afficirt worden, und das Einzelne nahm nur mittelst der Vereinigung mit ihr an jener Affection Theil. Es wird daher in allen Theilen der Erde, von den Küsten des Feuerlandes bis an die Grönländischen Hügel, von den südlichsten Inseln des indischen Meeres bis an die nördlichste Küste von Asien, derselbe Granit oder Gneis, derselbe Basalt auf Ceylon und auf Island u. s. w. gefunden, ein Zeichen, daß überall nur durch dieselbe Erde, durch dieses Eine Ganze gewirkt wurde. Ja selbst wo noch jetzt große Veränderungen dem Anschein nach in einem einzelnen Theil der anorganischen Welt vor sich gehen, sehen wir sogleich das Erdganze daran Theil nehmen, und kein einzelner Theil vermag für sich allein, sondern nur in Verbindung mit dem Gan- zen bedeutende Veränderungen zu erleiden. Wir sehen dieses vornehmlich bey bedeutenden Ausbrüchen der Vulkane, wo durch eine tiefe Sympathie die zu ähnli- chen innern Bewegungen geneigten Gegenden der ent- ferntesten Erdstrecken zugleich mit afficirt werden, wel- che Mitleidenschaft, nur zum Theil durch die Atmos- phäre, durch die jenem Oxydationsproceß günstiger ge- wordne Stimmung derselben, bewirkt werden kann.
Dagegen zeigt sich in der organischen Welt die Er- de auf einmal wie von einem neuen fremden Willen, von dem Einfluß der Sonne ergriffen. Schon die Ve- getation gehört nicht mehr der Erde allein, sondern dem Einfluß eines höhern Weltganzen an, der sich nun vermittelst der Atmosphäre nicht mehr blos der gan-
afficirt worden, und das Einzelne nahm nur mittelſt der Vereinigung mit ihr an jener Affection Theil. Es wird daher in allen Theilen der Erde, von den Kuͤſten des Feuerlandes bis an die Groͤnlaͤndiſchen Huͤgel, von den ſuͤdlichſten Inſeln des indiſchen Meeres bis an die noͤrdlichſte Kuͤſte von Aſien, derſelbe Granit oder Gneis, derſelbe Baſalt auf Ceylon und auf Island u. ſ. w. gefunden, ein Zeichen, daß uͤberall nur durch dieſelbe Erde, durch dieſes Eine Ganze gewirkt wurde. Ja ſelbſt wo noch jetzt große Veraͤnderungen dem Anſchein nach in einem einzelnen Theil der anorganiſchen Welt vor ſich gehen, ſehen wir ſogleich das Erdganze daran Theil nehmen, und kein einzelner Theil vermag fuͤr ſich allein, ſondern nur in Verbindung mit dem Gan- zen bedeutende Veraͤnderungen zu erleiden. Wir ſehen dieſes vornehmlich bey bedeutenden Ausbruͤchen der Vulkane, wo durch eine tiefe Sympathie die zu aͤhnli- chen innern Bewegungen geneigten Gegenden der ent- fernteſten Erdſtrecken zugleich mit afficirt werden, wel- che Mitleidenſchaft, nur zum Theil durch die Atmos- phaͤre, durch die jenem Oxydationsproceß guͤnſtiger ge- wordne Stimmung derſelben, bewirkt werden kann.
Dagegen zeigt ſich in der organiſchen Welt die Er- de auf einmal wie von einem neuen fremden Willen, von dem Einfluß der Sonne ergriffen. Schon die Ve- getation gehoͤrt nicht mehr der Erde allein, ſondern dem Einfluß eines hoͤhern Weltganzen an, der ſich nun vermittelſt der Atmosphaͤre nicht mehr blos der gan-
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afficirt worden, und das Einzelne nahm nur mittelſt
der Vereinigung mit ihr an jener Affection Theil. Es
wird daher in allen Theilen der Erde, von den Kuͤſten
des Feuerlandes bis an die Groͤnlaͤndiſchen Huͤgel, von
den ſuͤdlichſten Inſeln des indiſchen Meeres bis an die
noͤrdlichſte Kuͤſte von Aſien, derſelbe Granit oder Gneis,
derſelbe Baſalt auf Ceylon und auf Island u. ſ. w.
gefunden, ein Zeichen, daß uͤberall nur durch dieſelbe
Erde, durch dieſes Eine Ganze gewirkt wurde. Ja
ſelbſt wo noch jetzt große Veraͤnderungen dem Anſchein
nach in einem einzelnen Theil der anorganiſchen Welt
vor ſich gehen, ſehen wir ſogleich das Erdganze daran
Theil nehmen, und kein einzelner Theil vermag fuͤr
ſich allein, ſondern nur in Verbindung mit dem Gan-
zen bedeutende Veraͤnderungen zu erleiden. Wir ſehen
dieſes vornehmlich bey bedeutenden Ausbruͤchen der
Vulkane, wo durch eine tiefe Sympathie die zu aͤhnli-
chen innern Bewegungen geneigten Gegenden der ent-
fernteſten Erdſtrecken zugleich mit afficirt werden, wel-
che Mitleidenſchaft, nur zum Theil durch die Atmos-
phaͤre, durch die jenem Oxydationsproceß guͤnſtiger ge-
wordne Stimmung derſelben, bewirkt werden kann.
Dagegen zeigt ſich in der organiſchen Welt die Er-
de auf einmal wie von einem neuen fremden Willen,
von dem Einfluß der Sonne ergriffen. Schon die Ve-
getation gehoͤrt nicht mehr der Erde allein, ſondern
dem Einfluß eines hoͤhern Weltganzen an, der ſich nun
vermittelſt der Atmosphaͤre nicht mehr blos der gan-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/244>, abgerufen am 18.12.2024.
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