schon ganz im Wasser lebt. Schon verkürzen sich die Vorder- und Hinterfüße so sehr, daß der Leib beym Ge- hen an der Erde streift, die ganze Gestalt ist geschick- ter zum Schwimmen als zum Gehen. An diese jetzt blos in Afrika lebende Thierart, gränzen nun unmit- telbar die indischen und amerikanischen Geschlechter der Seekühe, vornehmlich die der Dügongs und Lamanti- ne an. Das zuletzt genannte sinnreiche Thier, das blos von Pflanzen lebt, und oft am Ufer weidet, liebt die Gesellschaft der Menschen und die Musik in ei- nem hohen Grade, und die Amerikaner gewöhnen es sehr leicht an sich.
Schon sind in diesen Thierarten die Hinterfüße gänzlich verschwunden, welche mit dem fischartigen Schwanz des nach hinten spitzig zulaufenden Leibes, unter der Haut zu einem Stück verwachsen sind. Es schließen sich nun unmittelbar die Cetaceen oder Wall- fischartigen Thiere an, welche keine Spur der Hinter- füße mehr zeigen.
Bekanntlich gehören nicht allein die Wallfische und Cachelotten, sondern auch die Delphine und Narwhals zu jenen im Wasser lebenden warmblütigen Thieren, welche lebendige Junge gebähren, die sie an ihren Brü- sten groß säugen, und welche sonst im ganzen Bau mit den vollkommensten Säugethieren übereinstimmen. Der Wallfisch ist noch immer nicht hinlänglich anato- misch untersucht, dagegen hat die Zergliederung bey
ſchon ganz im Waſſer lebt. Schon verkuͤrzen ſich die Vorder- und Hinterfuͤße ſo ſehr, daß der Leib beym Ge- hen an der Erde ſtreift, die ganze Geſtalt iſt geſchick- ter zum Schwimmen als zum Gehen. An dieſe jetzt blos in Afrika lebende Thierart, graͤnzen nun unmit- telbar die indiſchen und amerikaniſchen Geſchlechter der Seekuͤhe, vornehmlich die der Duͤgongs und Lamanti- ne an. Das zuletzt genannte ſinnreiche Thier, das blos von Pflanzen lebt, und oft am Ufer weidet, liebt die Geſellſchaft der Menſchen und die Muſik in ei- nem hohen Grade, und die Amerikaner gewoͤhnen es ſehr leicht an ſich.
Schon ſind in dieſen Thierarten die Hinterfuͤße gaͤnzlich verſchwunden, welche mit dem fiſchartigen Schwanz des nach hinten ſpitzig zulaufenden Leibes, unter der Haut zu einem Stuͤck verwachſen ſind. Es ſchließen ſich nun unmittelbar die Cetaceen oder Wall- fiſchartigen Thiere an, welche keine Spur der Hinter- fuͤße mehr zeigen.
Bekanntlich gehoͤren nicht allein die Wallfiſche und Cachelotten, ſondern auch die Delphine und Narwhals zu jenen im Waſſer lebenden warmbluͤtigen Thieren, welche lebendige Junge gebaͤhren, die ſie an ihren Bruͤ- ſten groß ſaͤugen, und welche ſonſt im ganzen Bau mit den vollkommenſten Saͤugethieren uͤbereinſtimmen. Der Wallfiſch iſt noch immer nicht hinlaͤnglich anato- miſch unterſucht, dagegen hat die Zergliederung bey
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ſchon ganz im Waſſer lebt. Schon verkuͤrzen ſich die
Vorder- und Hinterfuͤße ſo ſehr, daß der Leib beym Ge-
hen an der Erde ſtreift, die ganze Geſtalt iſt geſchick-
ter zum Schwimmen als zum Gehen. An dieſe jetzt
blos in Afrika lebende Thierart, graͤnzen nun unmit-
telbar die indiſchen und amerikaniſchen Geſchlechter der
Seekuͤhe, vornehmlich die der Duͤgongs und Lamanti-
ne an. Das zuletzt genannte ſinnreiche Thier, das
blos von Pflanzen lebt, und oft am Ufer weidet,
liebt die Geſellſchaft der Menſchen und die Muſik in ei-
nem hohen Grade, und die Amerikaner gewoͤhnen es
ſehr leicht an ſich.
Schon ſind in dieſen Thierarten die Hinterfuͤße
gaͤnzlich verſchwunden, welche mit dem fiſchartigen
Schwanz des nach hinten ſpitzig zulaufenden Leibes,
unter der Haut zu einem Stuͤck verwachſen ſind. Es
ſchließen ſich nun unmittelbar die Cetaceen oder Wall-
fiſchartigen Thiere an, welche keine Spur der Hinter-
fuͤße mehr zeigen.
Bekanntlich gehoͤren nicht allein die Wallfiſche und
Cachelotten, ſondern auch die Delphine und Narwhals
zu jenen im Waſſer lebenden warmbluͤtigen Thieren,
welche lebendige Junge gebaͤhren, die ſie an ihren Bruͤ-
ſten groß ſaͤugen, und welche ſonſt im ganzen Bau mit
den vollkommenſten Saͤugethieren uͤbereinſtimmen.
Der Wallfiſch iſt noch immer nicht hinlaͤnglich anato-
miſch unterſucht, dagegen hat die Zergliederung bey
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/302>, abgerufen am 24.11.2024.
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