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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

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Einleitung.
gegenübersteht). Man kann jene gleichwol noch "denken" oder mittelbar sich
vorstellen. Analog vermögen wir vier gegenseitig zu einander senkrechte
Gerade ohne Widerspruch uns zwar zu "denken", aber nicht mehr, als
(irgend) drei derselben, auf einmal uns anschaulich "vorzustellen" -- eine,
wie zu sehen ist, unerlässliche Unterscheidung, die bei der Kontroverse
über die Raumdimensionen vielfach missachtet oder übersehen worden ist.
Wir bedauern, bei den uns hier gesteckten Zielen auf diese interessante
Frage nicht noch näher eingehen zu können.

m1) Je nachdem sie ihr obiges Ideal bereits erreicht haben oder
nicht, sind die exakten Wissenschaften aus ihrem ursprünglichen, dem
induktiven Stadium in das deduktive übergetreten, oder befinden sich
noch in jenem.

Hieraus erhellt, dass die allerwichtigsten Funktionen dem Zeichen
in den deduktiven Wissenschaften obliegen müssen, ja dass dasselbe
schliesslich in diesen den einzigen Gegenstand der Beachtung bilden wird.

Hier ist denn, dieser Wichtigkeit entsprechend, der "Bezeichnung"
überhaupt und spezieller der Namengebung, Terminologie oder Nomenklatur
auch die allergrösste Sorgfalt zu widmen. Es erscheint z. B. ein schwieriges
mathematisches Problem oft schon halbwegs gelöst, sobald es gelungen,
die zweckmässigste Bezeichnungsweise für die zu untersuchenden Gebilde
zu entdecken, in welcher die fundamentalen Eigenschaften derselben am
übersichtlichsten und angemessensten Ausdruck finden.

Auch zeigt die pädagogische Erfahrung, dass diejenigen Personen,
welchen eine geringe Begabung zu exaktem Denken zuzusprechen ist, alle-
mal eine auffallende Gleichgültigkeit, oft eine sich vornehm dünkende
Geringschätzung gegen das Zeichen zur Schau tragen und in dieser Stimmung
Unlust verraten, sich in die Disziplin des Zeichens zu fügen.

In der Herrschaft über die Zeichen -- zunächst der Wortsprache(n)
-- in der Fähigkeit zum und Gewöhnung an korrekten Gebrauch der
Wörter und ihrer Abwandlungen, Flexionen und an richtigen Satzbau, pflegt
man überhaupt ein wesentliches Merkmal der Bildung mit Recht zu erblicken.

n1) Aus all' den angeführten Gründen erscheint es ratsam, auch
den Prinzipien der Bezeichnung, wie sie aus der Forderung ihrer
Zweckdienlichkeit sich als notwendige ergeben, einige Aufmerksamkeit
von vornherein zuzuwenden.

Zunächst müssen wir hier einer Verwechselung von "Name" und
"Wort" vorbeugen.

Was ein Wort ist, weiss jedermann (und wird dieser Begriff
unter anderm auch in der Telegraphie nach seinem Umfang scharf
abgegrenzt).

Nicht alle Wörter aber sind Namen; vielmehr gibt es Wörter, die
zwar dazu dienen, in Verbindung mit andern, Namen zusammenzusetzen,
für sich jedoch noch keinen solchen vorstellen (Beispiele nachher).

Einleitung.
gegenübersteht). Man kann jene gleichwol noch „denken“ oder mittelbar sich
vorstellen. Analog vermögen wir vier gegenseitig zu einander senkrechte
Gerade ohne Widerspruch uns zwar zu „denken“, aber nicht mehr, als
(irgend) drei derselben, auf einmal uns anschaulich „vorzustellen“ — eine,
wie zu sehen ist, unerlässliche Unterscheidung, die bei der Kontroverse
über die Raumdimensionen vielfach missachtet oder übersehen worden ist.
Wir bedauern, bei den uns hier gesteckten Zielen auf diese interessante
Frage nicht noch näher eingehen zu können.

μ1) Je nachdem sie ihr obiges Ideal bereits erreicht haben oder
nicht, sind die exakten Wissenschaften aus ihrem ursprünglichen, dem
induktiven Stadium in das deduktive übergetreten, oder befinden sich
noch in jenem.

Hieraus erhellt, dass die allerwichtigsten Funktionen dem Zeichen
in den deduktiven Wissenschaften obliegen müssen, ja dass dasselbe
schliesslich in diesen den einzigen Gegenstand der Beachtung bilden wird.

Hier ist denn, dieser Wichtigkeit entsprechend, der „Bezeichnung“
überhaupt und spezieller der Namengebung, Terminologie oder Nomenklatur
auch die allergrösste Sorgfalt zu widmen. Es erscheint z. B. ein schwieriges
mathematisches Problem oft schon halbwegs gelöst, sobald es gelungen,
die zweckmässigste Bezeichnungsweise für die zu untersuchenden Gebilde
zu entdecken, in welcher die fundamentalen Eigenschaften derselben am
übersichtlichsten und angemessensten Ausdruck finden.

Auch zeigt die pädagogische Erfahrung, dass diejenigen Personen,
welchen eine geringe Begabung zu exaktem Denken zuzusprechen ist, alle-
mal eine auffallende Gleichgültigkeit, oft eine sich vornehm dünkende
Geringschätzung gegen das Zeichen zur Schau tragen und in dieser Stimmung
Unlust verraten, sich in die Disziplin des Zeichens zu fügen.

In der Herrschaft über die Zeichen — zunächst der Wortsprache(n)
— in der Fähigkeit zum und Gewöhnung an korrekten Gebrauch der
Wörter und ihrer Abwandlungen, Flexionen und an richtigen Satzbau, pflegt
man überhaupt ein wesentliches Merkmal der Bildung mit Recht zu erblicken.

ν1) Aus all' den angeführten Gründen erscheint es ratsam, auch
den Prinzipien der Bezeichnung, wie sie aus der Forderung ihrer
Zweckdienlichkeit sich als notwendige ergeben, einige Aufmerksamkeit
von vornherein zuzuwenden.

Zunächst müssen wir hier einer Verwechselung von „Name“ und
Wort“ vorbeugen.

Was ein Wort ist, weiss jedermann (und wird dieser Begriff
unter anderm auch in der Telegraphie nach seinem Umfang scharf
abgegrenzt).

Nicht alle Wörter aber sind Namen; vielmehr gibt es Wörter, die
zwar dazu dienen, in Verbindung mit andern, Namen zusammenzusetzen,
für sich jedoch noch keinen solchen vorstellen (Beispiele nachher).

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[42/0062] Einleitung. gegenübersteht). Man kann jene gleichwol noch „denken“ oder mittelbar sich vorstellen. Analog vermögen wir vier gegenseitig zu einander senkrechte Gerade ohne Widerspruch uns zwar zu „denken“, aber nicht mehr, als (irgend) drei derselben, auf einmal uns anschaulich „vorzustellen“ — eine, wie zu sehen ist, unerlässliche Unterscheidung, die bei der Kontroverse über die Raumdimensionen vielfach missachtet oder übersehen worden ist. Wir bedauern, bei den uns hier gesteckten Zielen auf diese interessante Frage nicht noch näher eingehen zu können. μ1) Je nachdem sie ihr obiges Ideal bereits erreicht haben oder nicht, sind die exakten Wissenschaften aus ihrem ursprünglichen, dem induktiven Stadium in das deduktive übergetreten, oder befinden sich noch in jenem. Hieraus erhellt, dass die allerwichtigsten Funktionen dem Zeichen in den deduktiven Wissenschaften obliegen müssen, ja dass dasselbe schliesslich in diesen den einzigen Gegenstand der Beachtung bilden wird. Hier ist denn, dieser Wichtigkeit entsprechend, der „Bezeichnung“ überhaupt und spezieller der Namengebung, Terminologie oder Nomenklatur auch die allergrösste Sorgfalt zu widmen. Es erscheint z. B. ein schwieriges mathematisches Problem oft schon halbwegs gelöst, sobald es gelungen, die zweckmässigste Bezeichnungsweise für die zu untersuchenden Gebilde zu entdecken, in welcher die fundamentalen Eigenschaften derselben am übersichtlichsten und angemessensten Ausdruck finden. Auch zeigt die pädagogische Erfahrung, dass diejenigen Personen, welchen eine geringe Begabung zu exaktem Denken zuzusprechen ist, alle- mal eine auffallende Gleichgültigkeit, oft eine sich vornehm dünkende Geringschätzung gegen das Zeichen zur Schau tragen und in dieser Stimmung Unlust verraten, sich in die Disziplin des Zeichens zu fügen. In der Herrschaft über die Zeichen — zunächst der Wortsprache(n) — in der Fähigkeit zum und Gewöhnung an korrekten Gebrauch der Wörter und ihrer Abwandlungen, Flexionen und an richtigen Satzbau, pflegt man überhaupt ein wesentliches Merkmal der Bildung mit Recht zu erblicken. ν1) Aus all' den angeführten Gründen erscheint es ratsam, auch den Prinzipien der Bezeichnung, wie sie aus der Forderung ihrer Zweckdienlichkeit sich als notwendige ergeben, einige Aufmerksamkeit von vornherein zuzuwenden. Zunächst müssen wir hier einer Verwechselung von „Name“ und „Wort“ vorbeugen. Was ein Wort ist, weiss jedermann (und wird dieser Begriff unter anderm auch in der Telegraphie nach seinem Umfang scharf abgegrenzt). Nicht alle Wörter aber sind Namen; vielmehr gibt es Wörter, die zwar dazu dienen, in Verbindung mit andern, Namen zusammenzusetzen, für sich jedoch noch keinen solchen vorstellen (Beispiele nachher).

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/62>, abgerufen am 12.12.2024.