Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

findet sich noch eine wahrhaft thierische Beweglichkeit,
die sie, so bald das Licht auf sie fällt, unaufhörlich zu
einem unregelmäßigen Zittern und Schwanken nach al-
len Seiten treibt.

Ueberhaupt wird jener Gegensatz zwischen der
Thier- und Pflanzenwelt, erst in den höheren Ge-
schlechtern ausgebildet. Der Kohlenstoff und seine
Verbindungen, welche die chemischen Bestandtheile
der vollkommneren Pflanzen ausmachen, sind bey den
Flechten und Moosen, mithin auf den tiefsten Stufen
des Pflanzenreichs, seltener, dagegen findet sich bey den
letzteren häufige Kalkerde, welche sonst das Thierreich
auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be-
standtheilen, so wie auch in ihren bunten, prächtigen
Farben, den Blüthen und Früchten der vollkommenen
Pflanzen, welche auch in Hinsicht der Bestandtheile
die nächste Gränze des Thierreichs bilden.

Die Natur geht überall, ehe die vollkommneren
Gegensätze sich ausbilden, von unvollkommenen Mit-
telwesen aus, welche jedoch von der höchsten Wichtig-
keit sind, weil sie die nahe Verwandschaft der beyden
entgegengesetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch
auf das gemeinschaftliche Eine, welches beyden zu
Grunde liegt, hindeuten. Es wird später im Thier-
reich, dasselbe in der Zeit, in einer Aufeinander-
folge von verschiedenen Bewegungen ausgedrückt, was

findet ſich noch eine wahrhaft thieriſche Beweglichkeit,
die ſie, ſo bald das Licht auf ſie faͤllt, unaufhoͤrlich zu
einem unregelmaͤßigen Zittern und Schwanken nach al-
len Seiten treibt.

Ueberhaupt wird jener Gegenſatz zwiſchen der
Thier- und Pflanzenwelt, erſt in den hoͤheren Ge-
ſchlechtern ausgebildet. Der Kohlenſtoff und ſeine
Verbindungen, welche die chemiſchen Beſtandtheile
der vollkommneren Pflanzen ausmachen, ſind bey den
Flechten und Mooſen, mithin auf den tiefſten Stufen
des Pflanzenreichs, ſeltener, dagegen findet ſich bey den
letzteren haͤufige Kalkerde, welche ſonſt das Thierreich
auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be-
ſtandtheilen, ſo wie auch in ihren bunten, praͤchtigen
Farben, den Bluͤthen und Fruͤchten der vollkommenen
Pflanzen, welche auch in Hinſicht der Beſtandtheile
die naͤchſte Graͤnze des Thierreichs bilden.

Die Natur geht uͤberall, ehe die vollkommneren
Gegenſaͤtze ſich ausbilden, von unvollkommenen Mit-
telweſen aus, welche jedoch von der hoͤchſten Wichtig-
keit ſind, weil ſie die nahe Verwandſchaft der beyden
entgegengeſetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch
auf das gemeinſchaftliche Eine, welches beyden zu
Grunde liegt, hindeuten. Es wird ſpaͤter im Thier-
reich, daſſelbe in der Zeit, in einer Aufeinander-
folge von verſchiedenen Bewegungen ausgedruͤckt, was

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0270" n="256"/>
findet &#x017F;ich noch eine wahrhaft thieri&#x017F;che Beweglichkeit,<lb/>
die &#x017F;ie, &#x017F;o bald das Licht auf &#x017F;ie fa&#x0364;llt, unaufho&#x0364;rlich zu<lb/>
einem unregelma&#x0364;ßigen Zittern und Schwanken nach al-<lb/>
len Seiten treibt.</p><lb/>
        <p>Ueberhaupt wird jener Gegen&#x017F;atz zwi&#x017F;chen der<lb/>
Thier- und Pflanzenwelt, er&#x017F;t in den ho&#x0364;heren Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtern ausgebildet. Der Kohlen&#x017F;toff und &#x017F;eine<lb/>
Verbindungen, welche die chemi&#x017F;chen Be&#x017F;tandtheile<lb/>
der vollkommneren Pflanzen ausmachen, &#x017F;ind bey den<lb/>
Flechten und Moo&#x017F;en, mithin auf den tief&#x017F;ten Stufen<lb/>
des Pflanzenreichs, &#x017F;eltener, dagegen findet &#x017F;ich bey den<lb/>
letzteren ha&#x0364;ufige Kalkerde, welche &#x017F;on&#x017F;t das Thierreich<lb/>
auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be-<lb/>
&#x017F;tandtheilen, &#x017F;o wie auch in ihren bunten, pra&#x0364;chtigen<lb/>
Farben, den Blu&#x0364;then und Fru&#x0364;chten der vollkommenen<lb/>
Pflanzen, welche auch in Hin&#x017F;icht der Be&#x017F;tandtheile<lb/>
die na&#x0364;ch&#x017F;te Gra&#x0364;nze des Thierreichs bilden.</p><lb/>
        <p>Die Natur geht u&#x0364;berall, ehe die vollkommneren<lb/>
Gegen&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;ich ausbilden, von unvollkommenen Mit-<lb/>
telwe&#x017F;en aus, welche jedoch von der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Wichtig-<lb/>
keit &#x017F;ind, weil &#x017F;ie die nahe Verwand&#x017F;chaft der beyden<lb/>
entgegenge&#x017F;etzten Richtungen bezeugen, und hierdurch<lb/>
auf das gemein&#x017F;chaftliche Eine, welches beyden zu<lb/>
Grunde liegt, hindeuten. Es wird &#x017F;pa&#x0364;ter im Thier-<lb/>
reich, <hi rendition="#g">da&#x017F;&#x017F;elbe</hi> in der Zeit, in einer Aufeinander-<lb/>
folge von ver&#x017F;chiedenen Bewegungen ausgedru&#x0364;ckt, was<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0270] findet ſich noch eine wahrhaft thieriſche Beweglichkeit, die ſie, ſo bald das Licht auf ſie faͤllt, unaufhoͤrlich zu einem unregelmaͤßigen Zittern und Schwanken nach al- len Seiten treibt. Ueberhaupt wird jener Gegenſatz zwiſchen der Thier- und Pflanzenwelt, erſt in den hoͤheren Ge- ſchlechtern ausgebildet. Der Kohlenſtoff und ſeine Verbindungen, welche die chemiſchen Beſtandtheile der vollkommneren Pflanzen ausmachen, ſind bey den Flechten und Mooſen, mithin auf den tiefſten Stufen des Pflanzenreichs, ſeltener, dagegen findet ſich bey den letzteren haͤufige Kalkerde, welche ſonſt das Thierreich auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be- ſtandtheilen, ſo wie auch in ihren bunten, praͤchtigen Farben, den Bluͤthen und Fruͤchten der vollkommenen Pflanzen, welche auch in Hinſicht der Beſtandtheile die naͤchſte Graͤnze des Thierreichs bilden. Die Natur geht uͤberall, ehe die vollkommneren Gegenſaͤtze ſich ausbilden, von unvollkommenen Mit- telweſen aus, welche jedoch von der hoͤchſten Wichtig- keit ſind, weil ſie die nahe Verwandſchaft der beyden entgegengeſetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch auf das gemeinſchaftliche Eine, welches beyden zu Grunde liegt, hindeuten. Es wird ſpaͤter im Thier- reich, daſſelbe in der Zeit, in einer Aufeinander- folge von verſchiedenen Bewegungen ausgedruͤckt, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/270
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/270>, abgerufen am 26.11.2024.