Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
§ 39. Die denkbaren Umfangsbeziehungen überhaupt.

Für erstern Zweck empfiehlt es sich, die sieben Terme der obigen
Entwickelung von a der Reihe nach mit den Ziffern 2 bis 8 kürze-
halber zu benennen und die additiven Kombinationen dieser sieben
Ziffern sodann streng systematisch (nach den Regeln der Kombina-
torik) aufzustellen, wodurch einer jeden als Unterfall von a möglichen
Alternative eine bestimmte Ordnungszahl (von 1 bis 128) zugeteilt wird.

Von diesen Unterfällen stellen wir aber jeweils diejenigen neben-
einander, welche in der Mannigfaltigkeit a Negationen von einander
sind, sodass die 128 Fälle in zwei Kolonnen auf 64 Zeilen unter-
gebracht werden. Die erste Kolonne geht dabei an ihrem Ende huf-
eisenförmig in die zweite über, deren Nummern demnach von unten
nach oben gelesen sich an diejenigen der ersten Kolonne anschliessen.

Als einfachsten Ausdruck eines Unterfalles geben wir erstens den-
jenigen an (eventuell, wo mehrere gleichberechtigt, einen solchen) der
aus den Symbolen h, k, l, a bei Berücksichtigung der Relation h k l = 0
mit minimalem Buchstabenaufwande in Aggregatform sich für ihn her-
stellen lässt. Zweitens aber fügen wir diesem Ausdruck auch noch
einen andern bei, wofern solcher nach den für seine Bildung aufzu-
stellenden Grundsätzen möglich und von dem vorigen äusserlich ver-
schieden erscheint.

Die zweite Form des Ausdrucks soll diejenige sein, welche für
A, B am einfachsten zu deuten wäre. In dieser Hinsicht fällt in Be-
tracht, dass eine Aussage, die eine Beziehung zwischen A und B sta-
tuirt, weniger leicht nach ihrem logischen Gehalt zu übersehen ist,
als wie Aussagen, die über A, resp. B nur je für sich aussagen. Die
Information z. B. dass (A 0) (A 1) (B = 1) sei, erscheint fass-
licher
, als etwa eine Information des Inhaltes, dass (A1 B1 0)
(A B = 0), und ist die Tragweite der letztern unstreitig weniger leicht
zu übersehen als die der vorigen; nicht leicht wird man sich auf sie
hin das Verhältniss zwischen A und B sofort anschaulich vorzustellen
vermögen. Der Interpretation zuliebe werden daher die Symbole a, l
und ihre Negationen thunlichst zu verdrängen sein durch die h, k, m,
n samt Negationen, indem eben letztere je nur über A oder B allein
eine Aussage abgeben.

Die Ausmerzung der Symbole l, l1, wo solche sich finden, gelingt nun
zuweilen ganz, nicht selten aber auch gar nicht, oder nur teilweise, näm-
lich bei einzelnen Gliedern; auch konnte ja a bei h und k stets unter-
drückt, ferner konnte m a durch k m, sowie n a durch h n ersetzt werden, etc.
Überhaupt genügt die Anwendung der Hülfssätze XV0 S. 134 sq. zur Er-
reichung des gesteckten Zieles und jedenfalls lassen sich die von mir auf-
gestellten Transformationsgleichungen, durch Einsetzung der Werte aus

§ 39. Die denkbaren Umfangsbeziehungen überhaupt.

Für erstern Zweck empfiehlt es sich, die sieben Terme der obigen
Entwickelung von a der Reihe nach mit den Ziffern 2 bis 8 kürze-
halber zu benennen und die additiven Kombinationen dieser sieben
Ziffern sodann streng systematisch (nach den Regeln der Kombina-
torik) aufzustellen, wodurch einer jeden als Unterfall von a möglichen
Alternative eine bestimmte Ordnungszahl (von 1 bis 128) zugeteilt wird.

Von diesen Unterfällen stellen wir aber jeweils diejenigen neben-
einander, welche in der Mannigfaltigkeit a Negationen von einander
sind, sodass die 128 Fälle in zwei Kolonnen auf 64 Zeilen unter-
gebracht werden. Die erste Kolonne geht dabei an ihrem Ende huf-
eisenförmig in die zweite über, deren Nummern demnach von unten
nach oben gelesen sich an diejenigen der ersten Kolonne anschliessen.

Als einfachsten Ausdruck eines Unterfalles geben wir erstens den-
jenigen an (eventuell, wo mehrere gleichberechtigt, einen solchen) der
aus den Symbolen h, k, l, a bei Berücksichtigung der Relation h k l = 0
mit minimalem Buchstabenaufwande in Aggregatform sich für ihn her-
stellen lässt. Zweitens aber fügen wir diesem Ausdruck auch noch
einen andern bei, wofern solcher nach den für seine Bildung aufzu-
stellenden Grundsätzen möglich und von dem vorigen äusserlich ver-
schieden erscheint.

Die zweite Form des Ausdrucks soll diejenige sein, welche für
A, B am einfachsten zu deuten wäre. In dieser Hinsicht fällt in Be-
tracht, dass eine Aussage, die eine Beziehung zwischen A und B sta-
tuirt, weniger leicht nach ihrem logischen Gehalt zu übersehen ist,
als wie Aussagen, die über A, resp. B nur je für sich aussagen. Die
Information z. B. dass (A ≠ 0) (A ≠ 1) (B = 1) sei, erscheint fass-
licher
, als etwa eine Information des Inhaltes, dass (A1 B1 ≠ 0)
(A B = 0), und ist die Tragweite der letztern unstreitig weniger leicht
zu übersehen als die der vorigen; nicht leicht wird man sich auf sie
hin das Verhältniss zwischen A und B sofort anschaulich vorzustellen
vermögen. Der Interpretation zuliebe werden daher die Symbole a, l
und ihre Negationen thunlichst zu verdrängen sein durch die h, k, m,
n samt Negationen, indem eben letztere je nur über A oder B allein
eine Aussage abgeben.

Die Ausmerzung der Symbole l, l1, wo solche sich finden, gelingt nun
zuweilen ganz, nicht selten aber auch gar nicht, oder nur teilweise, näm-
lich bei einzelnen Gliedern; auch konnte ja a bei h und k stets unter-
drückt, ferner konnte m a durch k m, sowie n a durch h n ersetzt werden, etc.
Überhaupt genügt die Anwendung der Hülfssätze XV0 S. 134 sq. zur Er-
reichung des gesteckten Zieles und jedenfalls lassen sich die von mir auf-
gestellten Transformationsgleichungen, durch Einsetzung der Werte aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0173" n="149"/>
            <fw place="top" type="header">§ 39. Die denkbaren Umfangsbeziehungen überhaupt.</fw><lb/>
            <p>Für erstern Zweck empfiehlt es sich, die sieben Terme der obigen<lb/>
Entwickelung von <hi rendition="#i">a</hi> der Reihe nach mit den Ziffern 2 bis 8 kürze-<lb/>
halber zu benennen und die additiven Kombinationen dieser sieben<lb/>
Ziffern sodann streng systematisch (nach den Regeln der Kombina-<lb/>
torik) aufzustellen, wodurch einer jeden als Unterfall von <hi rendition="#i">a</hi> möglichen<lb/>
Alternative eine bestimmte Ordnungszahl (von 1 bis 128) zugeteilt wird.</p><lb/>
            <p>Von diesen Unterfällen stellen wir aber jeweils diejenigen neben-<lb/>
einander, welche in der Mannigfaltigkeit <hi rendition="#i">a</hi> Negationen von einander<lb/>
sind, sodass die 128 Fälle in zwei Kolonnen auf 64 Zeilen unter-<lb/>
gebracht werden. Die erste Kolonne geht dabei an ihrem Ende huf-<lb/>
eisenförmig in die zweite über, deren Nummern demnach von unten<lb/>
nach oben gelesen sich an diejenigen der ersten Kolonne anschliessen.</p><lb/>
            <p>Als einfachsten Ausdruck eines Unterfalles geben wir erstens den-<lb/>
jenigen an (eventuell, wo mehrere gleichberechtigt, einen solchen) der<lb/>
aus den Symbolen <hi rendition="#i">h</hi>, <hi rendition="#i">k</hi>, <hi rendition="#i">l</hi>, <hi rendition="#i">a</hi> bei Berücksichtigung der Relation <hi rendition="#i">h k l</hi> = 0<lb/><hi rendition="#i">mit minimalem Buchstabenaufwande</hi> in Aggregatform sich für ihn her-<lb/>
stellen lässt. Zweitens aber fügen wir diesem Ausdruck auch noch<lb/>
einen andern bei, wofern solcher nach den für seine Bildung aufzu-<lb/>
stellenden Grundsätzen möglich und von dem vorigen äusserlich ver-<lb/>
schieden erscheint.</p><lb/>
            <p>Die zweite Form des Ausdrucks soll diejenige sein, welche für<lb/><hi rendition="#i">A</hi>, <hi rendition="#i">B am einfachsten zu deuten</hi> wäre. In dieser Hinsicht fällt in Be-<lb/>
tracht, dass eine Aussage, die eine Beziehung <hi rendition="#i">zwischen A</hi> und <hi rendition="#i">B</hi> sta-<lb/>
tuirt, weniger leicht nach ihrem logischen Gehalt zu übersehen ist,<lb/>
als wie Aussagen, die über <hi rendition="#i">A</hi>, resp. <hi rendition="#i">B</hi> nur je für sich aussagen. Die<lb/>
Information z. B. dass (<hi rendition="#i">A</hi> &#x2260; 0) (<hi rendition="#i">A</hi> &#x2260; 1) (<hi rendition="#i">B</hi> = 1) sei, erscheint <hi rendition="#i">fass-<lb/>
licher</hi>, als etwa eine Information des Inhaltes, dass (<hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">B</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2260; 0)<lb/>
(<hi rendition="#i">A B</hi> = 0), und ist die Tragweite der letztern unstreitig weniger leicht<lb/>
zu übersehen als die der vorigen; nicht leicht wird man sich auf sie<lb/>
hin das Verhältniss zwischen <hi rendition="#i">A</hi> und <hi rendition="#i">B</hi> sofort anschaulich vorzustellen<lb/>
vermögen. Der Interpretation zuliebe werden daher die <hi rendition="#g">Symbole</hi> <hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">l</hi><lb/>
und ihre Negationen thunlichst zu verdrängen sein durch die <hi rendition="#i">h</hi>, <hi rendition="#i">k</hi>, <hi rendition="#i">m</hi>,<lb/><hi rendition="#i">n</hi> samt Negationen, indem eben letztere je nur über <hi rendition="#i">A</hi> oder <hi rendition="#i">B</hi> allein<lb/>
eine Aussage abgeben.</p><lb/>
            <p>Die Ausmerzung der Symbole <hi rendition="#i">l</hi>, <hi rendition="#i">l</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, wo solche sich finden, gelingt nun<lb/>
zuweilen ganz, nicht selten aber auch gar nicht, oder nur teilweise, näm-<lb/>
lich bei einzelnen Gliedern; auch konnte ja <hi rendition="#i">a</hi> bei <hi rendition="#i">h</hi> und <hi rendition="#i">k</hi> stets unter-<lb/>
drückt, ferner konnte <hi rendition="#i">m a</hi> durch <hi rendition="#i">k m</hi>, sowie <hi rendition="#i">n a</hi> durch <hi rendition="#i">h n</hi> ersetzt werden, etc.<lb/>
Überhaupt genügt die Anwendung der Hülfssätze XV<hi rendition="#sup">0</hi> S. 134 sq. zur Er-<lb/>
reichung des gesteckten Zieles und jedenfalls lassen sich die von mir auf-<lb/>
gestellten Transformationsgleichungen, durch Einsetzung der Werte aus<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0173] § 39. Die denkbaren Umfangsbeziehungen überhaupt. Für erstern Zweck empfiehlt es sich, die sieben Terme der obigen Entwickelung von a der Reihe nach mit den Ziffern 2 bis 8 kürze- halber zu benennen und die additiven Kombinationen dieser sieben Ziffern sodann streng systematisch (nach den Regeln der Kombina- torik) aufzustellen, wodurch einer jeden als Unterfall von a möglichen Alternative eine bestimmte Ordnungszahl (von 1 bis 128) zugeteilt wird. Von diesen Unterfällen stellen wir aber jeweils diejenigen neben- einander, welche in der Mannigfaltigkeit a Negationen von einander sind, sodass die 128 Fälle in zwei Kolonnen auf 64 Zeilen unter- gebracht werden. Die erste Kolonne geht dabei an ihrem Ende huf- eisenförmig in die zweite über, deren Nummern demnach von unten nach oben gelesen sich an diejenigen der ersten Kolonne anschliessen. Als einfachsten Ausdruck eines Unterfalles geben wir erstens den- jenigen an (eventuell, wo mehrere gleichberechtigt, einen solchen) der aus den Symbolen h, k, l, a bei Berücksichtigung der Relation h k l = 0 mit minimalem Buchstabenaufwande in Aggregatform sich für ihn her- stellen lässt. Zweitens aber fügen wir diesem Ausdruck auch noch einen andern bei, wofern solcher nach den für seine Bildung aufzu- stellenden Grundsätzen möglich und von dem vorigen äusserlich ver- schieden erscheint. Die zweite Form des Ausdrucks soll diejenige sein, welche für A, B am einfachsten zu deuten wäre. In dieser Hinsicht fällt in Be- tracht, dass eine Aussage, die eine Beziehung zwischen A und B sta- tuirt, weniger leicht nach ihrem logischen Gehalt zu übersehen ist, als wie Aussagen, die über A, resp. B nur je für sich aussagen. Die Information z. B. dass (A ≠ 0) (A ≠ 1) (B = 1) sei, erscheint fass- licher, als etwa eine Information des Inhaltes, dass (A1 B1 ≠ 0) (A B = 0), und ist die Tragweite der letztern unstreitig weniger leicht zu übersehen als die der vorigen; nicht leicht wird man sich auf sie hin das Verhältniss zwischen A und B sofort anschaulich vorzustellen vermögen. Der Interpretation zuliebe werden daher die Symbole a, l und ihre Negationen thunlichst zu verdrängen sein durch die h, k, m, n samt Negationen, indem eben letztere je nur über A oder B allein eine Aussage abgeben. Die Ausmerzung der Symbole l, l1, wo solche sich finden, gelingt nun zuweilen ganz, nicht selten aber auch gar nicht, oder nur teilweise, näm- lich bei einzelnen Gliedern; auch konnte ja a bei h und k stets unter- drückt, ferner konnte m a durch k m, sowie n a durch h n ersetzt werden, etc. Überhaupt genügt die Anwendung der Hülfssätze XV0 S. 134 sq. zur Er- reichung des gesteckten Zieles und jedenfalls lassen sich die von mir auf- gestellten Transformationsgleichungen, durch Einsetzung der Werte aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/173
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0201_1891/173>, abgerufen am 25.11.2024.