gange, als, so weit wir die Geschichte derselben wis- sen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey- den sonderliche Veränderungen wahrgenommen hätte. Wo sollen wir demnach, bey der anerkannten "Regel- mäßigkeit und weisen Vorherbestimmung des Laufs, der Stellungen (und Größen) aller Weltkörper gegen einan- der" auch nur Wahrscheinlichkeiten finden um daraus Beweise für eine solche Störung zu nehmen, da jene Re- gelmäßigkeit es unmöglich macht, daß zwey Weltkör- per von gleicher Bestimmtheit und Festsetzung der Bah- nen und andren kosmischen Verhältnisse, jemals, wie zwey völlig nach Zufall geschleuderte Körper, mecha- nisch zusammenstoßen, oder was in seiner Wirkung dasselbe wäre, sich so nahe kommen könnten, daß einer den Umlauf des andern (das bestimmte Daseyn, die Individualität desselben) ganz aufheben oder verän- dern könnte. Nun ist zwar diese Zufälligkeit, dieser blinde Mechanismus, den sie ja an Seiten in die Na- tur hineingedichtet haben, wo sie seiner gar nicht be- durft hätten, den meisten Astronomen eben recht, und gar nicht unerwartet, doch werden schon die Besseren unter ihnen, die Möglichkeit eines solchen zerstörenden Zufalls nicht zugeben mögen.
So scheint uns schon dieser eine Fall zu belehren, wie selbst die klarsten und schärfsten Berechnungen der Kometenbahnen, nicht immer untrüglich sind. Zwar ist es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge- naue Durchsicht des Verzeichnisses aller bis zu unsrer
gange, als, ſo weit wir die Geſchichte derſelben wiſ- ſen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey- den ſonderliche Veraͤnderungen wahrgenommen haͤtte. Wo ſollen wir demnach, bey der anerkannten „Regel- maͤßigkeit und weiſen Vorherbeſtimmung des Laufs, der Stellungen (und Groͤßen) aller Weltkoͤrper gegen einan- der“ auch nur Wahrſcheinlichkeiten finden um daraus Beweiſe fuͤr eine ſolche Stoͤrung zu nehmen, da jene Re- gelmaͤßigkeit es unmoͤglich macht, daß zwey Weltkoͤr- per von gleicher Beſtimmtheit und Feſtſetzung der Bah- nen und andren kosmiſchen Verhaͤltniſſe, jemals, wie zwey voͤllig nach Zufall geſchleuderte Koͤrper, mecha- niſch zuſammenſtoßen, oder was in ſeiner Wirkung daſſelbe waͤre, ſich ſo nahe kommen koͤnnten, daß einer den Umlauf des andern (das beſtimmte Daſeyn, die Individualitaͤt deſſelben) ganz aufheben oder veraͤn- dern koͤnnte. Nun iſt zwar dieſe Zufaͤlligkeit, dieſer blinde Mechanismus, den ſie ja an Seiten in die Na- tur hineingedichtet haben, wo ſie ſeiner gar nicht be- durft haͤtten, den meiſten Aſtronomen eben recht, und gar nicht unerwartet, doch werden ſchon die Beſſeren unter ihnen, die Moͤglichkeit eines ſolchen zerſtoͤrenden Zufalls nicht zugeben moͤgen.
So ſcheint uns ſchon dieſer eine Fall zu belehren, wie ſelbſt die klarſten und ſchaͤrfſten Berechnungen der Kometenbahnen, nicht immer untruͤglich ſind. Zwar iſt es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge- naue Durchſicht des Verzeichniſſes aller bis zu unſrer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0151"n="137"/>
gange, als, ſo weit wir die Geſchichte derſelben wiſ-<lb/>ſen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey-<lb/>
den ſonderliche Veraͤnderungen wahrgenommen haͤtte.<lb/>
Wo ſollen wir demnach, bey der anerkannten „Regel-<lb/>
maͤßigkeit und weiſen Vorherbeſtimmung des Laufs, der<lb/>
Stellungen (und Groͤßen) aller Weltkoͤrper gegen einan-<lb/>
der“ auch nur Wahrſcheinlichkeiten finden um daraus<lb/>
Beweiſe fuͤr eine ſolche Stoͤrung zu nehmen, da jene Re-<lb/>
gelmaͤßigkeit es unmoͤglich macht, daß zwey Weltkoͤr-<lb/>
per von gleicher Beſtimmtheit und Feſtſetzung der Bah-<lb/>
nen und andren kosmiſchen Verhaͤltniſſe, jemals, wie<lb/>
zwey voͤllig nach Zufall geſchleuderte Koͤrper, mecha-<lb/>
niſch zuſammenſtoßen, oder was in ſeiner Wirkung<lb/>
daſſelbe waͤre, ſich ſo nahe kommen koͤnnten, daß einer<lb/>
den Umlauf des andern (das beſtimmte Daſeyn, die<lb/>
Individualitaͤt deſſelben) ganz aufheben oder veraͤn-<lb/>
dern koͤnnte. Nun iſt zwar dieſe Zufaͤlligkeit, dieſer<lb/>
blinde Mechanismus, den ſie ja an Seiten in die Na-<lb/>
tur hineingedichtet haben, wo ſie ſeiner gar nicht be-<lb/>
durft haͤtten, den meiſten Aſtronomen eben recht, und<lb/>
gar nicht unerwartet, doch werden ſchon die Beſſeren<lb/>
unter ihnen, die Moͤglichkeit eines ſolchen zerſtoͤrenden<lb/>
Zufalls nicht zugeben moͤgen.</p><lb/><p>So ſcheint uns ſchon dieſer eine Fall zu belehren,<lb/>
wie ſelbſt die klarſten und ſchaͤrfſten Berechnungen der<lb/>
Kometenbahnen, nicht immer untruͤglich ſind. Zwar<lb/>
iſt es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge-<lb/>
naue Durchſicht des Verzeichniſſes aller bis zu unſrer<lb/></p></div></body></text></TEI>
[137/0151]
gange, als, ſo weit wir die Geſchichte derſelben wiſ-
ſen, noch kein Komet die Erde, ohne daß man an bey-
den ſonderliche Veraͤnderungen wahrgenommen haͤtte.
Wo ſollen wir demnach, bey der anerkannten „Regel-
maͤßigkeit und weiſen Vorherbeſtimmung des Laufs, der
Stellungen (und Groͤßen) aller Weltkoͤrper gegen einan-
der“ auch nur Wahrſcheinlichkeiten finden um daraus
Beweiſe fuͤr eine ſolche Stoͤrung zu nehmen, da jene Re-
gelmaͤßigkeit es unmoͤglich macht, daß zwey Weltkoͤr-
per von gleicher Beſtimmtheit und Feſtſetzung der Bah-
nen und andren kosmiſchen Verhaͤltniſſe, jemals, wie
zwey voͤllig nach Zufall geſchleuderte Koͤrper, mecha-
niſch zuſammenſtoßen, oder was in ſeiner Wirkung
daſſelbe waͤre, ſich ſo nahe kommen koͤnnten, daß einer
den Umlauf des andern (das beſtimmte Daſeyn, die
Individualitaͤt deſſelben) ganz aufheben oder veraͤn-
dern koͤnnte. Nun iſt zwar dieſe Zufaͤlligkeit, dieſer
blinde Mechanismus, den ſie ja an Seiten in die Na-
tur hineingedichtet haben, wo ſie ſeiner gar nicht be-
durft haͤtten, den meiſten Aſtronomen eben recht, und
gar nicht unerwartet, doch werden ſchon die Beſſeren
unter ihnen, die Moͤglichkeit eines ſolchen zerſtoͤrenden
Zufalls nicht zugeben moͤgen.
So ſcheint uns ſchon dieſer eine Fall zu belehren,
wie ſelbſt die klarſten und ſchaͤrfſten Berechnungen der
Kometenbahnen, nicht immer untruͤglich ſind. Zwar
iſt es nun bekannt: wie auf der andern Seite eine ge-
naue Durchſicht des Verzeichniſſes aller bis zu unſrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/151>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.