Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

seyn, daß unser Geschlecht im mittlern Asien (wie Vie-
le behaupten) entstanden, erst später, wo die ganze or-
ganische Schöpfung der frühern Welt schon unter den
neuentstandnen Sandwüsten des nördlichen Asiens be-
graben war, in jenen Gegenden, die nicht auf einmal
sondern nur in sehr allmäligen Uebergängen kälter wur-
den, seinen Aufenthalt nahm.

Es läßt sich deshalb aus jenen Thatsachen weder et-
was für noch gegen die Vermuthung schließen, ob der
Mensch zu jener Zeit, wo jene mächtige organische Welt
gegen Ende der 3ten Weltperiode unter den (meist me-
chanischen) Niederschlägen der neuen Fluth begraben
wurde, *) schon auf der Erde vorhanden war, und
ob auch seine Geschichte schon in die 3te Weltperiode
(die Flözzeit) hinaufreicht?

Gewiß ist es, daß man bisher unter den vielen
Ueberresten größerer Landthiere noch keine gefunden,
welche Menschen zugeschrieben werden könnten, ältere
Naturforscher hatten, von einer leichten Aehnlichkeit
getäuscht, bald die Knochen von Elephanten für Ge-

*) Die meisten jener vollkommenen Landthiere, deren Gerip-
pe wir noch jetzt im Norden finden, scheinen erst nach Ver-
lauf der 3ten Weltperiode, in einer noch spätern Fluth
unter deren aufgeschwemmten Sand sie begraben sind, un-
tergegangen, doch finden sich die Thierüberreste, die man
im nördlichen Frankreich ausgegrahen, schon in einem jün-
geren Gebirge der Flözzeit selber.

ſeyn, daß unſer Geſchlecht im mittlern Aſien (wie Vie-
le behaupten) entſtanden, erſt ſpaͤter, wo die ganze or-
ganiſche Schoͤpfung der fruͤhern Welt ſchon unter den
neuentſtandnen Sandwuͤſten des noͤrdlichen Aſiens be-
graben war, in jenen Gegenden, die nicht auf einmal
ſondern nur in ſehr allmaͤligen Uebergaͤngen kaͤlter wur-
den, ſeinen Aufenthalt nahm.

Es laͤßt ſich deshalb aus jenen Thatſachen weder et-
was fuͤr noch gegen die Vermuthung ſchließen, ob der
Menſch zu jener Zeit, wo jene maͤchtige organiſche Welt
gegen Ende der 3ten Weltperiode unter den (meiſt me-
chaniſchen) Niederſchlaͤgen der neuen Fluth begraben
wurde, *) ſchon auf der Erde vorhanden war, und
ob auch ſeine Geſchichte ſchon in die 3te Weltperiode
(die Floͤzzeit) hinaufreicht?

Gewiß iſt es, daß man bisher unter den vielen
Ueberreſten groͤßerer Landthiere noch keine gefunden,
welche Menſchen zugeſchrieben werden koͤnnten, aͤltere
Naturforſcher hatten, von einer leichten Aehnlichkeit
getaͤuſcht, bald die Knochen von Elephanten fuͤr Ge-

*) Die meiſten jener vollkommenen Landthiere, deren Gerip-
pe wir noch jetzt im Norden finden, ſcheinen erſt nach Ver-
lauf der 3ten Weltperiode, in einer noch ſpaͤtern Fluth
unter deren aufgeſchwemmten Sand ſie begraben ſind, un-
tergegangen, doch finden ſich die Thieruͤberreſte, die man
im noͤrdlichen Frankreich ausgegrahen, ſchon in einem juͤn-
geren Gebirge der Floͤzzeit ſelber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0227" n="213"/>
&#x017F;eyn, daß un&#x017F;er Ge&#x017F;chlecht im mittlern A&#x017F;ien (wie Vie-<lb/>
le behaupten) ent&#x017F;tanden, er&#x017F;t &#x017F;pa&#x0364;ter, wo die ganze or-<lb/>
gani&#x017F;che Scho&#x0364;pfung der fru&#x0364;hern Welt &#x017F;chon unter den<lb/>
neuent&#x017F;tandnen Sandwu&#x0364;&#x017F;ten des no&#x0364;rdlichen A&#x017F;iens be-<lb/>
graben war, in jenen Gegenden, die nicht auf einmal<lb/>
&#x017F;ondern nur in &#x017F;ehr allma&#x0364;ligen Ueberga&#x0364;ngen ka&#x0364;lter wur-<lb/>
den, &#x017F;einen Aufenthalt nahm.</p><lb/>
        <p>Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich deshalb aus jenen That&#x017F;achen weder et-<lb/>
was fu&#x0364;r noch gegen die Vermuthung &#x017F;chließen, ob der<lb/>
Men&#x017F;ch zu jener Zeit, wo jene ma&#x0364;chtige organi&#x017F;che Welt<lb/>
gegen Ende der 3ten Weltperiode unter den (mei&#x017F;t me-<lb/>
chani&#x017F;chen) Nieder&#x017F;chla&#x0364;gen der neuen Fluth begraben<lb/>
wurde, <note place="foot" n="*)">Die mei&#x017F;ten jener vollkommenen Landthiere, deren Gerip-<lb/>
pe wir noch jetzt im Norden finden, &#x017F;cheinen er&#x017F;t nach Ver-<lb/>
lauf der 3ten Weltperiode, in einer noch &#x017F;pa&#x0364;tern Fluth<lb/>
unter deren aufge&#x017F;chwemmten Sand &#x017F;ie begraben &#x017F;ind, un-<lb/>
tergegangen, doch finden &#x017F;ich die Thieru&#x0364;berre&#x017F;te, die man<lb/>
im no&#x0364;rdlichen Frankreich ausgegrahen, &#x017F;chon in einem ju&#x0364;n-<lb/>
geren Gebirge der Flo&#x0364;zzeit &#x017F;elber.</note> &#x017F;chon auf der Erde vorhanden war, und<lb/>
ob auch &#x017F;eine Ge&#x017F;chichte &#x017F;chon in die 3te Weltperiode<lb/>
(die Flo&#x0364;zzeit) hinaufreicht?</p><lb/>
        <p>Gewiß i&#x017F;t es, daß man bisher unter den vielen<lb/>
Ueberre&#x017F;ten gro&#x0364;ßerer Landthiere noch keine gefunden,<lb/>
welche Men&#x017F;chen zuge&#x017F;chrieben werden ko&#x0364;nnten, a&#x0364;ltere<lb/>
Naturfor&#x017F;cher hatten, von einer leichten Aehnlichkeit<lb/>
geta&#x0364;u&#x017F;cht, bald die Knochen von Elephanten fu&#x0364;r Ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0227] ſeyn, daß unſer Geſchlecht im mittlern Aſien (wie Vie- le behaupten) entſtanden, erſt ſpaͤter, wo die ganze or- ganiſche Schoͤpfung der fruͤhern Welt ſchon unter den neuentſtandnen Sandwuͤſten des noͤrdlichen Aſiens be- graben war, in jenen Gegenden, die nicht auf einmal ſondern nur in ſehr allmaͤligen Uebergaͤngen kaͤlter wur- den, ſeinen Aufenthalt nahm. Es laͤßt ſich deshalb aus jenen Thatſachen weder et- was fuͤr noch gegen die Vermuthung ſchließen, ob der Menſch zu jener Zeit, wo jene maͤchtige organiſche Welt gegen Ende der 3ten Weltperiode unter den (meiſt me- chaniſchen) Niederſchlaͤgen der neuen Fluth begraben wurde, *) ſchon auf der Erde vorhanden war, und ob auch ſeine Geſchichte ſchon in die 3te Weltperiode (die Floͤzzeit) hinaufreicht? Gewiß iſt es, daß man bisher unter den vielen Ueberreſten groͤßerer Landthiere noch keine gefunden, welche Menſchen zugeſchrieben werden koͤnnten, aͤltere Naturforſcher hatten, von einer leichten Aehnlichkeit getaͤuſcht, bald die Knochen von Elephanten fuͤr Ge- *) Die meiſten jener vollkommenen Landthiere, deren Gerip- pe wir noch jetzt im Norden finden, ſcheinen erſt nach Ver- lauf der 3ten Weltperiode, in einer noch ſpaͤtern Fluth unter deren aufgeſchwemmten Sand ſie begraben ſind, un- tergegangen, doch finden ſich die Thieruͤberreſte, die man im noͤrdlichen Frankreich ausgegrahen, ſchon in einem juͤn- geren Gebirge der Floͤzzeit ſelber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/227
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/227>, abgerufen am 18.12.2024.