Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechzehnte Vorlesung.
vermögen, in welcher Subjekt und Prädikat von jener selbst wieder als
Beziehungsglieder auftreten -- denen man die gleiche Benennung als "Sub-
jekt"
und "Prädikat" auch in der Nichteinordnung belassen mag -- wo-
gegen der Wortsprache eine einfache Ausdrucksmöglichkeit von ähnlichem
Charakter nicht zur Verfügung steht (§ 15 und § 35 Schluss).

Von fundamentaler Bedeutung auch für den Aussagenkalkul sind
nun die drei Sätze, als da sind:

Der Satz des Widerspruchs:
30x) A A1 = 0,
welcher statuirt, dass eine Aussage A von bestimmtem Sinne bei keiner
Gelegenheit
und zu keiner Zeit wahr und zugleich auch nicht wahr
sein könne
.

Der Satz des ausgeschlossenen Dritten:
30+) A + A1 = i
statuirend, dass immer eine Aussage A entweder wahr oder falsch sein
müsse
, dass es eine dritte Möglichkeit nicht gebe.

Endlich der Satz der doppelten Verneinung:
31) (A1)1 = A zerfallend in die beiden Subsumtionen:
A (A1)1 und (A1)1 A,
demzufolge, wenn A gilt, dann die Verneinung von A falsch sein
muss
, und umgekehrt, wenn die Verneinung von A nicht gilt, dann A
gelten muss
.

Der Leser wird gut thun, sich auch noch einige weitere der im
§ 29 zusammengestellten Sätze, wie namentlich die Theoreme 36), auch
als solche des Aussagenkalkuls auszusprechen und zum Bewusstsein
zu bringen.

Eine Bemerkung fordert noch das Th.
37): (A B) = (B1 A1)
heraus, welches auch hypothetische Urteile durch "Kontraposition kon-
vertiren" lehrt.

Statt "Wenn A gilt, so gilt B" kann darnach auch gesagt werden:
"Wenn B nicht gilt, so gilt auch A nicht" -- und umgekehrt.

Indem man A und A1 oder B und B1 in obiger Formel vertauscht,
kann man auch als ihren Ausdruck nehmen:
(A1 B) = (B1 A), resp. (A B1) = (B A1)
d. h. Gilt B wann A nicht gilt, so gilt auch A, wann B nicht gilt,
desgl. Gilt B nicht, wann A gilt, so gilt auch A nicht, wann B gilt,
und vice versa.

Sechzehnte Vorlesung.
vermögen, in welcher Subjekt und Prädikat von jener selbst wieder als
Beziehungsglieder auftreten — denen man die gleiche Benennung als „Sub-
jekt“
und „Prädikat“ auch in der Nichteinordnung belassen mag — wo-
gegen der Wortsprache eine einfache Ausdrucksmöglichkeit von ähnlichem
Charakter nicht zur Verfügung steht (§ 15 und § 35 Schluss).

Von fundamentaler Bedeutung auch für den Aussagenkalkul sind
nun die drei Sätze, als da sind:

Der Satz des Widerspruchs:
3̅0̅×) A A1 = 0,
welcher statuirt, dass eine Aussage A von bestimmtem Sinne bei keiner
Gelegenheit
und zu keiner Zeit wahr und zugleich auch nicht wahr
sein könne
.

Der Satz des ausgeschlossenen Dritten:
3̅0̅+) A + A1 = i
statuirend, dass immer eine Aussage A entweder wahr oder falsch sein
müsse
, dass es eine dritte Möglichkeit nicht gebe.

Endlich der Satz der doppelten Verneinung:
3̅1̅) (A1)1 = A zerfallend in die beiden Subsumtionen:
A (A1)1 und (A1)1 A,
demzufolge, wenn A gilt, dann die Verneinung von A falsch sein
muss
, und umgekehrt, wenn die Verneinung von A nicht gilt, dann A
gelten muss
.

Der Leser wird gut thun, sich auch noch einige weitere der im
§ 29 zusammengestellten Sätze, wie namentlich die Theoreme 36), auch
als solche des Aussagenkalkuls auszusprechen und zum Bewusstsein
zu bringen.

Eine Bemerkung fordert noch das Th.
3̅7̅): (A B) = (B1 A1)
heraus, welches auch hypothetische Urteile durch „Kontraposition kon-
vertiren“ lehrt.

Statt „Wenn A gilt, so gilt B“ kann darnach auch gesagt werden:
Wenn B nicht gilt, so gilt auch A nicht“ — und umgekehrt.

Indem man A und A1 oder B und B1 in obiger Formel vertauscht,
kann man auch als ihren Ausdruck nehmen:
(A1 B) = (B1 A), resp. (A B1) = (B A1)
d. h. Gilt B wann A nicht gilt, so gilt auch A, wann B nicht gilt,
desgl. Gilt B nicht, wann A gilt, so gilt auch A nicht, wann B gilt,
und vice versā.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0084" n="60"/><fw place="top" type="header">Sechzehnte Vorlesung.</fw><lb/>
vermögen, in welcher Subjekt und Prädikat von jener selbst wieder als<lb/>
Beziehungsglieder auftreten &#x2014; denen man die gleiche Benennung als <hi rendition="#i">&#x201E;Sub-<lb/>
jekt&#x201C;</hi> und <hi rendition="#i">&#x201E;Prädikat&#x201C;</hi> auch in der Nichteinordnung belassen mag &#x2014; wo-<lb/>
gegen der <hi rendition="#i">Wortsprache</hi> eine einfache Ausdrucksmöglichkeit von ähnlichem<lb/>
Charakter nicht zur Verfügung steht (§ 15 und § 35 Schluss).</p><lb/>
            <p>Von fundamentaler Bedeutung auch für den Aussagenkalkul sind<lb/>
nun die drei Sätze, als da sind:</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Satz des Widerspruchs</hi>:<lb/>
3&#x0305;0&#x0305;<hi rendition="#sub">×</hi>) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">A A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = 0,</hi><lb/>
welcher statuirt, <hi rendition="#i">dass eine Aussage A</hi> von bestimmtem Sinne <hi rendition="#i">bei keiner<lb/>
Gelegenheit</hi> und zu keiner Zeit <hi rendition="#i">wahr und zugleich</hi> auch <hi rendition="#i">nicht wahr<lb/>
sein könne</hi>.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#i">Satz des ausgeschlossenen Dritten:</hi><lb/>
3&#x0305;0&#x0305;<hi rendition="#sub">+</hi>) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">A</hi> + <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = i</hi><lb/>
statuirend, dass <hi rendition="#i">immer eine Aussage A entweder wahr oder falsch sein<lb/>
müsse</hi>, dass es eine <hi rendition="#i">dritte Möglichkeit nicht gebe</hi>.</p><lb/>
            <p>Endlich der <hi rendition="#i">Satz der doppelten Verneinung:</hi><lb/>
3&#x0305;1&#x0305;) (<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)<hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">A</hi> zerfallend in die beiden Subsumtionen:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">A</hi><choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> (<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)<hi rendition="#sub">1</hi> und (<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)<hi rendition="#sub">1</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">A</hi>,</hi><lb/>
demzufolge, <hi rendition="#i">wenn A gilt</hi>, <hi rendition="#i">dann die Verneinung von A falsch sein<lb/>
muss</hi>, <hi rendition="#i">und umgekehrt</hi>, <hi rendition="#i">wenn die Verneinung von A nicht gilt</hi>, <hi rendition="#i">dann A<lb/>
gelten muss</hi>.</p><lb/>
            <p>Der Leser wird gut thun, sich auch noch einige weitere der im<lb/>
§ 29 zusammengestellten Sätze, wie namentlich die Theoreme 36), auch<lb/>
als solche des Aussagenkalkuls auszusprechen und zum Bewusstsein<lb/>
zu bringen.</p><lb/>
            <p>Eine Bemerkung fordert noch das Th.<lb/>
3&#x0305;7&#x0305;): <hi rendition="#et">(<hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi>) = (<hi rendition="#i">B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)</hi><lb/>
heraus, welches auch hypothetische Urteile durch &#x201E;<hi rendition="#i">Kontraposition</hi> kon-<lb/>
vertiren&#x201C; lehrt.</p><lb/>
            <p>Statt &#x201E;<hi rendition="#i">Wenn A gilt</hi>, <hi rendition="#i">so gilt B</hi>&#x201C; kann darnach auch gesagt werden:<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#i">Wenn B nicht gilt</hi>, <hi rendition="#i">so gilt auch A nicht</hi>&#x201C; &#x2014; und umgekehrt.</p><lb/>
            <p>Indem man <hi rendition="#i">A</hi> und <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> oder <hi rendition="#i">B</hi> und <hi rendition="#i">B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> in obiger Formel vertauscht,<lb/>
kann man auch als ihren Ausdruck nehmen:<lb/><hi rendition="#c">(<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi>) = (<hi rendition="#i">B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">A</hi>), resp. (<hi rendition="#i">A</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">B</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) = (<hi rendition="#i">B</hi> <choice><orig>&#xFFFC;</orig><reg>&#x2286;</reg></choice> <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)</hi><lb/>
d. h. <hi rendition="#i">Gilt B wann A nicht gilt</hi>, <hi rendition="#i">so gilt auch A</hi>, <hi rendition="#i">wann B nicht gilt</hi>,<lb/>
desgl. <hi rendition="#i">Gilt B nicht</hi>, <hi rendition="#i">wann A gilt</hi>, <hi rendition="#i">so gilt auch A nicht</hi>, <hi rendition="#i">wann B gilt</hi>,<lb/>
und vice vers&#x0101;.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0084] Sechzehnte Vorlesung. vermögen, in welcher Subjekt und Prädikat von jener selbst wieder als Beziehungsglieder auftreten — denen man die gleiche Benennung als „Sub- jekt“ und „Prädikat“ auch in der Nichteinordnung belassen mag — wo- gegen der Wortsprache eine einfache Ausdrucksmöglichkeit von ähnlichem Charakter nicht zur Verfügung steht (§ 15 und § 35 Schluss). Von fundamentaler Bedeutung auch für den Aussagenkalkul sind nun die drei Sätze, als da sind: Der Satz des Widerspruchs: 3̅0̅×) A A1 = 0, welcher statuirt, dass eine Aussage A von bestimmtem Sinne bei keiner Gelegenheit und zu keiner Zeit wahr und zugleich auch nicht wahr sein könne. Der Satz des ausgeschlossenen Dritten: 3̅0̅+) A + A1 = i statuirend, dass immer eine Aussage A entweder wahr oder falsch sein müsse, dass es eine dritte Möglichkeit nicht gebe. Endlich der Satz der doppelten Verneinung: 3̅1̅) (A1)1 = A zerfallend in die beiden Subsumtionen: A  (A1)1 und (A1)1  A, demzufolge, wenn A gilt, dann die Verneinung von A falsch sein muss, und umgekehrt, wenn die Verneinung von A nicht gilt, dann A gelten muss. Der Leser wird gut thun, sich auch noch einige weitere der im § 29 zusammengestellten Sätze, wie namentlich die Theoreme 36), auch als solche des Aussagenkalkuls auszusprechen und zum Bewusstsein zu bringen. Eine Bemerkung fordert noch das Th. 3̅7̅): (A  B) = (B1  A1) heraus, welches auch hypothetische Urteile durch „Kontraposition kon- vertiren“ lehrt. Statt „Wenn A gilt, so gilt B“ kann darnach auch gesagt werden: „Wenn B nicht gilt, so gilt auch A nicht“ — und umgekehrt. Indem man A und A1 oder B und B1 in obiger Formel vertauscht, kann man auch als ihren Ausdruck nehmen: (A1  B) = (B1  A), resp. (A  B1) = (B  A1) d. h. Gilt B wann A nicht gilt, so gilt auch A, wann B nicht gilt, desgl. Gilt B nicht, wann A gilt, so gilt auch A nicht, wann B gilt, und vice versā.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/84
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/84>, abgerufen am 25.11.2024.