Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 25. Anwendungsbeispiele und Aufgaben.
zu unsern Prämissen hinzu, so -- aber erst dann -- erweist sich (leicht)
die völlige Übereinstimmung der beiderseitigen Ergebnisse.

Indem bei Boole sogar x + x = 2x, etc. gilt, so treten überhaupt,
wie vorstehend, bei seinem Verfahren in den Gliedern des Resultates oft
Zahlenfaktoren, wie [Formel 1] , [Formel 2] , etc. als Koeffizienten auf, die er schliess-
lich als belanglose, nicht interpretable, über Bord wirft, die Konstituenten,
mit denen sie behaftet erscheinen, gleich 0 setzend.

Ähnlich mag endlich zur Vergleichung herangezogen werden eine
von den zahlreichen Aufgaben, die Boole knüpft an Senior's Defi-
nition von "wealth" (wörtlich des Reichtums, genauer wol dem volks-
wirtschaftlichen Begriffe des "Gutes" entsprechend). Prämisse ist:
w = s t (p + r),
wo w = Gut, s = Dinge, die nur in begrenztem Vorrat verfügbar (limi-
ted in supply), t = übertragbar (transferable), p = Genuss verschaffend
(productive of pleasure) und r = Leid vorbeugend (preventive of pain)
bedeutet. Cf. 4 p. 106, sq.

Verlangt ist ein Ausdruck für w ohne Rücksicht auf r.

Wir würden systematisch aus der Gleichung:
w1 s t (p + r) + w (s1 + t1 + p1 r1) = 0
erst r eliminiren, die Resultante: w1 s t p + w (s1 + t1) = 0 sodann nach w
auflösen und finden:
w = s t (p + u) oder s t p w s t
-- ein Ergebniss, das aber hier schon unmittelbar zu gewinnen war, indem
man den Namen r des Eliminanden durch den u einer unbestimmten Klasse
ersetzte!

Boole hingegen, welcher natürlich die Prämisse, da p und r sich
gegenseitig nicht ausschliessen, in der Form ansetzen muss:
w = s t (p + r p1)
operirt, p1 durch 1 -- p ersetzend, wie folgt. Er schreibt die Gleichung:
w -- s t (p + r -- r p) = 0,
bemerkt, dass das Polynom derselben für r = 1 in w -- s t und für r = 0
in w -- s t p übergeht, mithin
(w -- s t) (w -- s t p) = 0
die Resultante der Elimination von r ist. Ausmultiplizirt gibt dies (wegen
w w = w, etc.) eine Gleichung:
w -- w s t p -- w s t + s t p = 0
aus der sich:
[Formel 3]

§ 25. Anwendungsbeispiele und Aufgaben.
zu unsern Prämissen hinzu, so — aber erst dann — erweist sich (leicht)
die völlige Übereinstimmung der beiderseitigen Ergebnisse.

Indem bei Boole sogar x + x = 2x, etc. gilt, so treten überhaupt,
wie vorstehend, bei seinem Verfahren in den Gliedern des Resultates oft
Zahlenfaktoren, wie [Formel 1] , [Formel 2] , etc. als Koeffizienten auf, die er schliess-
lich als belanglose, nicht interpretable, über Bord wirft, die Konstituenten,
mit denen sie behaftet erscheinen, gleich 0 setzend.

Ähnlich mag endlich zur Vergleichung herangezogen werden eine
von den zahlreichen Aufgaben, die Boole knüpft an Senior's Defi-
nition von „wealth“ (wörtlich des Reichtums, genauer wol dem volks-
wirtschaftlichen Begriffe des „Gutes“ entsprechend). Prämisse ist:
w = s t (p + r),
wo w = Gut, s = Dinge, die nur in begrenztem Vorrat verfügbar (limi-
ted in supply), t = übertragbar (transferable), p = Genuss verschaffend
(productive of pleasure) und r = Leid vorbeugend (preventive of pain)
bedeutet. Cf. 4 p. 106, sq.

Verlangt ist ein Ausdruck für w ohne Rücksicht auf r.

Wir würden systematisch aus der Gleichung:
w1 s t (p + r) + w (s1 + t1 + p1 r1) = 0
erst r eliminiren, die Resultante: w1 s t p + w (s1 + t1) = 0 sodann nach w
auflösen und finden:
w = s t (p + u) oder s t pws t
— ein Ergebniss, das aber hier schon unmittelbar zu gewinnen war, indem
man den Namen r des Eliminanden durch den u einer unbestimmten Klasse
ersetzte!

Boole hingegen, welcher natürlich die Prämisse, da p und r sich
gegenseitig nicht ausschliessen, in der Form ansetzen muss:
w = s t (p + r p1)
operirt, p1 durch 1 — p ersetzend, wie folgt. Er schreibt die Gleichung:
ws t (p + rr p) = 0,
bemerkt, dass das Polynom derselben für r = 1 in ws t und für r = 0
in ws t p übergeht, mithin
(ws t) (ws t p) = 0
die Resultante der Elimination von r ist. Ausmultiplizirt gibt dies (wegen
w w = w, etc.) eine Gleichung:
ww s t pw s t + s t p = 0
aus der sich:
[Formel 3]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0577" n="557"/><fw place="top" type="header">§ 25. Anwendungsbeispiele und Aufgaben.</fw><lb/>
zu unsern Prämissen hinzu, so &#x2014; aber erst dann &#x2014; erweist sich (leicht)<lb/>
die völlige Übereinstimmung der beiderseitigen Ergebnisse.</p><lb/>
          <p>Indem bei <hi rendition="#g">Boole</hi> sogar <hi rendition="#i">x</hi> + <hi rendition="#i">x</hi> = 2<hi rendition="#i">x</hi>, etc. gilt, so treten überhaupt,<lb/>
wie vorstehend, bei seinem Verfahren in den Gliedern des Resultates oft<lb/>
Zahlenfaktoren, wie <formula/>, <formula/>, etc. als Koeffizienten auf, die er schliess-<lb/>
lich als belanglose, nicht interpretable, über Bord wirft, die Konstituenten,<lb/>
mit denen sie behaftet erscheinen, gleich 0 setzend.</p><lb/>
          <p>Ähnlich mag endlich zur Vergleichung herangezogen werden eine<lb/>
von den zahlreichen Aufgaben, die <hi rendition="#g">Boole</hi> knüpft an <hi rendition="#g">Senior</hi>'s Defi-<lb/>
nition von &#x201E;wealth&#x201C; (wörtlich des Reichtums, genauer wol dem volks-<lb/>
wirtschaftlichen Begriffe des &#x201E;Gutes&#x201C; entsprechend). Prämisse ist:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi> = <hi rendition="#i">s t</hi> (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">r</hi>),</hi><lb/>
wo <hi rendition="#i">w</hi> = Gut, <hi rendition="#i">s</hi> = Dinge, die nur in begrenztem Vorrat verfügbar (limi-<lb/>
ted in supply), <hi rendition="#i">t</hi> = übertragbar (transferable), <hi rendition="#i">p</hi> = Genuss verschaffend<lb/>
(productive of pleasure) und <hi rendition="#i">r</hi> = Leid vorbeugend (preventive of pain)<lb/>
bedeutet. Cf. <hi rendition="#sup">4</hi> p. 106, sq.</p><lb/>
          <p>Verlangt ist ein Ausdruck für <hi rendition="#i">w ohne</hi> Rücksicht auf <hi rendition="#i">r</hi>.</p><lb/>
          <p>Wir würden systematisch aus der Gleichung:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">s t</hi> (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">r</hi>) + <hi rendition="#i">w</hi> (<hi rendition="#i">s</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">r</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) = 0</hi><lb/>
erst <hi rendition="#i">r</hi> eliminiren, die Resultante: <hi rendition="#i">w</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">s t p</hi> + <hi rendition="#i">w</hi> (<hi rendition="#i">s</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) = 0 sodann nach <hi rendition="#i">w</hi><lb/>
auflösen und finden:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi> = <hi rendition="#i">s t</hi> (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">u</hi>) oder <hi rendition="#i">s t p</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">w</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">s t</hi></hi><lb/>
&#x2014; ein Ergebniss, das aber hier schon unmittelbar zu gewinnen war, indem<lb/>
man den Namen <hi rendition="#i">r</hi> des Eliminanden durch den <hi rendition="#i">u</hi> einer unbestimmten Klasse<lb/>
ersetzte!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Boole</hi> hingegen, welcher natürlich die Prämisse, da <hi rendition="#i">p</hi> und <hi rendition="#i">r</hi> sich<lb/>
gegenseitig nicht ausschliessen, in der Form ansetzen muss:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi> = <hi rendition="#i">s t</hi> (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">r p</hi><hi rendition="#sub">1</hi>)</hi><lb/>
operirt, <hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub">1</hi> durch 1 &#x2014; <hi rendition="#i">p</hi> ersetzend, wie folgt. Er schreibt die Gleichung:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">s t</hi> (<hi rendition="#i">p</hi> + <hi rendition="#i">r</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">r p</hi>) = 0,</hi><lb/>
bemerkt, dass das Polynom derselben für <hi rendition="#i">r</hi> = 1 in <hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">s t</hi> und für <hi rendition="#i">r</hi> = 0<lb/>
in <hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">s t p</hi> übergeht, mithin<lb/><hi rendition="#c">(<hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">s t</hi>) (<hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">s t p</hi>) = 0</hi><lb/>
die Resultante der Elimination von <hi rendition="#i">r</hi> ist. Ausmultiplizirt gibt dies (wegen<lb/><hi rendition="#i">w w</hi> = <hi rendition="#i">w</hi>, etc.) eine Gleichung:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">w</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">w s t p</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">w s t</hi> + <hi rendition="#i">s t p</hi> = 0</hi><lb/>
aus der sich:<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[557/0577] § 25. Anwendungsbeispiele und Aufgaben. zu unsern Prämissen hinzu, so — aber erst dann — erweist sich (leicht) die völlige Übereinstimmung der beiderseitigen Ergebnisse. Indem bei Boole sogar x + x = 2x, etc. gilt, so treten überhaupt, wie vorstehend, bei seinem Verfahren in den Gliedern des Resultates oft Zahlenfaktoren, wie [FORMEL], [FORMEL], etc. als Koeffizienten auf, die er schliess- lich als belanglose, nicht interpretable, über Bord wirft, die Konstituenten, mit denen sie behaftet erscheinen, gleich 0 setzend. Ähnlich mag endlich zur Vergleichung herangezogen werden eine von den zahlreichen Aufgaben, die Boole knüpft an Senior's Defi- nition von „wealth“ (wörtlich des Reichtums, genauer wol dem volks- wirtschaftlichen Begriffe des „Gutes“ entsprechend). Prämisse ist: w = s t (p + r), wo w = Gut, s = Dinge, die nur in begrenztem Vorrat verfügbar (limi- ted in supply), t = übertragbar (transferable), p = Genuss verschaffend (productive of pleasure) und r = Leid vorbeugend (preventive of pain) bedeutet. Cf. 4 p. 106, sq. Verlangt ist ein Ausdruck für w ohne Rücksicht auf r. Wir würden systematisch aus der Gleichung: w1 s t (p + r) + w (s1 + t1 + p1 r1) = 0 erst r eliminiren, die Resultante: w1 s t p + w (s1 + t1) = 0 sodann nach w auflösen und finden: w = s t (p + u) oder s t p ⋹ w ⋹ s t — ein Ergebniss, das aber hier schon unmittelbar zu gewinnen war, indem man den Namen r des Eliminanden durch den u einer unbestimmten Klasse ersetzte! Boole hingegen, welcher natürlich die Prämisse, da p und r sich gegenseitig nicht ausschliessen, in der Form ansetzen muss: w = s t (p + r p1) operirt, p1 durch 1 — p ersetzend, wie folgt. Er schreibt die Gleichung: w — s t (p + r — r p) = 0, bemerkt, dass das Polynom derselben für r = 1 in w — s t und für r = 0 in w — s t p übergeht, mithin (w — s t) (w — s t p) = 0 die Resultante der Elimination von r ist. Ausmultiplizirt gibt dies (wegen w w = w, etc.) eine Gleichung: w — w s t p — w s t + s t p = 0 aus der sich: [FORMEL]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/577
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/577>, abgerufen am 23.11.2024.