magnetiſeurs der damaligen Zeit, des aͤlteren Gmelin, und man wird finden, wie die beſſeren An- haͤnger jener neuen Entdeckung ſchon damals uͤber die- ſen Misbrauch derſelben dachten. Fragen aus der Me- taphyſik, deren Bedeutung von den Fragenden oͤfters ſelber nicht verſtanden war, phyſikaliſcher Irthum, uͤber welchen man Auskunft verlangte, Fragen uͤber kuͤnftige politiſche Ereigniſſe, endlich ſelbſt die uͤber Krankheiten gaͤnzlich fremder Perſonen, und ihre Hei- lung, waren allerdings hier an ſehr unrechten Ort, man verlangte von einem Inſtrument von beſtimmter Ein- richtung, daß es nicht allein die Toͤne aller andren In- ſtrumente in ſich vereinen, ſondern außer den Toͤnen zugleich die Erſcheinungen des Lichts, der Waͤrme, ja der Elektricitaͤt gewaͤhren ſolle. Meine Zuhoͤrer wer- den hernach aus der Geſchichte des ſogenannten Som- nambulismus und des Hellſehens ſelber entſcheiden koͤnnen, wohin ſich der Geiſt in ſolchen Zuſtand ei-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/341>, abgerufen am 23.11.2024.