Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

einer ähnlichen beständigen Natur wie die planetari-
schen Weltkörper sind. Die so häufig beobachtete, in
die Sinnen fallende ungeheure Abplattung, welche sie
nicht mehr als Sphäroide, sondern als Ellipsen, deren
größere Axe nach der Sonne zugekehrt ist (wo mithin die
kleine Axe die eigentliche der Pole ist) erscheinen läßt;*)
das beständige undeutliche verwaschene Aussehen der
meisten Kometenkerne, die nicht ganz zu läugnende
Beobachtung von Kometen ohne Kern (wovon später
mehr) die ungemein häufige und dichte Atmosphäre, wie
es scheint von einer der unsrigen ähnlichen Natur, die den
Kern umgiebt; endlich noch mehr die Eigenschaft des Sel-
berleuchtens, die auf eine Stufe der körperlichen Bil-
dung schließen läßt, auf der die Körper überall in flüs-
sigem Zustand erscheinen; machen es viel wahrscheinli-
cher, daß die Kometen nicht zu den entwickelten und
ausgebildeten Körpern unsers Systems gehören, sondern
daß sie sich noch im Zustand der ersten Bildungsfähig-
keit befinden. Es wird dieses noch durch andre Gründe
bestätigt, die vielleicht nicht minder wichtig sind.

Man hat nämlich bekanntlich die Bahnen, auch der
Kometen, ziemlich genau berechnen wollen, und nebst
den übrigen Elementen auch die Umlaufszeit bestimmt.
Es geben diese Berechnungen fast sämmtlich den Kome-
ten eine Dauer des Umlaufs, und eine mittlere Ent-
fernung, welche die aller andern Weltkörper unsers

*) Wie auch Heinsius den von 1744 beschreibt.

einer aͤhnlichen beſtaͤndigen Natur wie die planetari-
ſchen Weltkoͤrper ſind. Die ſo haͤufig beobachtete, in
die Sinnen fallende ungeheure Abplattung, welche ſie
nicht mehr als Sphaͤroide, ſondern als Ellipſen, deren
groͤßere Axe nach der Sonne zugekehrt iſt (wo mithin die
kleine Axe die eigentliche der Pole iſt) erſcheinen laͤßt;*)
das beſtaͤndige undeutliche verwaſchene Ausſehen der
meiſten Kometenkerne, die nicht ganz zu laͤugnende
Beobachtung von Kometen ohne Kern (wovon ſpaͤter
mehr) die ungemein haͤufige und dichte Atmosphaͤre, wie
es ſcheint von einer der unſrigen aͤhnlichen Natur, die den
Kern umgiebt; endlich noch mehr die Eigenſchaft des Sel-
berleuchtens, die auf eine Stufe der koͤrperlichen Bil-
dung ſchließen laͤßt, auf der die Koͤrper uͤberall in fluͤſ-
ſigem Zuſtand erſcheinen; machen es viel wahrſcheinli-
cher, daß die Kometen nicht zu den entwickelten und
ausgebildeten Koͤrpern unſers Syſtems gehoͤren, ſondern
daß ſie ſich noch im Zuſtand der erſten Bildungsfaͤhig-
keit befinden. Es wird dieſes noch durch andre Gruͤnde
beſtaͤtigt, die vielleicht nicht minder wichtig ſind.

Man hat naͤmlich bekanntlich die Bahnen, auch der
Kometen, ziemlich genau berechnen wollen, und nebſt
den uͤbrigen Elementen auch die Umlaufszeit beſtimmt.
Es geben dieſe Berechnungen faſt ſaͤmmtlich den Kome-
ten eine Dauer des Umlaufs, und eine mittlere Ent-
fernung, welche die aller andern Weltkoͤrper unſers

*) Wie auch Heinſius den von 1744 beſchreibt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="133"/>
einer a&#x0364;hnlichen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Natur wie die planetari-<lb/>
&#x017F;chen Weltko&#x0364;rper &#x017F;ind. Die &#x017F;o ha&#x0364;ufig beobachtete, in<lb/>
die Sinnen fallende ungeheure Abplattung, welche &#x017F;ie<lb/>
nicht mehr als Spha&#x0364;roide, &#x017F;ondern als Ellip&#x017F;en, deren<lb/>
gro&#x0364;ßere Axe nach der Sonne zugekehrt i&#x017F;t (wo mithin die<lb/>
kleine Axe die eigentliche der Pole i&#x017F;t) er&#x017F;cheinen la&#x0364;ßt;<note place="foot" n="*)">Wie auch Hein&#x017F;ius den von 1744 be&#x017F;chreibt.</note><lb/>
das be&#x017F;ta&#x0364;ndige undeutliche verwa&#x017F;chene Aus&#x017F;ehen der<lb/>
mei&#x017F;ten Kometenkerne, die nicht ganz zu la&#x0364;ugnende<lb/>
Beobachtung von Kometen ohne Kern (wovon &#x017F;pa&#x0364;ter<lb/>
mehr) die ungemein ha&#x0364;ufige und dichte Atmospha&#x0364;re, wie<lb/>
es &#x017F;cheint von einer der un&#x017F;rigen a&#x0364;hnlichen Natur, die den<lb/>
Kern umgiebt; endlich noch mehr die Eigen&#x017F;chaft des Sel-<lb/>
berleuchtens, die auf eine Stufe der ko&#x0364;rperlichen Bil-<lb/>
dung &#x017F;chließen la&#x0364;ßt, auf der die Ko&#x0364;rper u&#x0364;berall in flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igem Zu&#x017F;tand er&#x017F;cheinen; machen es viel wahr&#x017F;cheinli-<lb/>
cher, daß die Kometen nicht zu den entwickelten und<lb/>
ausgebildeten Ko&#x0364;rpern un&#x017F;ers Sy&#x017F;tems geho&#x0364;ren, &#x017F;ondern<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich noch im Zu&#x017F;tand der er&#x017F;ten Bildungsfa&#x0364;hig-<lb/>
keit befinden. Es wird die&#x017F;es noch durch andre Gru&#x0364;nde<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;tigt, die vielleicht nicht minder wichtig &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Man hat na&#x0364;mlich bekanntlich die Bahnen, auch der<lb/>
Kometen, ziemlich genau berechnen wollen, und neb&#x017F;t<lb/>
den u&#x0364;brigen Elementen auch die Umlaufszeit be&#x017F;timmt.<lb/>
Es geben die&#x017F;e Berechnungen fa&#x017F;t &#x017F;a&#x0364;mmtlich den Kome-<lb/>
ten eine Dauer des Umlaufs, und eine mittlere Ent-<lb/>
fernung, welche die aller andern Weltko&#x0364;rper un&#x017F;ers<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0147] einer aͤhnlichen beſtaͤndigen Natur wie die planetari- ſchen Weltkoͤrper ſind. Die ſo haͤufig beobachtete, in die Sinnen fallende ungeheure Abplattung, welche ſie nicht mehr als Sphaͤroide, ſondern als Ellipſen, deren groͤßere Axe nach der Sonne zugekehrt iſt (wo mithin die kleine Axe die eigentliche der Pole iſt) erſcheinen laͤßt; *) das beſtaͤndige undeutliche verwaſchene Ausſehen der meiſten Kometenkerne, die nicht ganz zu laͤugnende Beobachtung von Kometen ohne Kern (wovon ſpaͤter mehr) die ungemein haͤufige und dichte Atmosphaͤre, wie es ſcheint von einer der unſrigen aͤhnlichen Natur, die den Kern umgiebt; endlich noch mehr die Eigenſchaft des Sel- berleuchtens, die auf eine Stufe der koͤrperlichen Bil- dung ſchließen laͤßt, auf der die Koͤrper uͤberall in fluͤſ- ſigem Zuſtand erſcheinen; machen es viel wahrſcheinli- cher, daß die Kometen nicht zu den entwickelten und ausgebildeten Koͤrpern unſers Syſtems gehoͤren, ſondern daß ſie ſich noch im Zuſtand der erſten Bildungsfaͤhig- keit befinden. Es wird dieſes noch durch andre Gruͤnde beſtaͤtigt, die vielleicht nicht minder wichtig ſind. Man hat naͤmlich bekanntlich die Bahnen, auch der Kometen, ziemlich genau berechnen wollen, und nebſt den uͤbrigen Elementen auch die Umlaufszeit beſtimmt. Es geben dieſe Berechnungen faſt ſaͤmmtlich den Kome- ten eine Dauer des Umlaufs, und eine mittlere Ent- fernung, welche die aller andern Weltkoͤrper unſers *) Wie auch Heinſius den von 1744 beſchreibt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/147
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/147>, abgerufen am 06.07.2024.