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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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des den jetzt die innren Kräfte gelähmt scheinen, dem
eignen hohen Streben erlegen, und durch die Hand der
schönen Lilie, der er vor allen treu gewesen in Schlum-
mer versenkt ist, dann wird die Zeit näher kommen wo
der Tempel, welcher das Eigenthum einer andern Welt
geschienen, über den Strom herüber, in das jetzige
Daseyn eintreten wird. Dann werden beyde Welten
tief im innern Wesen sich vereinen, die ewige Brücke
ist gebaut, wenn die bloße Reflexion in der Zeit ihrer
schönsten Blüthe in den Händen der Lilie sich selber auf-
opfern, wenn jene tief im Innern liegende ewige Lie-
be aus dem Daseyn des Menschen hervortreten, und
das irdische Streben verzehren wird. Dann erwacht
der schöne Jüngling wieder, und wird herrschen. Der
graue alte Fährmann wird verherrlicht. Ja die
Stimme hat schon einmal gerufen, es ist an der Zeit.
Schon erschien der Mann mit der Leuchte im Tempel,
auch die Irwische kamen schon herüber, welche die
Banden dieses letzten seltsam zusammengemischten Welt-
alters zerstören, daß dieses in sich selber zusammenfal-
len muß. Alsdann erst, werden die besseren Genien
unsres Geschlechts, welche die frühere Welt beherrscht,
wieder in dem alten Glanze hervortreten.



des den jetzt die innren Kraͤfte gelaͤhmt ſcheinen, dem
eignen hohen Streben erlegen, und durch die Hand der
ſchoͤnen Lilie, der er vor allen treu geweſen in Schlum-
mer verſenkt iſt, dann wird die Zeit naͤher kommen wo
der Tempel, welcher das Eigenthum einer andern Welt
geſchienen, uͤber den Strom heruͤber, in das jetzige
Daſeyn eintreten wird. Dann werden beyde Welten
tief im innern Weſen ſich vereinen, die ewige Bruͤcke
iſt gebaut, wenn die bloße Reflexion in der Zeit ihrer
ſchoͤnſten Bluͤthe in den Haͤnden der Lilie ſich ſelber auf-
opfern, wenn jene tief im Innern liegende ewige Lie-
be aus dem Daſeyn des Menſchen hervortreten, und
das irdiſche Streben verzehren wird. Dann erwacht
der ſchoͤne Juͤngling wieder, und wird herrſchen. Der
graue alte Faͤhrmann wird verherrlicht. Ja die
Stimme hat ſchon einmal gerufen, es iſt an der Zeit.
Schon erſchien der Mann mit der Leuchte im Tempel,
auch die Irwiſche kamen ſchon heruͤber, welche die
Banden dieſes letzten ſeltſam zuſammengemiſchten Welt-
alters zerſtoͤren, daß dieſes in ſich ſelber zuſammenfal-
len muß. Alsdann erſt, werden die beſſeren Genien
unſres Geſchlechts, welche die fruͤhere Welt beherrſcht,
wieder in dem alten Glanze hervortreten.



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[325/0339] des den jetzt die innren Kraͤfte gelaͤhmt ſcheinen, dem eignen hohen Streben erlegen, und durch die Hand der ſchoͤnen Lilie, der er vor allen treu geweſen in Schlum- mer verſenkt iſt, dann wird die Zeit naͤher kommen wo der Tempel, welcher das Eigenthum einer andern Welt geſchienen, uͤber den Strom heruͤber, in das jetzige Daſeyn eintreten wird. Dann werden beyde Welten tief im innern Weſen ſich vereinen, die ewige Bruͤcke iſt gebaut, wenn die bloße Reflexion in der Zeit ihrer ſchoͤnſten Bluͤthe in den Haͤnden der Lilie ſich ſelber auf- opfern, wenn jene tief im Innern liegende ewige Lie- be aus dem Daſeyn des Menſchen hervortreten, und das irdiſche Streben verzehren wird. Dann erwacht der ſchoͤne Juͤngling wieder, und wird herrſchen. Der graue alte Faͤhrmann wird verherrlicht. Ja die Stimme hat ſchon einmal gerufen, es iſt an der Zeit. Schon erſchien der Mann mit der Leuchte im Tempel, auch die Irwiſche kamen ſchon heruͤber, welche die Banden dieſes letzten ſeltſam zuſammengemiſchten Welt- alters zerſtoͤren, daß dieſes in ſich ſelber zuſammenfal- len muß. Alsdann erſt, werden die beſſeren Genien unſres Geſchlechts, welche die fruͤhere Welt beherrſcht, wieder in dem alten Glanze hervortreten.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/339>, abgerufen am 24.11.2024.