lie nur sparsam und dürftig, so daß die Natur stets den Mangel auf der einen Seite, durch den Ueberfluß auf der andern ersetzt, und gütig für die Ernährung der Bewohner in dem langen Winter sorgt.
Gewisse Kräuter, unter andern das Heydekraut, welche im Herbste blühen, und von der Natur zur Ernährung des Wildes und der Vögel bestimmt sind, blühen nach einer allgemeinen Erfahrung des Landvol- kes, wenn ein milder Winter bevorsteht, nur sehr sparsam, und die Natur verspricht alsdann für die Nahrung der Thiere durch andre Kräuter, und durch einen vom Schnee freyen Boden zu sorgen.
Einige Pflanzen, deren Saamen mitten im Win- ter reifen oder die alsdann blühen, stimmen hierinnen mit einigen Thierarten überein, deren Brütezeit oder Zeit des Gebährens um dieselbe Zeit fällt, und sie dann eines reichlicheren Futters bedürftig macht.
So ist es hier wie überall, die Zeit des Blühens, und der schönste Moment des Lebens, wenn die Wesen am innigsten in den Einklang mir der ganzen Natur einstimmen, wie wir dieses künftig noch deutlicher se- hen werden, und das Einzelne erkennt dann den hö- heren Einfluß unmittelbar und ohne die (der Mannig- faltigkeit und Individualität widerstrebende) Vermitt- lung des Erdganzen.
lie nur ſparſam und duͤrftig, ſo daß die Natur ſtets den Mangel auf der einen Seite, durch den Ueberfluß auf der andern erſetzt, und guͤtig fuͤr die Ernaͤhrung der Bewohner in dem langen Winter ſorgt.
Gewiſſe Kraͤuter, unter andern das Heydekraut, welche im Herbſte bluͤhen, und von der Natur zur Ernaͤhrung des Wildes und der Voͤgel beſtimmt ſind, bluͤhen nach einer allgemeinen Erfahrung des Landvol- kes, wenn ein milder Winter bevorſteht, nur ſehr ſparſam, und die Natur verſpricht alsdann fuͤr die Nahrung der Thiere durch andre Kraͤuter, und durch einen vom Schnee freyen Boden zu ſorgen.
Einige Pflanzen, deren Saamen mitten im Win- ter reifen oder die alsdann bluͤhen, ſtimmen hierinnen mit einigen Thierarten uͤberein, deren Bruͤtezeit oder Zeit des Gebaͤhrens um dieſelbe Zeit faͤllt, und ſie dann eines reichlicheren Futters beduͤrftig macht.
So iſt es hier wie uͤberall, die Zeit des Bluͤhens, und der ſchoͤnſte Moment des Lebens, wenn die Weſen am innigſten in den Einklang mir der ganzen Natur einſtimmen, wie wir dieſes kuͤnftig noch deutlicher ſe- hen werden, und das Einzelne erkennt dann den hoͤ- heren Einfluß unmittelbar und ohne die (der Mannig- faltigkeit und Individualitaͤt widerſtrebende) Vermitt- lung des Erdganzen.
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lie nur ſparſam und duͤrftig, ſo daß die Natur ſtets
den Mangel auf der einen Seite, durch den Ueberfluß
auf der andern erſetzt, und guͤtig fuͤr die Ernaͤhrung
der Bewohner in dem langen Winter ſorgt.
Gewiſſe Kraͤuter, unter andern das Heydekraut,
welche im Herbſte bluͤhen, und von der Natur zur
Ernaͤhrung des Wildes und der Voͤgel beſtimmt ſind,
bluͤhen nach einer allgemeinen Erfahrung des Landvol-
kes, wenn ein milder Winter bevorſteht, nur ſehr
ſparſam, und die Natur verſpricht alsdann fuͤr die
Nahrung der Thiere durch andre Kraͤuter, und durch
einen vom Schnee freyen Boden zu ſorgen.
Einige Pflanzen, deren Saamen mitten im Win-
ter reifen oder die alsdann bluͤhen, ſtimmen hierinnen
mit einigen Thierarten uͤberein, deren Bruͤtezeit oder
Zeit des Gebaͤhrens um dieſelbe Zeit faͤllt, und ſie
dann eines reichlicheren Futters beduͤrftig macht.
So iſt es hier wie uͤberall, die Zeit des Bluͤhens,
und der ſchoͤnſte Moment des Lebens, wenn die Weſen
am innigſten in den Einklang mir der ganzen Natur
einſtimmen, wie wir dieſes kuͤnftig noch deutlicher ſe-
hen werden, und das Einzelne erkennt dann den hoͤ-
heren Einfluß unmittelbar und ohne die (der Mannig-
faltigkeit und Individualitaͤt widerſtrebende) Vermitt-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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