rende Geschlecht das verlohrne Gut noch in der leeren Hülle suchte, und sich so der Gewalt einer an sich un- ter ihm stehenden Natur hingegeben, welche das Edlere in ihm zu niedrigem Götzendienst herabwürdiget.
Es hat sich das ältere und bessere Heidenthum, vor jedem Blutvergießen schaudernd, blos durch Nüch- ternheit und in frommer Unschuld der Offenbarungen der höheren Natur würdig gemacht, und auf diese Weise tiefe und lichte Blicke in ihr Innres gethan. Als sich aber dem allmälig reifer werdenden menschlichen Geist, die Thore in das innre Heiligthum der Natur ge- schlossen, hat dieser, aus einem noch unmännlichen Trieb, von der Tiefe hinauf einen Weg in dasselbe, durch die Pforte des Todes und des Entsetzens, über blutige Leichname und zerfleischte Sterbende gesucht. Vergeblich -- die alte Sonne gieng nicht mehr auf, und nur schwacher Schimmer wird in dem Grabgewöl- be der alten Natur gesehen, die gesunde Begeistrung artet aus in kranken Wahnsinn.
Endlich hat sich in dem verarmten menschlichen Gemüth, der blutige Widerstreit durch den Eintritt des Christenthums gänzlich gelegt. Der Stern, wel- chen jene Weisen aufgehen sahen, ist zur Sonne ge- worden, und siehe, schon erfreuet sich ein großer Theil der Erde ihres Lichts. Der blutdürstige Wahnsinn des späteren Heydenthums, das vielfältige schmerzliche
rende Geſchlecht das verlohrne Gut noch in der leeren Huͤlle ſuchte, und ſich ſo der Gewalt einer an ſich un- ter ihm ſtehenden Natur hingegeben, welche das Edlere in ihm zu niedrigem Goͤtzendienſt herabwuͤrdiget.
Es hat ſich das aͤltere und beſſere Heidenthum, vor jedem Blutvergießen ſchaudernd, blos durch Nuͤch- ternheit und in frommer Unſchuld der Offenbarungen der hoͤheren Natur wuͤrdig gemacht, und auf dieſe Weiſe tiefe und lichte Blicke in ihr Innres gethan. Als ſich aber dem allmaͤlig reifer werdenden menſchlichen Geiſt, die Thore in das innre Heiligthum der Natur ge- ſchloſſen, hat dieſer, aus einem noch unmaͤnnlichen Trieb, von der Tiefe hinauf einen Weg in daſſelbe, durch die Pforte des Todes und des Entſetzens, uͤber blutige Leichname und zerfleiſchte Sterbende geſucht. Vergeblich — die alte Sonne gieng nicht mehr auf, und nur ſchwacher Schimmer wird in dem Grabgewoͤl- be der alten Natur geſehen, die geſunde Begeiſtrung artet aus in kranken Wahnſinn.
Endlich hat ſich in dem verarmten menſchlichen Gemuͤth, der blutige Widerſtreit durch den Eintritt des Chriſtenthums gaͤnzlich gelegt. Der Stern, wel- chen jene Weiſen aufgehen ſahen, iſt zur Sonne ge- worden, und ſiehe, ſchon erfreuet ſich ein großer Theil der Erde ihres Lichts. Der blutduͤrſtige Wahnſinn des ſpaͤteren Heydenthums, das vielfaͤltige ſchmerzliche
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rende Geſchlecht das verlohrne Gut noch in der leeren
Huͤlle ſuchte, und ſich ſo der Gewalt einer an ſich un-
ter ihm ſtehenden Natur hingegeben, welche das Edlere
in ihm zu niedrigem Goͤtzendienſt herabwuͤrdiget.
Es hat ſich das aͤltere und beſſere Heidenthum,
vor jedem Blutvergießen ſchaudernd, blos durch Nuͤch-
ternheit und in frommer Unſchuld der Offenbarungen
der hoͤheren Natur wuͤrdig gemacht, und auf dieſe
Weiſe tiefe und lichte Blicke in ihr Innres gethan. Als
ſich aber dem allmaͤlig reifer werdenden menſchlichen
Geiſt, die Thore in das innre Heiligthum der Natur ge-
ſchloſſen, hat dieſer, aus einem noch unmaͤnnlichen
Trieb, von der Tiefe hinauf einen Weg in daſſelbe,
durch die Pforte des Todes und des Entſetzens, uͤber
blutige Leichname und zerfleiſchte Sterbende geſucht.
Vergeblich — die alte Sonne gieng nicht mehr auf,
und nur ſchwacher Schimmer wird in dem Grabgewoͤl-
be der alten Natur geſehen, die geſunde Begeiſtrung
artet aus in kranken Wahnſinn.
Endlich hat ſich in dem verarmten menſchlichen
Gemuͤth, der blutige Widerſtreit durch den Eintritt
des Chriſtenthums gaͤnzlich gelegt. Der Stern, wel-
chen jene Weiſen aufgehen ſahen, iſt zur Sonne ge-
worden, und ſiehe, ſchon erfreuet ſich ein großer Theil
der Erde ihres Lichts. Der blutduͤrſtige Wahnſinn des
ſpaͤteren Heydenthums, das vielfaͤltige ſchmerzliche
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/114>, abgerufen am 23.11.2024.
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