gebracht, wird ihnen die Gewißheit der Wiederkehr der Sonne. Hierauf, in einer langen Dämmerung, wie sie an den Polen herrscht, wird der Aufgang bald da bald dort erwartet, und die Helden stellen mit verschie- denen Thieren eine Wette an, wo die Sonne sich zu- erst zeigen würde, und der Irrthum des thierischen Vorgefühls wird mit dem Tode bestraft. Endlich als die Sonne, wo sie noch jetzt aufgeht, sich gezeigt, erhebt sie sich, wie dies an den Polen geschieht, nur in einem sehr niedrigen Bogen, und die Helden über den scheinbaren Stillstand ungedultig, finden durch Citlis Kühnheit einen frühen Untergang. Einer von den Dienern, heißt es in jener Sage ferner, wird hin- ab in das Haus der Sonne gesendet. Es wandelt die- ser mit dem Gesange eines Liedes, das ihm der Halb- gott gelehrt, auf einer Brücke von Wallfischen und Schildkröten hinab, womit die Sage anzudeuten scheint, daß der Süden noch vom Meere bedeckt war.
Doch versetzen auch viele andre wichtige Thatsa- chen, den Wohnsitz jenes Urvolks unter den 49° der Breite, aus welcher Gegend viele astronomische Beob- achtungen, die uns Ptolemäus u. A. aufbehalten ha- ben, und unter andern das älteste Urbild des Zend Avesta herstammen. *) Es könnte demnach sehr wohl
*) Wie sich schon aus dem im Zend-Avesta angegebnen Ver- hältnis des längsten zu dem kürzesten Tage (2 zu 1) schlies- sen läßt.
gebracht, wird ihnen die Gewißheit der Wiederkehr der Sonne. Hierauf, in einer langen Daͤmmerung, wie ſie an den Polen herrſcht, wird der Aufgang bald da bald dort erwartet, und die Helden ſtellen mit verſchie- denen Thieren eine Wette an, wo die Sonne ſich zu- erſt zeigen wuͤrde, und der Irrthum des thieriſchen Vorgefuͤhls wird mit dem Tode beſtraft. Endlich als die Sonne, wo ſie noch jetzt aufgeht, ſich gezeigt, erhebt ſie ſich, wie dies an den Polen geſchieht, nur in einem ſehr niedrigen Bogen, und die Helden uͤber den ſcheinbaren Stillſtand ungedultig, finden durch Citlis Kuͤhnheit einen fruͤhen Untergang. Einer von den Dienern, heißt es in jener Sage ferner, wird hin- ab in das Haus der Sonne geſendet. Es wandelt die- ſer mit dem Geſange eines Liedes, das ihm der Halb- gott gelehrt, auf einer Bruͤcke von Wallfiſchen und Schildkroͤten hinab, womit die Sage anzudeuten ſcheint, daß der Suͤden noch vom Meere bedeckt war.
Doch verſetzen auch viele andre wichtige Thatſa- chen, den Wohnſitz jenes Urvolks unter den 49° der Breite, aus welcher Gegend viele aſtronomiſche Beob- achtungen, die uns Ptolemaͤus u. A. aufbehalten ha- ben, und unter andern das aͤlteſte Urbild des Zend Aveſta herſtammen. *) Es koͤnnte demnach ſehr wohl
*) Wie ſich ſchon aus dem im Zend-Aveſta angegebnen Ver- haͤltnis des laͤngſten zu dem kuͤrzeſten Tage (2 zu 1) ſchlieſ- ſen laͤßt.
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gebracht, wird ihnen die Gewißheit der Wiederkehr der
Sonne. Hierauf, in einer langen Daͤmmerung, wie
ſie an den Polen herrſcht, wird der Aufgang bald da
bald dort erwartet, und die Helden ſtellen mit verſchie-
denen Thieren eine Wette an, wo die Sonne ſich zu-
erſt zeigen wuͤrde, und der Irrthum des thieriſchen
Vorgefuͤhls wird mit dem Tode beſtraft. Endlich als
die Sonne, wo ſie noch jetzt aufgeht, ſich gezeigt,
erhebt ſie ſich, wie dies an den Polen geſchieht, nur
in einem ſehr niedrigen Bogen, und die Helden uͤber
den ſcheinbaren Stillſtand ungedultig, finden durch
Citlis Kuͤhnheit einen fruͤhen Untergang. Einer von
den Dienern, heißt es in jener Sage ferner, wird hin-
ab in das Haus der Sonne geſendet. Es wandelt die-
ſer mit dem Geſange eines Liedes, das ihm der Halb-
gott gelehrt, auf einer Bruͤcke von Wallfiſchen und
Schildkroͤten hinab, womit die Sage anzudeuten
ſcheint, daß der Suͤden noch vom Meere bedeckt war.
Doch verſetzen auch viele andre wichtige Thatſa-
chen, den Wohnſitz jenes Urvolks unter den 49° der
Breite, aus welcher Gegend viele aſtronomiſche Beob-
achtungen, die uns Ptolemaͤus u. A. aufbehalten ha-
ben, und unter andern das aͤlteſte Urbild des Zend
Aveſta herſtammen. *) Es koͤnnte demnach ſehr wohl
*) Wie ſich ſchon aus dem im Zend-Aveſta angegebnen Ver-
haͤltnis des laͤngſten zu dem kuͤrzeſten Tage (2 zu 1) ſchlieſ-
ſen laͤßt.
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/226>, abgerufen am 22.11.2024.
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