Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

men gefunden werden. Auch die Basaltberge unsres
Erzgebirges zeichnen sich unter allen andern Bergen
desselben, wenn es fern von Norden her betrachtet wird,
aus. Von häufigen Nebel und Höhenrauch bedeckt,
weil der Basalt, vermöge seiner bedeutenden Dichtigkeit
die Dünste sehr anzieht, an seinem Fuß von Moor und
Quellen umgeben, schwarz von Farbe, kahl, nur sel-
ten von einigen einsamen Sträuchern bekränzt, tragen
die kegelförmig zugerundeten Basaltberge statt der üppi-
gen Vegetation andrer Gebirge, oben auf ihren Höhen
jene häufigen hohen Säulen, welche wie die Ueberre-
ste alter Naturtempel bald übereinander geschichtet,
bald einzeln umhergeworfen liegen. Diese eigenthüm-
liche Neigung zur Säulenform, bildet in den Basalt-
gebirgen bald jene Höhlen mit hohen mächtigen Pfei-
lern, wie die merkwürdigen Höhlen in Schottland und
Irrland, bald bestreut sie ganze Thäler mit abgebroch-
nen gewaltigen Säulen, deren untere Hälfte noch auf-
recht aus dem Boden hervorsteht. Zuweilen bestehen,
wenn eine -- jedoch seltnere -- Neigung zur kugelför-
migen Absondrung mitwirkt, die einzelnen Säulen,
aus rundlich übereinandergehäuften Gliedern.

Doch versucht, nach diesen vielfachen Gestalten,
welche der Basalt angenommen, die Natur noch eine
kühnere und romantischere Form, in dem noch jüngeren
Porphyrschiefer. Den Werken der Menschenhände
nachahmend, gleich hohen festen Thürmen, von gro-
tesker abentheuerlicher Form, stehen die ungeheuren

men gefunden werden. Auch die Baſaltberge unſres
Erzgebirges zeichnen ſich unter allen andern Bergen
deſſelben, wenn es fern von Norden her betrachtet wird,
aus. Von haͤufigen Nebel und Hoͤhenrauch bedeckt,
weil der Baſalt, vermoͤge ſeiner bedeutenden Dichtigkeit
die Duͤnſte ſehr anzieht, an ſeinem Fuß von Moor und
Quellen umgeben, ſchwarz von Farbe, kahl, nur ſel-
ten von einigen einſamen Straͤuchern bekraͤnzt, tragen
die kegelfoͤrmig zugerundeten Baſaltberge ſtatt der uͤppi-
gen Vegetation andrer Gebirge, oben auf ihren Hoͤhen
jene haͤufigen hohen Saͤulen, welche wie die Ueberre-
ſte alter Naturtempel bald uͤbereinander geſchichtet,
bald einzeln umhergeworfen liegen. Dieſe eigenthuͤm-
liche Neigung zur Saͤulenform, bildet in den Baſalt-
gebirgen bald jene Hoͤhlen mit hohen maͤchtigen Pfei-
lern, wie die merkwuͤrdigen Hoͤhlen in Schottland und
Irrland, bald beſtreut ſie ganze Thaͤler mit abgebroch-
nen gewaltigen Saͤulen, deren untere Haͤlfte noch auf-
recht aus dem Boden hervorſteht. Zuweilen beſtehen,
wenn eine — jedoch ſeltnere — Neigung zur kugelfoͤr-
migen Abſondrung mitwirkt, die einzelnen Saͤulen,
aus rundlich uͤbereinandergehaͤuften Gliedern.

Doch verſucht, nach dieſen vielfachen Geſtalten,
welche der Baſalt angenommen, die Natur noch eine
kuͤhnere und romantiſchere Form, in dem noch juͤngeren
Porphyrſchiefer. Den Werken der Menſchenhaͤnde
nachahmend, gleich hohen feſten Thuͤrmen, von gro-
tesker abentheuerlicher Form, ſtehen die ungeheuren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="197"/>
men gefunden werden. Auch die Ba&#x017F;altberge un&#x017F;res<lb/>
Erzgebirges zeichnen &#x017F;ich unter allen andern Bergen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, wenn es fern von Norden her betrachtet wird,<lb/>
aus. Von ha&#x0364;ufigen Nebel und Ho&#x0364;henrauch bedeckt,<lb/>
weil der Ba&#x017F;alt, vermo&#x0364;ge &#x017F;einer bedeutenden Dichtigkeit<lb/>
die Du&#x0364;n&#x017F;te &#x017F;ehr anzieht, an &#x017F;einem Fuß von Moor und<lb/>
Quellen umgeben, &#x017F;chwarz von Farbe, kahl, nur &#x017F;el-<lb/>
ten von einigen ein&#x017F;amen Stra&#x0364;uchern bekra&#x0364;nzt, tragen<lb/>
die kegelfo&#x0364;rmig zugerundeten Ba&#x017F;altberge &#x017F;tatt der u&#x0364;ppi-<lb/>
gen Vegetation andrer Gebirge, oben auf ihren Ho&#x0364;hen<lb/>
jene ha&#x0364;ufigen hohen Sa&#x0364;ulen, welche wie die Ueberre-<lb/>
&#x017F;te alter Naturtempel bald u&#x0364;bereinander ge&#x017F;chichtet,<lb/>
bald einzeln umhergeworfen liegen. Die&#x017F;e eigenthu&#x0364;m-<lb/>
liche Neigung zur Sa&#x0364;ulenform, bildet in den Ba&#x017F;alt-<lb/>
gebirgen bald jene Ho&#x0364;hlen mit hohen ma&#x0364;chtigen Pfei-<lb/>
lern, wie die merkwu&#x0364;rdigen Ho&#x0364;hlen in Schottland und<lb/>
Irrland, bald be&#x017F;treut &#x017F;ie ganze Tha&#x0364;ler mit abgebroch-<lb/>
nen gewaltigen Sa&#x0364;ulen, deren untere Ha&#x0364;lfte noch auf-<lb/>
recht aus dem Boden hervor&#x017F;teht. Zuweilen be&#x017F;tehen,<lb/>
wenn eine &#x2014; jedoch &#x017F;eltnere &#x2014; Neigung zur kugelfo&#x0364;r-<lb/>
migen Ab&#x017F;ondrung mitwirkt, die einzelnen Sa&#x0364;ulen,<lb/>
aus rundlich u&#x0364;bereinandergeha&#x0364;uften Gliedern.</p><lb/>
        <p>Doch ver&#x017F;ucht, nach die&#x017F;en vielfachen Ge&#x017F;talten,<lb/>
welche der Ba&#x017F;alt angenommen, die Natur noch eine<lb/>
ku&#x0364;hnere und romanti&#x017F;chere Form, in dem noch ju&#x0364;ngeren<lb/>
Porphyr&#x017F;chiefer. Den Werken der Men&#x017F;chenha&#x0364;nde<lb/>
nachahmend, gleich hohen fe&#x017F;ten Thu&#x0364;rmen, von gro-<lb/>
tesker abentheuerlicher Form, &#x017F;tehen die ungeheuren<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0211] men gefunden werden. Auch die Baſaltberge unſres Erzgebirges zeichnen ſich unter allen andern Bergen deſſelben, wenn es fern von Norden her betrachtet wird, aus. Von haͤufigen Nebel und Hoͤhenrauch bedeckt, weil der Baſalt, vermoͤge ſeiner bedeutenden Dichtigkeit die Duͤnſte ſehr anzieht, an ſeinem Fuß von Moor und Quellen umgeben, ſchwarz von Farbe, kahl, nur ſel- ten von einigen einſamen Straͤuchern bekraͤnzt, tragen die kegelfoͤrmig zugerundeten Baſaltberge ſtatt der uͤppi- gen Vegetation andrer Gebirge, oben auf ihren Hoͤhen jene haͤufigen hohen Saͤulen, welche wie die Ueberre- ſte alter Naturtempel bald uͤbereinander geſchichtet, bald einzeln umhergeworfen liegen. Dieſe eigenthuͤm- liche Neigung zur Saͤulenform, bildet in den Baſalt- gebirgen bald jene Hoͤhlen mit hohen maͤchtigen Pfei- lern, wie die merkwuͤrdigen Hoͤhlen in Schottland und Irrland, bald beſtreut ſie ganze Thaͤler mit abgebroch- nen gewaltigen Saͤulen, deren untere Haͤlfte noch auf- recht aus dem Boden hervorſteht. Zuweilen beſtehen, wenn eine — jedoch ſeltnere — Neigung zur kugelfoͤr- migen Abſondrung mitwirkt, die einzelnen Saͤulen, aus rundlich uͤbereinandergehaͤuften Gliedern. Doch verſucht, nach dieſen vielfachen Geſtalten, welche der Baſalt angenommen, die Natur noch eine kuͤhnere und romantiſchere Form, in dem noch juͤngeren Porphyrſchiefer. Den Werken der Menſchenhaͤnde nachahmend, gleich hohen feſten Thuͤrmen, von gro- tesker abentheuerlicher Form, ſtehen die ungeheuren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/211
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/211>, abgerufen am 28.11.2024.