mer- und Urthonschiefers. Meist schieferartig ge- schichtet, schließen sich diese den Formen des älteren Gebirges an, und der emporstrebende kühnere Geist, der sich im Granit in eigenthümlicher Wildheit, der allgemeinen Schwere durch eine besondere trotzend er- hoben, scheint in diesen späteren Gliedern schon zu un- terliegen, und in jenen Schichten, wo sich alle ein- zelnen Theile mit gleicher Stärke nach dem allgemei- nen Mittelpunkte drängen, schließen sie sich, so innig als möglich, der Oberfläche der Erde an.
Meist in niedrigeren Bergen als der Granit, wel- cher als Regent aus den höchsten Punkten hervorsieht, zeichnet diese Gebirgsarten die Neigung Ebenen zu bil- den, mitten über den Gebirgsrücken hinweg oder zu seiner Seite, dem Auge von fernen aus. Hervorstehen- de steile Klippen sind in ihnen seltener, seltener die einzeln herumgestreuten Felsenstücke, an welchen sich der Lauf der schon größeren Nebenflüsse, die in ihren Thälern gehen, brechen könnte. Nur die schwarzen, von ferne glänzenden Felsenwände des Thonschiefers, werden zuweilen durch umherliegende in längliche Plat- ten gespaltene Steine, welche aus der eigenthümlichen Absondrung dieser Gebirgsart entstehen, etwas unzu- gänglich gemacht, doch sind diese Gesteinstücke bey weitem weder so groß noch so kühn und weit umher ge- streut wie die des Granits. Das Gneisgebirge ist in unsren Gegenden, vielleicht aus ähnlichen Gründen als der Granit, meist blos mit Schwarzwald bedeckt,
mer- und Urthonſchiefers. Meiſt ſchieferartig ge- ſchichtet, ſchließen ſich dieſe den Formen des aͤlteren Gebirges an, und der emporſtrebende kuͤhnere Geiſt, der ſich im Granit in eigenthuͤmlicher Wildheit, der allgemeinen Schwere durch eine beſondere trotzend er- hoben, ſcheint in dieſen ſpaͤteren Gliedern ſchon zu un- terliegen, und in jenen Schichten, wo ſich alle ein- zelnen Theile mit gleicher Staͤrke nach dem allgemei- nen Mittelpunkte draͤngen, ſchließen ſie ſich, ſo innig als moͤglich, der Oberflaͤche der Erde an.
Meiſt in niedrigeren Bergen als der Granit, wel- cher als Regent aus den hoͤchſten Punkten hervorſieht, zeichnet dieſe Gebirgsarten die Neigung Ebenen zu bil- den, mitten uͤber den Gebirgsruͤcken hinweg oder zu ſeiner Seite, dem Auge von fernen aus. Hervorſtehen- de ſteile Klippen ſind in ihnen ſeltener, ſeltener die einzeln herumgeſtreuten Felſenſtuͤcke, an welchen ſich der Lauf der ſchon groͤßeren Nebenfluͤſſe, die in ihren Thaͤlern gehen, brechen koͤnnte. Nur die ſchwarzen, von ferne glaͤnzenden Felſenwaͤnde des Thonſchiefers, werden zuweilen durch umherliegende in laͤngliche Plat- ten geſpaltene Steine, welche aus der eigenthuͤmlichen Abſondrung dieſer Gebirgsart entſtehen, etwas unzu- gaͤnglich gemacht, doch ſind dieſe Geſteinſtuͤcke bey weitem weder ſo groß noch ſo kuͤhn und weit umher ge- ſtreut wie die des Granits. Das Gneisgebirge iſt in unſren Gegenden, vielleicht aus aͤhnlichen Gruͤnden als der Granit, meiſt blos mit Schwarzwald bedeckt,
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mer- und Urthonſchiefers. Meiſt ſchieferartig ge-
ſchichtet, ſchließen ſich dieſe den Formen des aͤlteren
Gebirges an, und der emporſtrebende kuͤhnere Geiſt,
der ſich im Granit in eigenthuͤmlicher Wildheit, der
allgemeinen Schwere durch eine beſondere trotzend er-
hoben, ſcheint in dieſen ſpaͤteren Gliedern ſchon zu un-
terliegen, und in jenen Schichten, wo ſich alle ein-
zelnen Theile mit gleicher Staͤrke nach dem allgemei-
nen Mittelpunkte draͤngen, ſchließen ſie ſich, ſo innig
als moͤglich, der Oberflaͤche der Erde an.
Meiſt in niedrigeren Bergen als der Granit, wel-
cher als Regent aus den hoͤchſten Punkten hervorſieht,
zeichnet dieſe Gebirgsarten die Neigung Ebenen zu bil-
den, mitten uͤber den Gebirgsruͤcken hinweg oder zu
ſeiner Seite, dem Auge von fernen aus. Hervorſtehen-
de ſteile Klippen ſind in ihnen ſeltener, ſeltener die
einzeln herumgeſtreuten Felſenſtuͤcke, an welchen ſich
der Lauf der ſchon groͤßeren Nebenfluͤſſe, die in ihren
Thaͤlern gehen, brechen koͤnnte. Nur die ſchwarzen,
von ferne glaͤnzenden Felſenwaͤnde des Thonſchiefers,
werden zuweilen durch umherliegende in laͤngliche Plat-
ten geſpaltene Steine, welche aus der eigenthuͤmlichen
Abſondrung dieſer Gebirgsart entſtehen, etwas unzu-
gaͤnglich gemacht, doch ſind dieſe Geſteinſtuͤcke bey
weitem weder ſo groß noch ſo kuͤhn und weit umher ge-
ſtreut wie die des Granits. Das Gneisgebirge iſt in
unſren Gegenden, vielleicht aus aͤhnlichen Gruͤnden
als der Granit, meiſt blos mit Schwarzwald bedeckt,
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/205>, abgerufen am 28.11.2024.
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