im eigentlichen Moschusthier. Die Uebergänge in die Geschlechter der Hirsche, Giraffen, Antilopen, Zie- gen und Stiere, liegen dem Auge sehr nahe. Nicht minder deutlich ist der Uebergang von den wiederkäuen- den Thieren zu den Schweineartigen, und nicht allein der Hirscheber nähert sich an Gestalt den Hirfchen, sondern das merkwürdige Schwein Tajassu, hat schon den innren Bau des Magens, welcher aus mehreren Abtheilungen besteht, mit dem einiger wiederkäuenden Thiere, die bekanntlich 4 Mägen besitzen, gemein. Der Elephant ist in der Abtheilung der Säugethiere, welche mit den Schweineartigen beginnt, der höchste Gipfel. Es treten nun in dem Verlauf der Reihe, die untergegangenen Geschlechter der Paläotherien und Anoplotherien ein, von denen Cuvier viele Arten unter den Versteinerungen von Montmartre entdeckt hat, doch ist es von den ersteren wahrscheinlich, daß sie zwischen Rhinoceros und Tapir gestanden haben. Durch ein nicht minder verlohren gegangenes Geschlecht, je- nes Riesenthier, das Cuvier Megatherium nennt, und das in seinem Bau von allen jetzt vorhandenen Thier- gattungen ungemein weit abweicht, sieht man in vie- len der erwähnten Verhältnisse, ein Weiterschreiten der Reihe. Dieses Thiergeschlecht, von welchem die Ueberreste mehrerer Arten vorhanden sind, ist seinem ganzen Bau nach nicht minder ungeschickt zum Gehen gewesen als das Faulthier, und bey der Größe seines Körpers, welche die natürliche Beschwerde noch ver- mehren mußte, ist es von der Natur auf einen engen
im eigentlichen Moſchusthier. Die Uebergaͤnge in die Geſchlechter der Hirſche, Giraffen, Antilopen, Zie- gen und Stiere, liegen dem Auge ſehr nahe. Nicht minder deutlich iſt der Uebergang von den wiederkaͤuen- den Thieren zu den Schweineartigen, und nicht allein der Hirſcheber naͤhert ſich an Geſtalt den Hirfchen, ſondern das merkwuͤrdige Schwein Tajaſſu, hat ſchon den innren Bau des Magens, welcher aus mehreren Abtheilungen beſteht, mit dem einiger wiederkaͤuenden Thiere, die bekanntlich 4 Maͤgen beſitzen, gemein. Der Elephant iſt in der Abtheilung der Saͤugethiere, welche mit den Schweineartigen beginnt, der hoͤchſte Gipfel. Es treten nun in dem Verlauf der Reihe, die untergegangenen Geſchlechter der Palaͤotherien und Anoplotherien ein, von denen Cuvier viele Arten unter den Verſteinerungen von Montmartre entdeckt hat, doch iſt es von den erſteren wahrſcheinlich, daß ſie zwiſchen Rhinoceros und Tapir geſtanden haben. Durch ein nicht minder verlohren gegangenes Geſchlecht, je- nes Rieſenthier, das Cuvier Megatherium nennt, und das in ſeinem Bau von allen jetzt vorhandenen Thier- gattungen ungemein weit abweicht, ſieht man in vie- len der erwaͤhnten Verhaͤltniſſe, ein Weiterſchreiten der Reihe. Dieſes Thiergeſchlecht, von welchem die Ueberreſte mehrerer Arten vorhanden ſind, iſt ſeinem ganzen Bau nach nicht minder ungeſchickt zum Gehen geweſen als das Faulthier, und bey der Groͤße ſeines Koͤrpers, welche die natuͤrliche Beſchwerde noch ver- mehren mußte, iſt es von der Natur auf einen engen
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im eigentlichen Moſchusthier. Die Uebergaͤnge in die
Geſchlechter der Hirſche, Giraffen, Antilopen, Zie-
gen und Stiere, liegen dem Auge ſehr nahe. Nicht
minder deutlich iſt der Uebergang von den wiederkaͤuen-
den Thieren zu den Schweineartigen, und nicht allein
der Hirſcheber naͤhert ſich an Geſtalt den Hirfchen,
ſondern das merkwuͤrdige Schwein Tajaſſu, hat ſchon
den innren Bau des Magens, welcher aus mehreren
Abtheilungen beſteht, mit dem einiger wiederkaͤuenden
Thiere, die bekanntlich 4 Maͤgen beſitzen, gemein.
Der Elephant iſt in der Abtheilung der Saͤugethiere,
welche mit den Schweineartigen beginnt, der hoͤchſte
Gipfel. Es treten nun in dem Verlauf der Reihe, die
untergegangenen Geſchlechter der Palaͤotherien und
Anoplotherien ein, von denen Cuvier viele Arten unter
den Verſteinerungen von Montmartre entdeckt hat, doch
iſt es von den erſteren wahrſcheinlich, daß ſie zwiſchen
Rhinoceros und Tapir geſtanden haben. Durch ein
nicht minder verlohren gegangenes Geſchlecht, je-
nes Rieſenthier, das Cuvier Megatherium nennt, und
das in ſeinem Bau von allen jetzt vorhandenen Thier-
gattungen ungemein weit abweicht, ſieht man in vie-
len der erwaͤhnten Verhaͤltniſſe, ein Weiterſchreiten
der Reihe. Dieſes Thiergeſchlecht, von welchem die
Ueberreſte mehrerer Arten vorhanden ſind, iſt ſeinem
ganzen Bau nach nicht minder ungeſchickt zum Gehen
geweſen als das Faulthier, und bey der Groͤße ſeines
Koͤrpers, welche die natuͤrliche Beſchwerde noch ver-
mehren mußte, iſt es von der Natur auf einen engen
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/297>, abgerufen am 24.11.2024.
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