riß des unförmlichen Felsen, bis zu der Gestalt der organischen Körper aufwärts zu steigen, die Gebirge der zweyten Periode, der sogenannten Uebergangszeit, wenig vor andern Gebirgen ausgezeichnet. Dagegen zeigen die der Flözzeit fast alle einen eigenthümlichen Charakter. Mit schroff emporstehenden Bergwänden, oben selten zugerundet, oder spitz, sondern eben, voller Höhlen und Klüfte, mit Thälern, deren Seiten sel- tener sanft emporsteigen, öfterer hohen geraden Mauern gleichen, häufig in fast viereckten Felsen, welcher hier einer und dort einer hohen Riesengebäuden gleichen, zeichnet sich das Sandsteingebirge gleich auf den ersten Blick aus. Wir haben ein solches in der Nähe, an der sogenannten sächsischen Schweiz. Doch verdankt der Sandstein diese ausgezeichneten Gestalten nicht der Festigkeit seines Charakters allein, wie der Granit, sondern das Wasser mußte seiner Anlage zur verticalen Zerklüftung zu Hülfe kommen, indem es, bey einem höheren Stand mitten durch die zerklüfteten und erhärteten Sandmassen hindurchbrechend, nach zerrissener Verbindung, die einzelnen schroffen Felsen- massen zurückließ.
In steil aufsteigenden nach oben öfters scharf zu- sammenlaufenden Bergen, welche nicht wie das Sand- steingebirge in einzelne abgerißne Felsenwände zertheilt sind, sondern in langen Reihen zusammenhängen, nicht mehr mit jenem etwas runderen und doch scharfen
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riß des unfoͤrmlichen Felſen, bis zu der Geſtalt der organiſchen Koͤrper aufwaͤrts zu ſteigen, die Gebirge der zweyten Periode, der ſogenannten Uebergangszeit, wenig vor andern Gebirgen ausgezeichnet. Dagegen zeigen die der Floͤzzeit faſt alle einen eigenthuͤmlichen Charakter. Mit ſchroff emporſtehenden Bergwaͤnden, oben ſelten zugerundet, oder ſpitz, ſondern eben, voller Hoͤhlen und Kluͤfte, mit Thaͤlern, deren Seiten ſel- tener ſanft emporſteigen, oͤfterer hohen geraden Mauern gleichen, haͤufig in faſt viereckten Felſen, welcher hier einer und dort einer hohen Rieſengebaͤuden gleichen, zeichnet ſich das Sandſteingebirge gleich auf den erſten Blick aus. Wir haben ein ſolches in der Naͤhe, an der ſogenannten ſaͤchſiſchen Schweiz. Doch verdankt der Sandſtein dieſe ausgezeichneten Geſtalten nicht der Feſtigkeit ſeines Charakters allein, wie der Granit, ſondern das Waſſer mußte ſeiner Anlage zur verticalen Zerkluͤftung zu Huͤlfe kommen, indem es, bey einem hoͤheren Stand mitten durch die zerkluͤfteten und erhaͤrteten Sandmaſſen hindurchbrechend, nach zerriſſener Verbindung, die einzelnen ſchroffen Felſen- maſſen zuruͤckließ.
In ſteil aufſteigenden nach oben oͤfters ſcharf zu- ſammenlaufenden Bergen, welche nicht wie das Sand- ſteingebirge in einzelne abgerißne Felſenwaͤnde zertheilt ſind, ſondern in langen Reihen zuſammenhaͤngen, nicht mehr mit jenem etwas runderen und doch ſcharfen
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riß des unfoͤrmlichen Felſen, bis zu der Geſtalt der
organiſchen Koͤrper aufwaͤrts zu ſteigen, die Gebirge
der zweyten Periode, der ſogenannten Uebergangszeit,
wenig vor andern Gebirgen ausgezeichnet. Dagegen
zeigen die der Floͤzzeit faſt alle einen eigenthuͤmlichen
Charakter. Mit ſchroff emporſtehenden Bergwaͤnden,
oben ſelten zugerundet, oder ſpitz, ſondern eben, voller
Hoͤhlen und Kluͤfte, mit Thaͤlern, deren Seiten ſel-
tener ſanft emporſteigen, oͤfterer hohen geraden
Mauern gleichen, haͤufig in faſt viereckten Felſen,
welcher hier einer und dort einer hohen Rieſengebaͤuden
gleichen, zeichnet ſich das Sandſteingebirge gleich auf
den erſten Blick aus. Wir haben ein ſolches in der
Naͤhe, an der ſogenannten ſaͤchſiſchen Schweiz. Doch
verdankt der Sandſtein dieſe ausgezeichneten Geſtalten
nicht der Feſtigkeit ſeines Charakters allein, wie der
Granit, ſondern das Waſſer mußte ſeiner Anlage zur
verticalen Zerkluͤftung zu Huͤlfe kommen, indem es,
bey einem hoͤheren Stand mitten durch die zerkluͤfteten
und erhaͤrteten Sandmaſſen hindurchbrechend, nach
zerriſſener Verbindung, die einzelnen ſchroffen Felſen-
maſſen zuruͤckließ.
In ſteil aufſteigenden nach oben oͤfters ſcharf zu-
ſammenlaufenden Bergen, welche nicht wie das Sand-
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ſind, ſondern in langen Reihen zuſammenhaͤngen,
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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