so hoch sind, als der Gotthard, läuft mehrere Meilen weit mitten durch den zerspaltenen Bergrücken hin- durch, und das kaum 2000 Fuß breite Thal, durch die Ausfüllung von Gebirgsstücken Sand und Damm- erde entstanden, steht mit seinen einsamen Chinawäl- dern einen großen Theil des Tages vor dem Sonnen- licht verborgen, in einer tiefen Nacht, während zu andrer Zeit die Hitze zwischen diesen engen Felsen- mauern unerträglich fällt. Der Unterschied der süd- amerikanischen und der europäischen Alpengebirge, in Hinsicht der Gestalt, wird darinnen gefunden, daß diese in ihren höchsten Punkten aus Granit, jene aus Urporphyr bestehen. Nicht jene ungeheuren hoch em- porstehenden Klippen, welche in der deutschen Schweiz den einzelnen Bergen den Beynahmen Horn erworben haben, sondern ein runder Umriß selbst der höchsten Gebirgshäupter, zeichnet die höchsten americanischen Alpen im Ganzen vor denen der Schweiz aus.
Auch der Sienit, fällt wieder mit kühnen schrof- fen Felsenwänden ins Auge, so wie auch der einsam stehende, durch schneeweise Farbe und den eigenthüm- lichen Glanz, nicht minder als durch seine zersprun- genen und zerrissenen Wände charakterisirte Quarz- felsen.
Wir finden, wenn wir die äußere Gestalt, wel- che ganze Gebirgsarten angenommen, ferner verglei- chen, um zuerst mit der ganzen Masse von dem Um-
ſo hoch ſind, als der Gotthard, laͤuft mehrere Meilen weit mitten durch den zerſpaltenen Bergruͤcken hin- durch, und das kaum 2000 Fuß breite Thal, durch die Ausfuͤllung von Gebirgsſtuͤcken Sand und Damm- erde entſtanden, ſteht mit ſeinen einſamen Chinawaͤl- dern einen großen Theil des Tages vor dem Sonnen- licht verborgen, in einer tiefen Nacht, waͤhrend zu andrer Zeit die Hitze zwiſchen dieſen engen Felſen- mauern unertraͤglich faͤllt. Der Unterſchied der ſuͤd- amerikaniſchen und der europaͤiſchen Alpengebirge, in Hinſicht der Geſtalt, wird darinnen gefunden, daß dieſe in ihren hoͤchſten Punkten aus Granit, jene aus Urporphyr beſtehen. Nicht jene ungeheuren hoch em- porſtehenden Klippen, welche in der deutſchen Schweiz den einzelnen Bergen den Beynahmen Horn erworben haben, ſondern ein runder Umriß ſelbſt der hoͤchſten Gebirgshaͤupter, zeichnet die hoͤchſten americaniſchen Alpen im Ganzen vor denen der Schweiz aus.
Auch der Sienit, faͤllt wieder mit kuͤhnen ſchrof- fen Felſenwaͤnden ins Auge, ſo wie auch der einſam ſtehende, durch ſchneeweiſe Farbe und den eigenthuͤm- lichen Glanz, nicht minder als durch ſeine zerſprun- genen und zerriſſenen Waͤnde charakteriſirte Quarz- felſen.
Wir finden, wenn wir die aͤußere Geſtalt, wel- che ganze Gebirgsarten angenommen, ferner verglei- chen, um zuerſt mit der ganzen Maſſe von dem Um-
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ſo hoch ſind, als der Gotthard, laͤuft mehrere Meilen
weit mitten durch den zerſpaltenen Bergruͤcken hin-
durch, und das kaum 2000 Fuß breite Thal, durch
die Ausfuͤllung von Gebirgsſtuͤcken Sand und Damm-
erde entſtanden, ſteht mit ſeinen einſamen Chinawaͤl-
dern einen großen Theil des Tages vor dem Sonnen-
licht verborgen, in einer tiefen Nacht, waͤhrend zu
andrer Zeit die Hitze zwiſchen dieſen engen Felſen-
mauern unertraͤglich faͤllt. Der Unterſchied der ſuͤd-
amerikaniſchen und der europaͤiſchen Alpengebirge, in
Hinſicht der Geſtalt, wird darinnen gefunden, daß
dieſe in ihren hoͤchſten Punkten aus Granit, jene aus
Urporphyr beſtehen. Nicht jene ungeheuren hoch em-
porſtehenden Klippen, welche in der deutſchen Schweiz
den einzelnen Bergen den Beynahmen Horn erworben
haben, ſondern ein runder Umriß ſelbſt der hoͤchſten
Gebirgshaͤupter, zeichnet die hoͤchſten americaniſchen
Alpen im Ganzen vor denen der Schweiz aus.
Auch der Sienit, faͤllt wieder mit kuͤhnen ſchrof-
fen Felſenwaͤnden ins Auge, ſo wie auch der einſam
ſtehende, durch ſchneeweiſe Farbe und den eigenthuͤm-
lichen Glanz, nicht minder als durch ſeine zerſprun-
genen und zerriſſenen Waͤnde charakteriſirte Quarz-
felſen.
Wir finden, wenn wir die aͤußere Geſtalt, wel-
che ganze Gebirgsarten angenommen, ferner verglei-
chen, um zuerſt mit der ganzen Maſſe von dem Um-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/208>, abgerufen am 24.11.2024.
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