zen Erde, sondern dem einzelnen Daseyn unmittelbar mittheilt. Während daher die Bildungen der anorgani- schen Welt überall als dieselben erscheinen, ist die Pflanzenwelt in jedem Theil, ja fast in jeder kleinen Gegend der Erde eine andre. Nur in Gegenden wo der Einfluß der Sonne geringer ist, nach den Polen hin, oder auf hohen Gebürgsrücken, sieht man, wie noch neuerlich Humbold erinnert, einförmig, in unzähli- gen Individuen, einzelne Pflanzengeschlechter ganze Erdstrecken ausschließend bewohnen; näher nach dem Aequator, oder nach den wärmeren Gegenden des Fus- ses der Gebirge hin, stehen die mannigfaltigsten Pflan- zenarten untereinander gemischt, und jeder Hügel, je- des Thal, trägt seine eignen Kräuter.
So spricht sich die Verschiedenheit der einzelnen Gegenden, gegründet auf die verschiednen Modificatio- nen, welche die Einwirkung der Sonne durch die Um- gebungen der Berge und des Wassers, und im Allge- meinen durch ihre Lage unter verschiednen Graden der Breite erleidet, deutlich in den verschiednen Pflanzen aus, welche sie tragen.
Aber nicht blos die Beziehung einzelner Gegen- den der Erde auf die Sonne im Allgemeinen, sondern jene besondre und in jedem Augenblick sich verändernde, in welcher dieselben in verschiednen Zeiten mit der Son- ne stehen, oder mit andern Worten die nie für die gan- ze Erde sondern nur für einzelne Theile gleichzeitig statt
zen Erde, ſondern dem einzelnen Daſeyn unmittelbar mittheilt. Waͤhrend daher die Bildungen der anorgani- ſchen Welt uͤberall als dieſelben erſcheinen, iſt die Pflanzenwelt in jedem Theil, ja faſt in jeder kleinen Gegend der Erde eine andre. Nur in Gegenden wo der Einfluß der Sonne geringer iſt, nach den Polen hin, oder auf hohen Gebuͤrgsruͤcken, ſieht man, wie noch neuerlich Humbold erinnert, einfoͤrmig, in unzaͤhli- gen Individuen, einzelne Pflanzengeſchlechter ganze Erdſtrecken ausſchließend bewohnen; naͤher nach dem Aequator, oder nach den waͤrmeren Gegenden des Fuſ- ſes der Gebirge hin, ſtehen die mannigfaltigſten Pflan- zenarten untereinander gemiſcht, und jeder Huͤgel, je- des Thal, traͤgt ſeine eignen Kraͤuter.
So ſpricht ſich die Verſchiedenheit der einzelnen Gegenden, gegruͤndet auf die verſchiednen Modificatio- nen, welche die Einwirkung der Sonne durch die Um- gebungen der Berge und des Waſſers, und im Allge- meinen durch ihre Lage unter verſchiednen Graden der Breite erleidet, deutlich in den verſchiednen Pflanzen aus, welche ſie tragen.
Aber nicht blos die Beziehung einzelner Gegen- den der Erde auf die Sonne im Allgemeinen, ſondern jene beſondre und in jedem Augenblick ſich veraͤndernde, in welcher dieſelben in verſchiednen Zeiten mit der Son- ne ſtehen, oder mit andern Worten die nie fuͤr die gan- ze Erde ſondern nur fuͤr einzelne Theile gleichzeitig ſtatt
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zen Erde, ſondern dem einzelnen Daſeyn unmittelbar
mittheilt. Waͤhrend daher die Bildungen der anorgani-
ſchen Welt uͤberall als dieſelben erſcheinen, iſt die
Pflanzenwelt in jedem Theil, ja faſt in jeder kleinen
Gegend der Erde eine andre. Nur in Gegenden wo
der Einfluß der Sonne geringer iſt, nach den Polen
hin, oder auf hohen Gebuͤrgsruͤcken, ſieht man, wie noch
neuerlich Humbold erinnert, einfoͤrmig, in unzaͤhli-
gen Individuen, einzelne Pflanzengeſchlechter ganze
Erdſtrecken ausſchließend bewohnen; naͤher nach dem
Aequator, oder nach den waͤrmeren Gegenden des Fuſ-
ſes der Gebirge hin, ſtehen die mannigfaltigſten Pflan-
zenarten untereinander gemiſcht, und jeder Huͤgel, je-
des Thal, traͤgt ſeine eignen Kraͤuter.
So ſpricht ſich die Verſchiedenheit der einzelnen
Gegenden, gegruͤndet auf die verſchiednen Modificatio-
nen, welche die Einwirkung der Sonne durch die Um-
gebungen der Berge und des Waſſers, und im Allge-
meinen durch ihre Lage unter verſchiednen Graden der
Breite erleidet, deutlich in den verſchiednen Pflanzen
aus, welche ſie tragen.
Aber nicht blos die Beziehung einzelner Gegen-
den der Erde auf die Sonne im Allgemeinen, ſondern
jene beſondre und in jedem Augenblick ſich veraͤndernde,
in welcher dieſelben in verſchiednen Zeiten mit der Son-
ne ſtehen, oder mit andern Worten die nie fuͤr die gan-
ze Erde ſondern nur fuͤr einzelne Theile gleichzeitig ſtatt
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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