mitlern Asiens, der meist aus reinen Urgebirgen be- steht, ist von jener Fluth gar nicht berührt worden, sondern hat frey über dieselbe emporgestanden, so wie auch anderwärts die Gewässer, aus welchen die Flöz- gebirge gebildet sind, nicht an die höheren Gebirgsrü- cken hinanreichten. Ein mehr als hundert Meilen breiter Damm hinderte mithin das Anströmen einer Fluth aus dem südlichen Asien ins nördliche. Ueber- dies ist es ganz unwahrscheinlich, daß sich bey einem solchen langen Umherfluthen jene Thiergerippe so wohl erhalten hätten, wie sie noch oft gefunden werden, daß Mutter und Junges, so wie ganze Heerden bey- sammen geblieben wären, oder daß sich sogar einige von ihnen, wie das junge Nashorn, das man in Si- birien ausgrub, noch mit Fell und Haaren, und mit dem nur zum Theil verdorbenen Fleisch hätten erhalten können.
Auch die Erdaxe kann, dieses ist die letzte Hypo- these, durch welche man jene Thatsachen zu erklären gesucht hat, ihre Lage nicht so sehr verändert haben, daß der Aequator durch die Gegend der jetzigen Pole gieng.
Die Erde wird auch, seit ihrem Entstehen, nie ohne eine der jetzigen ähnliche Neigung ihrer Axe gewe- sen seyn, und diese kann in gewissen großen Perioden nur wenig zu oder abnehmen. Wir haben gesehen, daß die Richtung der Erdaxe seit den ältesten astrono-
P
mitlern Aſiens, der meiſt aus reinen Urgebirgen be- ſteht, iſt von jener Fluth gar nicht beruͤhrt worden, ſondern hat frey uͤber dieſelbe emporgeſtanden, ſo wie auch anderwaͤrts die Gewaͤſſer, aus welchen die Floͤz- gebirge gebildet ſind, nicht an die hoͤheren Gebirgsruͤ- cken hinanreichten. Ein mehr als hundert Meilen breiter Damm hinderte mithin das Anſtroͤmen einer Fluth aus dem ſuͤdlichen Aſien ins noͤrdliche. Ueber- dies iſt es ganz unwahrſcheinlich, daß ſich bey einem ſolchen langen Umherfluthen jene Thiergerippe ſo wohl erhalten haͤtten, wie ſie noch oft gefunden werden, daß Mutter und Junges, ſo wie ganze Heerden bey- ſammen geblieben waͤren, oder daß ſich ſogar einige von ihnen, wie das junge Nashorn, das man in Si- birien ausgrub, noch mit Fell und Haaren, und mit dem nur zum Theil verdorbenen Fleiſch haͤtten erhalten koͤnnen.
Auch die Erdaxe kann, dieſes iſt die letzte Hypo- theſe, durch welche man jene Thatſachen zu erklaͤren geſucht hat, ihre Lage nicht ſo ſehr veraͤndert haben, daß der Aequator durch die Gegend der jetzigen Pole gieng.
Die Erde wird auch, ſeit ihrem Entſtehen, nie ohne eine der jetzigen aͤhnliche Neigung ihrer Axe gewe- ſen ſeyn, und dieſe kann in gewiſſen großen Perioden nur wenig zu oder abnehmen. Wir haben geſehen, daß die Richtung der Erdaxe ſeit den aͤlteſten aſtrono-
P
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0239"n="225"/>
mitlern Aſiens, der meiſt aus reinen Urgebirgen be-<lb/>ſteht, iſt von jener Fluth gar nicht beruͤhrt worden,<lb/>ſondern hat frey uͤber dieſelbe emporgeſtanden, ſo wie<lb/>
auch anderwaͤrts die Gewaͤſſer, aus welchen die Floͤz-<lb/>
gebirge gebildet ſind, nicht an die hoͤheren Gebirgsruͤ-<lb/>
cken hinanreichten. Ein mehr als hundert Meilen<lb/>
breiter Damm hinderte mithin das Anſtroͤmen einer<lb/>
Fluth aus dem ſuͤdlichen Aſien ins noͤrdliche. Ueber-<lb/>
dies iſt es ganz unwahrſcheinlich, daß ſich bey einem<lb/>ſolchen langen Umherfluthen jene Thiergerippe ſo wohl<lb/>
erhalten haͤtten, wie ſie noch oft gefunden werden,<lb/>
daß Mutter und Junges, ſo wie ganze Heerden bey-<lb/>ſammen geblieben waͤren, oder daß ſich ſogar einige<lb/>
von ihnen, wie das junge Nashorn, das man in Si-<lb/>
birien ausgrub, noch mit Fell und Haaren, und mit<lb/>
dem nur zum Theil verdorbenen Fleiſch haͤtten erhalten<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>Auch die Erdaxe kann, dieſes iſt die letzte Hypo-<lb/>
theſe, durch welche man jene Thatſachen zu erklaͤren<lb/>
geſucht hat, ihre Lage nicht ſo ſehr veraͤndert haben,<lb/>
daß der Aequator durch die Gegend der jetzigen Pole<lb/>
gieng.</p><lb/><p>Die Erde wird auch, ſeit ihrem Entſtehen, nie<lb/>
ohne eine der jetzigen aͤhnliche Neigung ihrer Axe gewe-<lb/>ſen ſeyn, und dieſe kann in gewiſſen großen Perioden<lb/>
nur wenig zu oder abnehmen. Wir haben geſehen,<lb/>
daß die Richtung der Erdaxe ſeit den aͤlteſten aſtrono-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[225/0239]
mitlern Aſiens, der meiſt aus reinen Urgebirgen be-
ſteht, iſt von jener Fluth gar nicht beruͤhrt worden,
ſondern hat frey uͤber dieſelbe emporgeſtanden, ſo wie
auch anderwaͤrts die Gewaͤſſer, aus welchen die Floͤz-
gebirge gebildet ſind, nicht an die hoͤheren Gebirgsruͤ-
cken hinanreichten. Ein mehr als hundert Meilen
breiter Damm hinderte mithin das Anſtroͤmen einer
Fluth aus dem ſuͤdlichen Aſien ins noͤrdliche. Ueber-
dies iſt es ganz unwahrſcheinlich, daß ſich bey einem
ſolchen langen Umherfluthen jene Thiergerippe ſo wohl
erhalten haͤtten, wie ſie noch oft gefunden werden,
daß Mutter und Junges, ſo wie ganze Heerden bey-
ſammen geblieben waͤren, oder daß ſich ſogar einige
von ihnen, wie das junge Nashorn, das man in Si-
birien ausgrub, noch mit Fell und Haaren, und mit
dem nur zum Theil verdorbenen Fleiſch haͤtten erhalten
koͤnnen.
Auch die Erdaxe kann, dieſes iſt die letzte Hypo-
theſe, durch welche man jene Thatſachen zu erklaͤren
geſucht hat, ihre Lage nicht ſo ſehr veraͤndert haben,
daß der Aequator durch die Gegend der jetzigen Pole
gieng.
Die Erde wird auch, ſeit ihrem Entſtehen, nie
ohne eine der jetzigen aͤhnliche Neigung ihrer Axe gewe-
ſen ſeyn, und dieſe kann in gewiſſen großen Perioden
nur wenig zu oder abnehmen. Wir haben geſehen,
daß die Richtung der Erdaxe ſeit den aͤlteſten aſtrono-
P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/239>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.