Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunzehnte Vorlesung.
drückt als ein allgemeiner Satz aus, dass irgend ein Glied der Summe
links in t) eingeordnet ist dem entsprechenden Gliede rechts, dieses
involvirt.

Denkt man sich solches nun für jedes Glied jener Summe hinge-
schrieben, so braucht man blos die Subsumtionen der entstehenden
Reihe nach Th. 17+) überschiebend zu addiren, und wird das Theo-
rem t) -- noch ohne die Summenzeichen, ausführlichst, angeschrieben
-- gewinnen. Der Prozess läuft aber darauf hinaus, die vorstehende
Subsumtion "beiderseits" zu "summiren", d. h. der linken und rechten
Seite derselben das Summenzeichen voranzuschreiben.

Herrn Peirce's Schüler O. H. Mitchell gibt als Resultante der Eli-
mination des x aus a) -- wie gesagt in seine ihm eigentümliche Symbolik
verhüllt -- blos die Folgerung:

S (a1 + b1 = 1) (p + q 0) (r + s 0) ... = i
0

welche, wie wir unter i) bis r) ausgeführt haben, nur einen Teil von dem
darstellt, was wirklich gefolgert werden kann. Er wirft die Frage nach
der Vollständigkeit der Eliminationsergebnisse (gleichwie auch die übrigen
Schriftsteller über rechnende Logik) überhaupt nicht auf, lässt diese un-
untersucht und haftet an der Regel des Eliminirens mittelst Tilgung der
Eliminanden, die -- für die einfachsten Fälle schon von Miss Ladd be-
merkt -- von ihm auch auf die andern Probleme mit ausgedehnt wird.

Dass diese Methode zwar zu richtigen Schlüssen führt, aber im all-
gemeinen zu wenig sagende, nicht weit genug gehende Ergebnisse liefern
muss, haben wir bereits dargethan.

Leicht sieht man, dass unsre Lösung auf Grund des Satzes t)
auch die früheren b) und e) -- sowie i) -- mit unter sich begreift.
Lässt man die Ungleichungen fort und beschränkt die Summe auf ein
einziges Glied, so hat man das alte (schon von Boole gegebene)
Theorem b) wieder. Und e) ergibt sich durch die Annahme a = b = 0,
wofür dann a1 = b1 = 1 wird, also unser Ausdruck p a1 + q b1 in p + q,
etc. übergeht.

Die Frage aber, ob nun auch die angegebene notwendig geltende
und unbedingt richtige Resultante s) das volle Ergebniss der Elimi-
nation des x aus der vereinigten Aussage a) der Data unsres all-
gemeinsten Problemes darstelle, ist strenge genommen zu verneinen.
Es wird uns diese Frage noch zu schwierigen aber instruktiven Unter-
suchungen veranlassen, bei denen ein näheres Eingehen auf den Be-
griff des
"Individuums" nötig wird, für die eine exakte Definition dieses
Begriffes voranzuschicken ist.

Ich will diese Untersuchungen lieber auf einen späteren Zeitpunkt

Neunzehnte Vorlesung.
drückt als ein allgemeiner Satz aus, dass irgend ein Glied der Summe
links in τ) eingeordnet ist dem entsprechenden Gliede rechts, dieses
involvirt.

Denkt man sich solches nun für jedes Glied jener Summe hinge-
schrieben, so braucht man blos die Subsumtionen der entstehenden
Reihe nach Th. 1̅7̅+) überschiebend zu addiren, und wird das Theo-
rem τ) — noch ohne die Summenzeichen, ausführlichst, angeschrieben
— gewinnen. Der Prozess läuft aber darauf hinaus, die vorstehende
Subsumtion „beiderseits“ zu „summiren“, d. h. der linken und rechten
Seite derselben das Summenzeichen voranzuschreiben.

Herrn Peirce’s Schüler O. H. Mitchell gibt als Resultante der Eli-
mination des x aus α) — wie gesagt in seine ihm eigentümliche Symbolik
verhüllt — blos die Folgerung:

Σ (a1 + b1 = 1) (p + q ≠ 0) (r + s ≠ 0) … = i
≠ 0

welche, wie wir unter ι) bis ϱ) ausgeführt haben, nur einen Teil von dem
darstellt, was wirklich gefolgert werden kann. Er wirft die Frage nach
der Vollständigkeit der Eliminationsergebnisse (gleichwie auch die übrigen
Schriftsteller über rechnende Logik) überhaupt nicht auf, lässt diese un-
untersucht und haftet an der Regel des Eliminirens mittelst Tilgung der
Eliminanden, die — für die einfachsten Fälle schon von Miss Ladd be-
merkt — von ihm auch auf die andern Probleme mit ausgedehnt wird.

Dass diese Methode zwar zu richtigen Schlüssen führt, aber im all-
gemeinen zu wenig sagende, nicht weit genug gehende Ergebnisse liefern
muss, haben wir bereits dargethan.

Leicht sieht man, dass unsre Lösung auf Grund des Satzes τ)
auch die früheren β) und η) — sowie ι) — mit unter sich begreift.
Lässt man die Ungleichungen fort und beschränkt die Summe auf ein
einziges Glied, so hat man das alte (schon von Boole gegebene)
Theorem β) wieder. Und η) ergibt sich durch die Annahme a = b = 0,
wofür dann a1 = b1 = 1 wird, also unser Ausdruck p a1 + q b1 in p + q,
etc. übergeht.

Die Frage aber, ob nun auch die angegebene notwendig geltende
und unbedingt richtige Resultante σ) das volle Ergebniss der Elimi-
nation des x aus der vereinigten Aussage α) der Data unsres all-
gemeinsten Problemes darstelle, ist strenge genommen zu verneinen.
Es wird uns diese Frage noch zu schwierigen aber instruktiven Unter-
suchungen veranlassen, bei denen ein näheres Eingehen auf den Be-
griff des
Individuums“ nötig wird, für die eine exakte Definition dieses
Begriffes voranzuschicken ist.

Ich will diese Untersuchungen lieber auf einen späteren Zeitpunkt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0234" n="210"/><fw place="top" type="header">Neunzehnte Vorlesung.</fw><lb/>
drückt als ein allgemeiner Satz aus, dass <hi rendition="#i">irgend ein</hi> Glied der Summe<lb/>
links in <hi rendition="#i">&#x03C4;</hi>) eingeordnet ist dem entsprechenden Gliede rechts, dieses<lb/>
involvirt.</p><lb/>
            <p>Denkt man sich solches nun für <hi rendition="#i">jedes</hi> Glied jener Summe hinge-<lb/>
schrieben, so braucht man blos die Subsumtionen der entstehenden<lb/>
Reihe nach Th. 1&#x0305;7&#x0305;<hi rendition="#sub">+</hi>) überschiebend zu addiren, und wird das Theo-<lb/>
rem <hi rendition="#i">&#x03C4;</hi>) &#x2014; noch ohne die Summenzeichen, ausführlichst, angeschrieben<lb/>
&#x2014; gewinnen. Der Prozess läuft aber darauf hinaus, die vorstehende<lb/>
Subsumtion &#x201E;beiderseits&#x201C; zu &#x201E;summiren&#x201C;, d. h. der linken und rechten<lb/>
Seite derselben das Summenzeichen voranzuschreiben.</p><lb/>
            <p>Herrn <hi rendition="#g">Peirce&#x2019;</hi>s Schüler O. H. <hi rendition="#g">Mitchell</hi> gibt als Resultante der Eli-<lb/>
mination des <hi rendition="#i">x</hi> aus <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>) &#x2014; wie gesagt in seine ihm eigentümliche Symbolik<lb/>
verhüllt &#x2014; blos die Folgerung:<lb/><hi rendition="#et"><list><item><hi rendition="#i">&#x03A3;</hi> (<hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = 1) (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">q</hi> &#x2260; 0) (<hi rendition="#i">r</hi> + <hi rendition="#i">s</hi> &#x2260; 0) &#x2026;<list rendition="#leftBraced"><item> = i</item><lb/><item>&#x2260; 0</item></list></item></list></hi><lb/>
welche, wie wir unter <hi rendition="#i">&#x03B9;</hi>) bis <hi rendition="#i">&#x03F1;</hi>) ausgeführt haben, nur einen Teil von dem<lb/>
darstellt, was wirklich gefolgert werden kann. Er wirft die Frage nach<lb/>
der Vollständigkeit der Eliminationsergebnisse (gleichwie auch die übrigen<lb/>
Schriftsteller über rechnende Logik) überhaupt nicht auf, lässt diese un-<lb/>
untersucht und haftet an der Regel des Eliminirens mittelst Tilgung der<lb/>
Eliminanden, die &#x2014; für die einfachsten Fälle schon von Miss <hi rendition="#g">Ladd</hi> be-<lb/>
merkt &#x2014; von ihm auch auf die andern Probleme mit ausgedehnt wird.</p><lb/>
            <p>Dass diese Methode zwar zu richtigen Schlüssen führt, aber im all-<lb/>
gemeinen <hi rendition="#i">zu wenig sagende,</hi> nicht weit genug gehende Ergebnisse liefern<lb/>
muss, haben wir bereits dargethan.</p><lb/>
            <p>Leicht sieht man, dass unsre Lösung auf Grund des Satzes <hi rendition="#i">&#x03C4;</hi>)<lb/>
auch die früheren <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) und <hi rendition="#i">&#x03B7;</hi>) &#x2014; sowie <hi rendition="#i">&#x03B9;</hi>) &#x2014; mit unter sich begreift.<lb/>
Lässt man die Ungleichungen fort und beschränkt die Summe auf ein<lb/>
einziges Glied, so hat man das alte (schon von <hi rendition="#g">Boole</hi> gegebene)<lb/>
Theorem <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) wieder. Und <hi rendition="#i">&#x03B7;</hi>) ergibt sich durch die Annahme <hi rendition="#i">a</hi> = <hi rendition="#i">b</hi> = 0,<lb/>
wofür dann <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = 1 wird, also unser Ausdruck <hi rendition="#i">p a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">q b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> in <hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">q</hi>,<lb/>
etc. übergeht.</p><lb/>
            <p>Die Frage aber, ob nun auch die angegebene notwendig geltende<lb/>
und unbedingt richtige Resultante <hi rendition="#i">&#x03C3;</hi>) das <hi rendition="#i">volle</hi> Ergebniss der Elimi-<lb/>
nation des <hi rendition="#i">x</hi> aus der vereinigten Aussage <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>) der Data unsres all-<lb/>
gemeinsten Problemes darstelle, ist strenge genommen <hi rendition="#i">zu verneinen</hi>.<lb/>
Es wird uns diese Frage noch zu schwierigen aber instruktiven Unter-<lb/>
suchungen veranlassen, bei denen ein näheres Eingehen auf den <hi rendition="#i">Be-<lb/>
griff des</hi> &#x201E;<hi rendition="#i">Individuums</hi>&#x201C; nötig wird, für die eine exakte Definition dieses<lb/>
Begriffes voranzuschicken ist.</p><lb/>
            <p>Ich will diese Untersuchungen lieber auf einen späteren Zeitpunkt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0234] Neunzehnte Vorlesung. drückt als ein allgemeiner Satz aus, dass irgend ein Glied der Summe links in τ) eingeordnet ist dem entsprechenden Gliede rechts, dieses involvirt. Denkt man sich solches nun für jedes Glied jener Summe hinge- schrieben, so braucht man blos die Subsumtionen der entstehenden Reihe nach Th. 1̅7̅+) überschiebend zu addiren, und wird das Theo- rem τ) — noch ohne die Summenzeichen, ausführlichst, angeschrieben — gewinnen. Der Prozess läuft aber darauf hinaus, die vorstehende Subsumtion „beiderseits“ zu „summiren“, d. h. der linken und rechten Seite derselben das Summenzeichen voranzuschreiben. Herrn Peirce’s Schüler O. H. Mitchell gibt als Resultante der Eli- mination des x aus α) — wie gesagt in seine ihm eigentümliche Symbolik verhüllt — blos die Folgerung: Σ (a1 + b1 = 1) (p + q ≠ 0) (r + s ≠ 0) … = i ≠ 0 welche, wie wir unter ι) bis ϱ) ausgeführt haben, nur einen Teil von dem darstellt, was wirklich gefolgert werden kann. Er wirft die Frage nach der Vollständigkeit der Eliminationsergebnisse (gleichwie auch die übrigen Schriftsteller über rechnende Logik) überhaupt nicht auf, lässt diese un- untersucht und haftet an der Regel des Eliminirens mittelst Tilgung der Eliminanden, die — für die einfachsten Fälle schon von Miss Ladd be- merkt — von ihm auch auf die andern Probleme mit ausgedehnt wird. Dass diese Methode zwar zu richtigen Schlüssen führt, aber im all- gemeinen zu wenig sagende, nicht weit genug gehende Ergebnisse liefern muss, haben wir bereits dargethan. Leicht sieht man, dass unsre Lösung auf Grund des Satzes τ) auch die früheren β) und η) — sowie ι) — mit unter sich begreift. Lässt man die Ungleichungen fort und beschränkt die Summe auf ein einziges Glied, so hat man das alte (schon von Boole gegebene) Theorem β) wieder. Und η) ergibt sich durch die Annahme a = b = 0, wofür dann a1 = b1 = 1 wird, also unser Ausdruck p a1 + q b1 in p + q, etc. übergeht. Die Frage aber, ob nun auch die angegebene notwendig geltende und unbedingt richtige Resultante σ) das volle Ergebniss der Elimi- nation des x aus der vereinigten Aussage α) der Data unsres all- gemeinsten Problemes darstelle, ist strenge genommen zu verneinen. Es wird uns diese Frage noch zu schwierigen aber instruktiven Unter- suchungen veranlassen, bei denen ein näheres Eingehen auf den Be- griff des „Individuums“ nötig wird, für die eine exakte Definition dieses Begriffes voranzuschicken ist. Ich will diese Untersuchungen lieber auf einen späteren Zeitpunkt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/234
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/234>, abgerufen am 28.11.2024.