Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Neunte Vorlesung.

Liessen wir im vorstehenden Texte die Bestimmung "von a0 ; b"
weg, so hätten wir die verbale Übertragung und Nutzanwendung von
D 47 vor uns. Auch diese Formel kann in der That schon dazu ver-
wendet werden, um eine Behauptung, Thesis a0 ; b c rechtskräftig zu
begründen und zwar aufgrund der beiden Nachweise, dass erstens
b c und zweitens a ; c c sei.

Diese zweite Teilforderung der Hypothesis ist aber -- wegen
(a0 ; b)c c -- bei D 47 eine weiter gehende, als bei D 59. Bei Weg-
lassung jener Bestimmung wird behufs Etablirung der Thesis mehr,
als unbedingt nötig ist, zu leisten verlangt; das Theorem D 59 begnügt
sich dem D 47 gegenüber mit formell geringeren Voraussetzungen, die
man als erfüllte noch wird nachzuweisen haben. Und wenn demnach
in manchen Fällen vielleicht auch schon das Theorem D 47 zur Er-
reichung des Zieles ausreicht, so wird man doch im Allgemeinen nur
das Theorem D 59 als den logischen Kern des Schlusses der vollstän-
digen Induktion hinstellen können.

Der "Hinweg".

Hier muss ich zuvörderst den Leser bitten, den Namen "a0 ; b" als ein
einfaches oder unpräjudizirliches, nichtssagenwollendes Zeichen für ein von
a und b abhängig zu definirendes Relativ -- wie meinetwegen x oder
höchstens ph(a, b) -- gelten lassen und ansehen zu wollen, von der Art
also, wie jener Name sich zusammengesetzt zeigt, vorläufig ganz abzusehen!
Dass man berechtigt ist, gedachtes x als ein relatives Produkt in b, als
ein gewisses Relativ a0 genommen von b hinzustellen und zu bezeichnen,
die Funktion ph(a, b) speziell in der Form a0 ; b anzusetzen, wird sich erst
ganz am Schlusse der Untersuchung herausstellen -- in der Weise, wie
wir es bereits unter 0) S. 361 geschildert haben. Solches aber von vorn-
herein
zu thun, müsste bei unserm Gange beanstandet und als durch nichts
gerechtfertigt abgelehnt werden.

D 44 definirt die "a-Kette von b" als ein von a und b abhängiges
-- wie gesagt vorgreifend -- mit "a0 ; b" bezeichnetes binäres Relativ,
und zwar als das identische Produkt P nach u aller derjenigen Rela-
tive u des Denkbereiches 12, welche die in 30) unter das (erste) P-zeichen
gesetzte "Erstreckungsbedingung" a ; u + b u erfüllen. Da diese Be-
dingung in die beiden
a ; u u und b u
zerfällt, wovon die erstre fordert, dass u "Kette" sei inbezug auf a,
die letztre aber, dass u auch b als einen Teil seinerselbst in sich
schliesse, so kann man die Definition mit Worten so ausdrücken:

Unter der a-Kette von b soll verstanden werden das identische Pro-
dukt
(die "Gemeinheit") aller der Ketten inbezug auf a, von welchen b
Teil ist
.


Neunte Vorlesung.

Liessen wir im vorstehenden Texte die Bestimmung „von a0 ; b
weg, so hätten wir die verbale Übertragung und Nutzanwendung von
D 47 vor uns. Auch diese Formel kann in der That schon dazu ver-
wendet werden, um eine Behauptung, Thesis a0 ; bc rechtskräftig zu
begründen und zwar aufgrund der beiden Nachweise, dass erstens
bc und zweitens a ; cc sei.

Diese zweite Teilforderung der Hypothesis ist aber — wegen
(a0 ; b)cc — bei D 47 eine weiter gehende, als bei D 59. Bei Weg-
lassung jener Bestimmung wird behufs Etablirung der Thesis mehr,
als unbedingt nötig ist, zu leisten verlangt; das Theorem D 59 begnügt
sich dem D 47 gegenüber mit formell geringeren Voraussetzungen, die
man als erfüllte noch wird nachzuweisen haben. Und wenn demnach
in manchen Fällen vielleicht auch schon das Theorem D 47 zur Er-
reichung des Zieles ausreicht, so wird man doch im Allgemeinen nur
das Theorem D 59 als den logischen Kern des Schlusses der vollstän-
digen Induktion hinstellen können.

DerHinweg“.

Hier muss ich zuvörderst den Leser bitten, den Namen „a0 ; b“ als ein
einfaches oder unpräjudizirliches, nichtssagenwollendes Zeichen für ein von
a und b abhängig zu definirendes Relativ — wie meinetwegen x oder
höchstens φ(a, b) — gelten lassen und ansehen zu wollen, von der Art
also, wie jener Name sich zusammengesetzt zeigt, vorläufig ganz abzusehen!
Dass man berechtigt ist, gedachtes x als ein relatives Produkt in b, als
ein gewisses Relativ a0 genommen von b hinzustellen und zu bezeichnen,
die Funktion φ(a, b) speziell in der Form a0 ; b anzusetzen, wird sich erst
ganz am Schlusse der Untersuchung herausstellen — in der Weise, wie
wir es bereits unter 0) S. 361 geschildert haben. Solches aber von vorn-
herein
zu thun, müsste bei unserm Gange beanstandet und als durch nichts
gerechtfertigt abgelehnt werden.

D 44 definirt die „a-Kette von b“ als ein von a und b abhängiges
— wie gesagt vorgreifend — mit „a0 ; b“ bezeichnetes binäres Relativ,
und zwar als das identische Produkt Π nach u aller derjenigen Rela-
tive u des Denkbereiches 12, welche die in 30) unter das (erste) Π-zeichen
gesetzte „Erstreckungsbedingung“ a ; u + bu erfüllen. Da diese Be-
dingung in die beiden
a ; uu und bu
zerfällt, wovon die erstre fordert, dass u „Kette“ sei inbezug auf a,
die letztre aber, dass u auch b als einen Teil seinerselbst in sich
schliesse, so kann man die Definition mit Worten so ausdrücken:

Unter der a-Kette von b soll verstanden werden das identische Pro-
dukt
(die „Gemeinheit“) aller der Ketten inbezug auf a, von welchen b
Teil ist
.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0384" n="370"/>
          <fw place="top" type="header">Neunte Vorlesung.</fw><lb/>
          <p>Liessen wir im vorstehenden Texte die Bestimmung &#x201E;von <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi>&#x201C;<lb/>
weg, so hätten wir die verbale Übertragung und Nutzanwendung von<lb/><hi rendition="#fr">D</hi> 47 vor uns. Auch diese Formel kann in der That schon dazu ver-<lb/>
wendet werden, um eine Behauptung, Thesis <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">c</hi> rechtskräftig zu<lb/>
begründen und zwar aufgrund der beiden Nachweise, dass erstens<lb/><hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">c</hi> und zweitens <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">c</hi> sei.</p><lb/>
          <p>Diese zweite Teilforderung der Hypothesis ist aber &#x2014; wegen<lb/>
(<hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi>)<hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">c</hi> &#x2014; bei <hi rendition="#fr">D</hi> 47 eine weiter gehende, als bei <hi rendition="#fr">D</hi> 59. Bei Weg-<lb/>
lassung jener Bestimmung wird behufs Etablirung der Thesis mehr,<lb/>
als unbedingt nötig ist, zu leisten verlangt; das Theorem <hi rendition="#fr">D</hi> 59 begnügt<lb/>
sich dem <hi rendition="#fr">D</hi> 47 gegenüber mit formell geringeren Voraussetzungen, die<lb/>
man als erfüllte noch wird nachzuweisen haben. Und wenn demnach<lb/>
in manchen Fällen vielleicht auch schon das Theorem <hi rendition="#fr">D</hi> 47 zur Er-<lb/>
reichung des Zieles ausreicht, so wird man doch im Allgemeinen nur<lb/>
das Theorem <hi rendition="#fr">D</hi> 59 als den logischen Kern des Schlusses der vollstän-<lb/>
digen Induktion hinstellen können.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Der</hi> &#x201E;<hi rendition="#g">Hinweg</hi>&#x201C;.</p><lb/>
          <p>Hier muss ich zuvörderst den Leser bitten, den Namen &#x201E;<hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi>&#x201C; als ein<lb/>
einfaches oder unpräjudizirliches, nichtssagenwollendes Zeichen für ein von<lb/><hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> abhängig zu definirendes Relativ &#x2014; wie meinetwegen <hi rendition="#i">x</hi> oder<lb/>
höchstens <hi rendition="#i">&#x03C6;</hi>(<hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">b</hi>) &#x2014; gelten lassen und ansehen zu wollen, von der Art<lb/>
also, wie jener Name sich zusammengesetzt zeigt, vorläufig ganz abzusehen!<lb/>
Dass man berechtigt ist, gedachtes <hi rendition="#i">x</hi> als ein relatives Produkt <hi rendition="#i">in b</hi>, als<lb/>
ein gewisses Relativ <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> genommen <hi rendition="#i">von b</hi> hinzustellen und zu bezeichnen,<lb/>
die Funktion <hi rendition="#i">&#x03C6;</hi>(<hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">b</hi>) speziell in der Form <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi> anzusetzen, wird sich erst<lb/>
ganz am Schlusse der Untersuchung herausstellen &#x2014; in der Weise, wie<lb/>
wir es bereits unter 0) S. 361 geschildert haben. Solches aber <hi rendition="#i">von vorn-<lb/>
herein</hi> zu thun, müsste bei unserm Gange beanstandet und als durch nichts<lb/>
gerechtfertigt abgelehnt werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">D</hi> 44 definirt die &#x201E;<hi rendition="#i">a-Kette von b</hi>&#x201C; als ein von <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> abhängiges<lb/>
&#x2014; wie gesagt <hi rendition="#i">vorgreifend</hi> &#x2014; mit &#x201E;<hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">0</hi> ; <hi rendition="#i">b</hi>&#x201C; bezeichnetes binäres Relativ,<lb/>
und zwar als das identische Produkt <hi rendition="#i">&#x03A0;</hi> nach <hi rendition="#i">u</hi> aller derjenigen Rela-<lb/>
tive <hi rendition="#i">u</hi> des Denkbereiches 1<hi rendition="#sup">2</hi>, welche die in 3<hi rendition="#sup">0</hi>) unter das (erste) <hi rendition="#i">&#x03A0;</hi>-zeichen<lb/>
gesetzte &#x201E;Erstreckungsbedingung&#x201C; <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">u</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">u</hi> erfüllen. Da diese Be-<lb/>
dingung in die beiden<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">u</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">u</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">u</hi></hi><lb/>
zerfällt, wovon die erstre fordert, dass <hi rendition="#i">u</hi> &#x201E;Kette&#x201C; sei inbezug auf <hi rendition="#i">a</hi>,<lb/>
die letztre aber, dass <hi rendition="#i">u</hi> auch <hi rendition="#i">b</hi> als einen Teil seinerselbst in sich<lb/>
schliesse, so kann man die Definition mit Worten so ausdrücken:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Unter der a-Kette von b soll verstanden werden das identische Pro-<lb/>
dukt</hi> (die &#x201E;Gemeinheit&#x201C;) <hi rendition="#i">aller der Ketten inbezug auf a</hi>, <hi rendition="#i">von welchen b<lb/>
Teil ist</hi>.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0384] Neunte Vorlesung. Liessen wir im vorstehenden Texte die Bestimmung „von a0 ; b“ weg, so hätten wir die verbale Übertragung und Nutzanwendung von D 47 vor uns. Auch diese Formel kann in der That schon dazu ver- wendet werden, um eine Behauptung, Thesis a0 ; b ⋹ c rechtskräftig zu begründen und zwar aufgrund der beiden Nachweise, dass erstens b ⋹ c und zweitens a ; c ⋹ c sei. Diese zweite Teilforderung der Hypothesis ist aber — wegen (a0 ; b)c ⋹ c — bei D 47 eine weiter gehende, als bei D 59. Bei Weg- lassung jener Bestimmung wird behufs Etablirung der Thesis mehr, als unbedingt nötig ist, zu leisten verlangt; das Theorem D 59 begnügt sich dem D 47 gegenüber mit formell geringeren Voraussetzungen, die man als erfüllte noch wird nachzuweisen haben. Und wenn demnach in manchen Fällen vielleicht auch schon das Theorem D 47 zur Er- reichung des Zieles ausreicht, so wird man doch im Allgemeinen nur das Theorem D 59 als den logischen Kern des Schlusses der vollstän- digen Induktion hinstellen können. Der „Hinweg“. Hier muss ich zuvörderst den Leser bitten, den Namen „a0 ; b“ als ein einfaches oder unpräjudizirliches, nichtssagenwollendes Zeichen für ein von a und b abhängig zu definirendes Relativ — wie meinetwegen x oder höchstens φ(a, b) — gelten lassen und ansehen zu wollen, von der Art also, wie jener Name sich zusammengesetzt zeigt, vorläufig ganz abzusehen! Dass man berechtigt ist, gedachtes x als ein relatives Produkt in b, als ein gewisses Relativ a0 genommen von b hinzustellen und zu bezeichnen, die Funktion φ(a, b) speziell in der Form a0 ; b anzusetzen, wird sich erst ganz am Schlusse der Untersuchung herausstellen — in der Weise, wie wir es bereits unter 0) S. 361 geschildert haben. Solches aber von vorn- herein zu thun, müsste bei unserm Gange beanstandet und als durch nichts gerechtfertigt abgelehnt werden. D 44 definirt die „a-Kette von b“ als ein von a und b abhängiges — wie gesagt vorgreifend — mit „a0 ; b“ bezeichnetes binäres Relativ, und zwar als das identische Produkt Π nach u aller derjenigen Rela- tive u des Denkbereiches 12, welche die in 30) unter das (erste) Π-zeichen gesetzte „Erstreckungsbedingung“ a ; u + b ⋹ u erfüllen. Da diese Be- dingung in die beiden a ; u ⋹ u und b ⋹ u zerfällt, wovon die erstre fordert, dass u „Kette“ sei inbezug auf a, die letztre aber, dass u auch b als einen Teil seinerselbst in sich schliesse, so kann man die Definition mit Worten so ausdrücken: Unter der a-Kette von b soll verstanden werden das identische Pro- dukt (die „Gemeinheit“) aller der Ketten inbezug auf a, von welchen b Teil ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/384
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/384>, abgerufen am 23.11.2024.