Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
§ 7. Beweis des Distributionsgesetzes.

Diese Folgerungen sind wiederum allgemein, für irgend ein Suffix ij
gezogen. Man kann sie auch für jedes Suffix ij in Anspruch nehmen,
was durch Voranschreiben des Zeichens Pi j vor diese alsdann in { } zu
setzenden Konklusionen anzudeuten wäre. Alsdann ist im Hinblick auf
(14) gerechtfertigt, dass
a ; c b ; d, a j c b j d
ist, und haben wir somit die Behauptung von 1):
R = (ac bd)(a + c b + d)(a ; c b ; d)(a j c b j d)
mit allen ihren Teil-Behauptungen erwiesen, q. e. d.

Von den Beweisen der schon dem identischen Kalkul angehörigen
Sätze wollen wir als vornehmstes Paradigma jetzt den

Beweis des Distributionsgesetzes a(b + c) = ab + ac -- siehe unter
2) des § 6 -- geben. Nach den beiden Festsetzungen (10) ist einerseits
{a(b + c)}i j = ai j(b + c)i j = ai j(bi j + ci j)
und andrerseits:
(ab + ac)i j = (ab)i j + (ac)i j = ai jbi j + ai jci j.

Für Relativkoeffizienten, die -- wie Aussagen -- nur der beiden
Werte 1 und 0 fähig sind, steht aber die Gültigkeit des Distributions-
gesetzes kraft des Abacus längst fest, d. h. wir haben:
ai j(bi j + ci j) = ai jbi j + ai jci j,
und somit ist auch erkannt dass:
{a(b + c)}i j = (ab + ac)i j
für ein beliebiges Suffix ij ist. Da diese Konklusion für jedes Suffix ij
in Anspruch genommen werden darf, was auch durch Umhüllen,
Hineinsetzen ihrer Aussage zwischen die Zeichen Pi j[, und], aus-
gedrückt werden könnte, so folgt nunmehr nach dem Korollar zu
(14), dass
a(b + c) = ab + ac
sein muss, was zu beweisen gewesen.

Wenn hiernach nicht blos die erste Subsumtion desselben, sondern
sogleich das volle Distributionsgesetz sich hat beweisen lassen, so wird der
einsichtsvolle Leser doch sofort erkennen, dass dies unserm früher (Bd. 1)
vermittelst des "Gruppenkalkuls" geführten "Beweise seiner Unbeweisbar-
keit" keinen Eintrag thut. Die formalen Grundlagen, aus welchen der
Beweis zu führen war, sind eben hier und dort (ganz) andere gewesen.

Was die formalen Grundlagen des Bd. 1 betrifft, denen nur unsre
Festsetzung (1) auch als Def. (1) der Gleichheit angehörte, so mussten

§ 7. Beweis des Distributionsgesetzes.

Diese Folgerungen sind wiederum allgemein, für irgend ein Suffix ij
gezogen. Man kann sie auch für jedes Suffix ij in Anspruch nehmen,
was durch Voranschreiben des Zeichens Πi j vor diese alsdann in { } zu
setzenden Konklusionen anzudeuten wäre. Alsdann ist im Hinblick auf
(14) gerechtfertigt, dass
a ; cb ; d, a ɟ cb ɟ d
ist, und haben wir somit die Behauptung von 1):
R = (acbd)(a + cb + d)(a ; cb ; d)(a ɟ cb ɟ d)
mit allen ihren Teil-Behauptungen erwiesen, q. e. d.

Von den Beweisen der schon dem identischen Kalkul angehörigen
Sätze wollen wir als vornehmstes Paradigma jetzt den

Beweis des Distributionsgesetzes a(b + c) = ab + ac — siehe unter
2) des § 6 — geben. Nach den beiden Festsetzungen (10) ist einerseits
{a(b + c)}i j = ai j(b + c)i j = ai j(bi j + ci j)
und andrerseits:
(ab + ac)i j = (ab)i j + (ac)i j = ai jbi j + ai jci j.

Für Relativkoeffizienten, die — wie Aussagen — nur der beiden
Werte 1 und 0 fähig sind, steht aber die Gültigkeit des Distributions-
gesetzes kraft des Abacus längst fest, d. h. wir haben:
ai j(bi j + ci j) = ai jbi j + ai jci j,
und somit ist auch erkannt dass:
{a(b + c)}i j = (ab + ac)i j
für ein beliebiges Suffix ij ist. Da diese Konklusion für jedes Suffix ij
in Anspruch genommen werden darf, was auch durch Umhüllen,
Hineinsetzen ihrer Aussage zwischen die Zeichen Πi j[, und], aus-
gedrückt werden könnte, so folgt nunmehr nach dem Korollar zu
(14), dass
a(b + c) = ab + ac
sein muss, was zu beweisen gewesen.

Wenn hiernach nicht blos die erste Subsumtion desselben, sondern
sogleich das volle Distributionsgesetz sich hat beweisen lassen, so wird der
einsichtsvolle Leser doch sofort erkennen, dass dies unserm früher (Bd. 1)
vermittelst des „Gruppenkalkuls“ geführten „Beweise seiner Unbeweisbar-
keit“ keinen Eintrag thut. Die formalen Grundlagen, aus welchen der
Beweis zu führen war, sind eben hier und dort (ganz) andere gewesen.

Was die formalen Grundlagen des Bd. 1 betrifft, denen nur unsre
Festsetzung (1) auch als Def. (1) der Gleichheit angehörte, so mussten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0117" n="103"/>
          <fw place="top" type="header">§ 7. Beweis des Distributionsgesetzes.</fw><lb/>
          <p>Diese Folgerungen sind wiederum allgemein, für <hi rendition="#i">irgend ein</hi> Suffix <hi rendition="#i">ij</hi><lb/>
gezogen. Man kann sie auch <hi rendition="#i">für jedes</hi> Suffix <hi rendition="#i">ij</hi> in Anspruch nehmen,<lb/>
was durch Voranschreiben des Zeichens <hi rendition="#i">&#x03A0;<hi rendition="#sub">i j</hi></hi> vor diese alsdann in { } zu<lb/>
setzenden Konklusionen anzudeuten wäre. Alsdann ist im Hinblick auf<lb/>
(14) gerechtfertigt, dass<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">b</hi> ; <hi rendition="#i">d</hi>, <hi rendition="#i">a</hi> &#x025F; <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">b</hi> &#x025F; <hi rendition="#i">d</hi></hi><lb/>
ist, und haben wir somit die Behauptung von 1):<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">R</hi> = (<hi rendition="#i">ac</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">bd</hi>)(<hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">d</hi>)(<hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">b</hi> ; <hi rendition="#i">d</hi>)(<hi rendition="#i">a</hi> &#x025F; <hi rendition="#i">c</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">b</hi> &#x025F; <hi rendition="#i">d</hi>)</hi><lb/>
mit allen ihren Teil-Behauptungen erwiesen, q. e. d.</p><lb/>
          <p>Von den Beweisen der schon dem identischen Kalkul angehörigen<lb/>
Sätze wollen wir als vornehmstes Paradigma jetzt den</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Beweis</hi> des <hi rendition="#i">Distributionsgesetzes a</hi>(<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">c</hi>) = <hi rendition="#i">ab</hi> + <hi rendition="#i">ac</hi> &#x2014; siehe unter<lb/>
2) des § 6 &#x2014; geben. Nach den beiden Festsetzungen (10) ist einerseits<lb/><hi rendition="#c">{<hi rendition="#i">a</hi>(<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">c</hi>)}<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> = <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>(<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">c</hi>)<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> = <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>(<hi rendition="#i">b<hi rendition="#sub">i j</hi></hi> + <hi rendition="#i">c<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>)</hi><lb/>
und andrerseits:<lb/><hi rendition="#c">(<hi rendition="#i">ab</hi> + <hi rendition="#i">ac</hi>)<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> = (<hi rendition="#i">ab</hi>)<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> + (<hi rendition="#i">ac</hi>)<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> = <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi>b<hi rendition="#sub">i j</hi></hi> + <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi>c<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>.</hi></p><lb/>
          <p>Für Relativkoeffizienten, die &#x2014; wie Aussagen &#x2014; nur der beiden<lb/>
Werte 1 und 0 fähig sind, steht aber die Gültigkeit des Distributions-<lb/>
gesetzes kraft des Abacus längst fest, d. h. wir haben:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>(<hi rendition="#i">b<hi rendition="#sub">i j</hi></hi> + <hi rendition="#i">c<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>) = <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi>b<hi rendition="#sub">i j</hi></hi> + <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">i j</hi>c<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>,</hi><lb/>
und somit ist auch erkannt dass:<lb/><hi rendition="#c">{<hi rendition="#i">a</hi>(<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">c</hi>)}<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi> = (<hi rendition="#i">ab</hi> + <hi rendition="#i">ac</hi>)<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">i j</hi></hi></hi><lb/>
für ein beliebiges Suffix <hi rendition="#i">ij</hi> ist. Da diese Konklusion <hi rendition="#i">für jedes</hi> Suffix <hi rendition="#i">ij</hi><lb/>
in Anspruch genommen werden darf, was auch durch Umhüllen,<lb/>
Hineinsetzen ihrer Aussage zwischen die Zeichen <hi rendition="#i">&#x03A0;<hi rendition="#sub">i j</hi></hi>[, und], aus-<lb/>
gedrückt werden könnte, so folgt nunmehr nach dem Korollar zu<lb/>
(14), dass<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi>(<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">c</hi>) = <hi rendition="#i">ab</hi> + <hi rendition="#i">ac</hi></hi><lb/>
sein muss, was zu beweisen gewesen.</p><lb/>
          <p>Wenn hiernach nicht blos die erste Subsumtion desselben, sondern<lb/>
sogleich das <hi rendition="#i">volle</hi> Distributionsgesetz sich hat beweisen lassen, so wird der<lb/>
einsichtsvolle Leser doch sofort erkennen, dass dies unserm früher (Bd. 1)<lb/>
vermittelst des &#x201E;Gruppenkalkuls&#x201C; geführten &#x201E;Beweise seiner Unbeweisbar-<lb/>
keit&#x201C; keinen Eintrag thut. Die formalen Grundlagen, <hi rendition="#i">aus</hi> welchen der<lb/>
Beweis zu führen war, sind eben hier und dort (ganz) andere gewesen.</p><lb/>
          <p>Was die formalen Grundlagen des Bd. 1 betrifft, denen nur unsre<lb/>
Festsetzung (1) auch als Def. (1) der Gleichheit angehörte, so mussten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0117] § 7. Beweis des Distributionsgesetzes. Diese Folgerungen sind wiederum allgemein, für irgend ein Suffix ij gezogen. Man kann sie auch für jedes Suffix ij in Anspruch nehmen, was durch Voranschreiben des Zeichens Πi j vor diese alsdann in { } zu setzenden Konklusionen anzudeuten wäre. Alsdann ist im Hinblick auf (14) gerechtfertigt, dass a ; c ⋹ b ; d, a ɟ c ⋹ b ɟ d ist, und haben wir somit die Behauptung von 1): R = (ac ⋹ bd)(a + c ⋹ b + d)(a ; c ⋹ b ; d)(a ɟ c ⋹ b ɟ d) mit allen ihren Teil-Behauptungen erwiesen, q. e. d. Von den Beweisen der schon dem identischen Kalkul angehörigen Sätze wollen wir als vornehmstes Paradigma jetzt den Beweis des Distributionsgesetzes a(b + c) = ab + ac — siehe unter 2) des § 6 — geben. Nach den beiden Festsetzungen (10) ist einerseits {a(b + c)}i j = ai j(b + c)i j = ai j(bi j + ci j) und andrerseits: (ab + ac)i j = (ab)i j + (ac)i j = ai jbi j + ai jci j. Für Relativkoeffizienten, die — wie Aussagen — nur der beiden Werte 1 und 0 fähig sind, steht aber die Gültigkeit des Distributions- gesetzes kraft des Abacus längst fest, d. h. wir haben: ai j(bi j + ci j) = ai jbi j + ai jci j, und somit ist auch erkannt dass: {a(b + c)}i j = (ab + ac)i j für ein beliebiges Suffix ij ist. Da diese Konklusion für jedes Suffix ij in Anspruch genommen werden darf, was auch durch Umhüllen, Hineinsetzen ihrer Aussage zwischen die Zeichen Πi j[, und], aus- gedrückt werden könnte, so folgt nunmehr nach dem Korollar zu (14), dass a(b + c) = ab + ac sein muss, was zu beweisen gewesen. Wenn hiernach nicht blos die erste Subsumtion desselben, sondern sogleich das volle Distributionsgesetz sich hat beweisen lassen, so wird der einsichtsvolle Leser doch sofort erkennen, dass dies unserm früher (Bd. 1) vermittelst des „Gruppenkalkuls“ geführten „Beweise seiner Unbeweisbar- keit“ keinen Eintrag thut. Die formalen Grundlagen, aus welchen der Beweis zu führen war, sind eben hier und dort (ganz) andere gewesen. Was die formalen Grundlagen des Bd. 1 betrifft, denen nur unsre Festsetzung (1) auch als Def. (1) der Gleichheit angehörte, so mussten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/117
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/117>, abgerufen am 25.11.2024.