Auf der andern Seite wird nicht jeder Name durch ein Wort re- präsentirt, sondern haben wir zu unterscheiden: einwörterige und viel- wörterige Namen. "Die Hauptstadt des deutschen Reiches", oder auch "die grösste Stadt, die an der Spree liegt" ist sogut ein Name als wie "Berlin"; es ist zur Zeit ein mit diesem letztern gleichbedeutender Name.
Zu den aus Wörtern zusammengesetzten Namen kommen in der Wissen- schaft noch Buchstaben selbst und solche Namen hinzu, die sich aus Buch- staben oder Ziffern mittelst eigener Verknüpfungszeichen zusammensetzen. Solche Namen bezeichnen wir vorzugsweise als "analytische Ausdrücke" (expressions, terms). Es kann und wird uns oft auch ein solcher Ausdruck, wie a · (b + c), als Name oder Zeichen für ein Ding zeitweilig herhalten -- und geben wir uns der Hoffnung hin, dass durch dergleichen blosse Namen sich ein grosser Geist nicht abschrecken lassen werde!
Name (nomen, noun) nennen wir ein Wort, Wortgefüge oder Zeichen, welches nach den seinen Gebrauch regelnden Konventionen -- wonicht gemäss längst vorhandener Übung -- fähig und dazu be- stimmt ist, ein Objekt des Denkens, ein "Ding" selbst zu bezeichnen. Der Name muss demnach (im Nominativ) als Subjekt eines Satzes stehen können, sobald man (in einem solchen) von dem Dinge reden, etwas darüber aussagen will.
Von den Wörtern stellen deshalb die Hauptwörter (Substantiva) ohne weiteres (im Nominativ) Namen vor, und auch die Eigenschafts- wörter (Beiwörter, Adjektiva) und Zeitwörter (Verba) sofern sie in substantivischer Verwendung vorkommen, wie "Weiss" für Etwas weisses resp. die Empfindung weisser Farbe, oder "Schwimmen" für die Thätigkeit resp. Kunst des Schwimmens. In der Arithmetik werden auch Zahlwörter (Numeralia) substantivisch als Namen gebraucht. Und selbstverständlich werden endlich Fürwörter (Pro-nomina), wie "Dieser" oder "Jener" zu den Namen gerechnet werden dürfen, sofern sie blos als Stellvertreter eines schon erwähnten (resp. anderweitig bekannten) Namens fungiren, aus Rücksichten des Wohlklangs aber, oder um Umständlichkeiten in der Rede zu vermeiden, kürzehalber, nur dessen Wiederholung zu ersparen bestimmt sind.
x1) Unsre Kultursprachen kennen zehn Wortarten, oder wenn wir die ja für die Logik ganz belanglosen Ausrufungswörter (Interjektionen) beiseite lassen, deren neune, von welchen wiederum der Artikel in manchen fehlt, sodass einige dieser Sprachen (wie Lateinisch, Russisch) sich mit acht Arten von Wörtern (nach der Klassifikation der Philo- logen und Grammatiker) in logischer Hinsicht behelfen.
Die obenerwähnten fünf von diesen Wortarten können, wie wir
Einleitung.
Auf der andern Seite wird nicht jeder Name durch ein Wort re- präsentirt, sondern haben wir zu unterscheiden: einwörterige und viel- wörterige Namen. „Die Hauptstadt des deutschen Reiches“, oder auch „die grösste Stadt, die an der Spree liegt“ ist sogut ein Name als wie „Berlin“; es ist zur Zeit ein mit diesem letztern gleichbedeutender Name.
Zu den aus Wörtern zusammengesetzten Namen kommen in der Wissen- schaft noch Buchstaben selbst und solche Namen hinzu, die sich aus Buch- staben oder Ziffern mittelst eigener Verknüpfungszeichen zusammensetzen. Solche Namen bezeichnen wir vorzugsweise als „analytische Ausdrücke“ (expressions, terms). Es kann und wird uns oft auch ein solcher Ausdruck, wie a · (b + c), als Name oder Zeichen für ein Ding zeitweilig herhalten — und geben wir uns der Hoffnung hin, dass durch dergleichen blosse Namen sich ein grosser Geist nicht abschrecken lassen werde!
Name (nomen, noun) nennen wir ein Wort, Wortgefüge oder Zeichen, welches nach den seinen Gebrauch regelnden Konventionen — wonicht gemäss längst vorhandener Übung — fähig und dazu be- stimmt ist, ein Objekt des Denkens, ein „Ding“ selbst zu bezeichnen. Der Name muss demnach (im Nominativ) als Subjekt eines Satzes stehen können, sobald man (in einem solchen) von dem Dinge reden, etwas darüber aussagen will.
Von den Wörtern stellen deshalb die Hauptwörter (Substantiva) ohne weiteres (im Nominativ) Namen vor, und auch die Eigenschafts- wörter (Beiwörter, Adjektiva) und Zeitwörter (Verba) sofern sie in substantivischer Verwendung vorkommen, wie „Weiss“ für Etwas weisses resp. die Empfindung weisser Farbe, oder „Schwimmen“ für die Thätigkeit resp. Kunst des Schwimmens. In der Arithmetik werden auch Zahlwörter (Numeralia) substantivisch als Namen gebraucht. Und selbstverständlich werden endlich Fürwörter (Pro-nomina), wie „Dieser“ oder „Jener“ zu den Namen gerechnet werden dürfen, sofern sie blos als Stellvertreter eines schon erwähnten (resp. anderweitig bekannten) Namens fungiren, aus Rücksichten des Wohlklangs aber, oder um Umständlichkeiten in der Rede zu vermeiden, kürzehalber, nur dessen Wiederholung zu ersparen bestimmt sind.
ξ1) Unsre Kultursprachen kennen zehn Wortarten, oder wenn wir die ja für die Logik ganz belanglosen Ausrufungswörter (Interjektionen) beiseite lassen, deren neune, von welchen wiederum der Artikel in manchen fehlt, sodass einige dieser Sprachen (wie Lateinisch, Russisch) sich mit acht Arten von Wörtern (nach der Klassifikation der Philo- logen und Grammatiker) in logischer Hinsicht behelfen.
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Einleitung.
Auf der andern Seite wird nicht jeder Name durch ein Wort re-
präsentirt, sondern haben wir zu unterscheiden: einwörterige und viel-
wörterige Namen. „Die Hauptstadt des deutschen Reiches“, oder auch
„die grösste Stadt, die an der Spree liegt“ ist sogut ein Name als wie
„Berlin“; es ist zur Zeit ein mit diesem letztern gleichbedeutender Name.
Zu den aus Wörtern zusammengesetzten Namen kommen in der Wissen-
schaft noch Buchstaben selbst und solche Namen hinzu, die sich aus Buch-
staben oder Ziffern mittelst eigener Verknüpfungszeichen zusammensetzen.
Solche Namen bezeichnen wir vorzugsweise als „analytische Ausdrücke“
(expressions, terms). Es kann und wird uns oft auch ein solcher Ausdruck,
wie a · (b + c), als Name oder Zeichen für ein Ding zeitweilig herhalten
— und geben wir uns der Hoffnung hin, dass durch dergleichen blosse
Namen sich ein grosser Geist nicht abschrecken lassen werde!
Name (nomen, noun) nennen wir ein Wort, Wortgefüge oder
Zeichen, welches nach den seinen Gebrauch regelnden Konventionen
— wonicht gemäss längst vorhandener Übung — fähig und dazu be-
stimmt ist, ein Objekt des Denkens, ein „Ding“ selbst zu bezeichnen.
Der Name muss demnach (im Nominativ) als Subjekt eines Satzes
stehen können, sobald man (in einem solchen) von dem Dinge reden,
etwas darüber aussagen will.
Von den Wörtern stellen deshalb die Hauptwörter (Substantiva)
ohne weiteres (im Nominativ) Namen vor, und auch die Eigenschafts-
wörter (Beiwörter, Adjektiva) und Zeitwörter (Verba) sofern sie in
substantivischer Verwendung vorkommen, wie „Weiss“ für Etwas
weisses resp. die Empfindung weisser Farbe, oder „Schwimmen“ für
die Thätigkeit resp. Kunst des Schwimmens. In der Arithmetik werden
auch Zahlwörter (Numeralia) substantivisch als Namen gebraucht.
Und selbstverständlich werden endlich Fürwörter (Pro-nomina), wie
„Dieser“ oder „Jener“ zu den Namen gerechnet werden dürfen, sofern
sie blos als Stellvertreter eines schon erwähnten (resp. anderweitig
bekannten) Namens fungiren, aus Rücksichten des Wohlklangs aber,
oder um Umständlichkeiten in der Rede zu vermeiden, kürzehalber,
nur dessen Wiederholung zu ersparen bestimmt sind.
ξ1) Unsre Kultursprachen kennen zehn Wortarten, oder wenn wir
die ja für die Logik ganz belanglosen Ausrufungswörter (Interjektionen)
beiseite lassen, deren neune, von welchen wiederum der Artikel in
manchen fehlt, sodass einige dieser Sprachen (wie Lateinisch, Russisch)
sich mit acht Arten von Wörtern (nach der Klassifikation der Philo-
logen und Grammatiker) in logischer Hinsicht behelfen.
Die obenerwähnten fünf von diesen Wortarten können, wie wir
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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/63>, abgerufen am 12.12.2024.
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