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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

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Einleitung.
Eindrücken wir, ihre Ursachen lokalisirend, unsre Vorstellung der mate-
riellen Körperwelt mit ihrer dreifachen räumlichen Ausdehnung, ihren
Widerstands- und andern Kräften und ihren Bewegungsvorgängen
herausentwickelt, uns konstruirt haben.

ph) Wir bethätigen dabei das unser gesamtes Denken beherrschende
"Kausalitätsprinzip"*): für Alles, was in den Bereich desselben tritt,
eine Ursache anzunehmen -- sonach, sofern wir nicht uns selbst als
diese Ursache fühlen, dieselbe ausserhalb zu setzen.

kh) Als ein Teil dieser von uns vorgestellten materiellen Welt
findet auch unser körperlicher Leib seine Stelle. Im gewöhnlichen
Leben zum Ich gerechnet, muss er von der Philosophie doch der
Aussenwelt, dem Nicht-ich zugezählt werden. Wenn nämlich auch
die Vorstellung, dass wir ihn besitzen, im Bewusstsein stets mehr
oder minder lebendig ist, so existirt er doch nicht ganz allein in der
Ideenwelt des Ich's und bildet mit seiner Gestalt und Schwere, seinem
Aufbau aus Zellen, seinem Gefässsysteme und den darin kreisenden
Blutwellen, seinen mannigfachen uns unbewussten Lebensfunktionen,
doch keinen freien (d. h. wie gesagt als frei empfundenen) Bestandteil
unsres Bewusstseins. Wäre dem so, so würde Jedermann dasjenige

als Drucksinn und als Wärmesinn, welcher letztere auch dem Geschmacksinn bei-
gegeben, sondern ist dazu neuerdings auch der "Muskelsinn", das Gefühl für
Muskelanstrengung, getreten. Dieser letztere Sinn ist es z. B., durch welchen wir
im stockfinstern Keller eine am leeren Hals gefasste volle Flasche von einer
leeren unterscheiden; auch beruht auf den zur Accomodation der Augen und Kon-
vergenz der Augenaxen erforderlichen Anstrengungen der Augenmuskeln ganz
wesentlich das Schätzen der Entfernungen, in welchen sichtbare Gegenstände sich
von uns befinden. Vergleiche besonders v. Helmholtz's "Thatsachen der Wahr-
nehmung", sowie die auf S. 73 der Schiel'schen Übersetzung von Mill1 citirten
englischen Werke, als: Brown's Lectures, Mill's Analysis of the mind, Alexan-
der Bain
, The senses and the intellect, Herbert Spencer's Principles of psycho-
logy (Kapitel über die Wahrnehmung), u. a.
*) Nach Schopenhauer1 sind vier Wirkungsweisen dieses Prinzips zu
unterscheiden, indem dasselbe uns zwingt, einen "zureichenden Grund" anzunehmen
für das Sein, das Werden, das Erkennen und das Handeln. Nur für den zweiten
Fall sollte nach ihm der obige Name angewendet werden. Der erste scheint
mir, nebenbei gesagt, von S. unklar formulirt und überhaupt nicht haltbar, viel-
mehr wesentlich in dem dritten Falle aufgehen zu sollen, welcher seinerseits den
beiden übrigen nicht koordinirt zu setzen ist, sondern in einem gewissen Sinne
über denselben steht.
Als auf eine der besten mir bekannten Schriften über das Kausalitätsprinzip
im engern Sinne sei hier auf Herrn Heinrich Weber's Königsberger Prorektorats-
rede1 verwiesen.

Einleitung.
Eindrücken wir, ihre Ursachen lokalisirend, unsre Vorstellung der mate-
riellen Körperwelt mit ihrer dreifachen räumlichen Ausdehnung, ihren
Widerstands- und andern Kräften und ihren Bewegungsvorgängen
herausentwickelt, uns konstruirt haben.

φ) Wir bethätigen dabei das unser gesamtes Denken beherrschende
Kausalitätsprinzip*): für Alles, was in den Bereich desselben tritt,
eine Ursache anzunehmen — sonach, sofern wir nicht uns selbst als
diese Ursache fühlen, dieselbe ausserhalb zu setzen.

χ) Als ein Teil dieser von uns vorgestellten materiellen Welt
findet auch unser körperlicher Leib seine Stelle. Im gewöhnlichen
Leben zum Ich gerechnet, muss er von der Philosophie doch der
Aussenwelt, dem Nicht-ich zugezählt werden. Wenn nämlich auch
die Vorstellung, dass wir ihn besitzen, im Bewusstsein stets mehr
oder minder lebendig ist, so existirt er doch nicht ganz allein in der
Ideenwelt des Ich's und bildet mit seiner Gestalt und Schwere, seinem
Aufbau aus Zellen, seinem Gefässsysteme und den darin kreisenden
Blutwellen, seinen mannigfachen uns unbewussten Lebensfunktionen,
doch keinen freien (d. h. wie gesagt als frei empfundenen) Bestandteil
unsres Bewusstseins. Wäre dem so, so würde Jedermann dasjenige

als Drucksinn und als Wärmesinn, welcher letztere auch dem Geschmacksinn bei-
gegeben, sondern ist dazu neuerdings auch der „Muskelsinn“, das Gefühl für
Muskelanstrengung, getreten. Dieser letztere Sinn ist es z. B., durch welchen wir
im stockfinstern Keller eine am leeren Hals gefasste volle Flasche von einer
leeren unterscheiden; auch beruht auf den zur Accomodation der Augen und Kon-
vergenz der Augenaxen erforderlichen Anstrengungen der Augenmuskeln ganz
wesentlich das Schätzen der Entfernungen, in welchen sichtbare Gegenstände sich
von uns befinden. Vergleiche besonders v. Helmholtz's „Thatsachen der Wahr-
nehmung“, sowie die auf S. 73 der Schiel'schen Übersetzung von Mill1 citirten
englischen Werke, als: Brown's Lectures, Mill's Analysis of the mind, Alexan-
der Bain
, The senses and the intellect, Herbert Spencer's Principles of psycho-
logy (Kapitel über die Wahrnehmung), u. a.
*) Nach Schopenhauer1 sind vier Wirkungsweisen dieses Prinzips zu
unterscheiden, indem dasselbe uns zwingt, einen „zureichenden Grund“ anzunehmen
für das Sein, das Werden, das Erkennen und das Handeln. Nur für den zweiten
Fall sollte nach ihm der obige Name angewendet werden. Der erste scheint
mir, nebenbei gesagt, von S. unklar formulirt und überhaupt nicht haltbar, viel-
mehr wesentlich in dem dritten Falle aufgehen zu sollen, welcher seinerseits den
beiden übrigen nicht koordinirt zu setzen ist, sondern in einem gewissen Sinne
über denselben steht.
Als auf eine der besten mir bekannten Schriften über das Kausalitätsprinzip
im engern Sinne sei hier auf Herrn Heinrich Weber's Königsberger Prorektorats-
rede1 verwiesen.
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[26/0046] Einleitung. Eindrücken wir, ihre Ursachen lokalisirend, unsre Vorstellung der mate- riellen Körperwelt mit ihrer dreifachen räumlichen Ausdehnung, ihren Widerstands- und andern Kräften und ihren Bewegungsvorgängen herausentwickelt, uns konstruirt haben. φ) Wir bethätigen dabei das unser gesamtes Denken beherrschende „Kausalitätsprinzip“ *): für Alles, was in den Bereich desselben tritt, eine Ursache anzunehmen — sonach, sofern wir nicht uns selbst als diese Ursache fühlen, dieselbe ausserhalb zu setzen. χ) Als ein Teil dieser von uns vorgestellten materiellen Welt findet auch unser körperlicher Leib seine Stelle. Im gewöhnlichen Leben zum Ich gerechnet, muss er von der Philosophie doch der Aussenwelt, dem Nicht-ich zugezählt werden. Wenn nämlich auch die Vorstellung, dass wir ihn besitzen, im Bewusstsein stets mehr oder minder lebendig ist, so existirt er doch nicht ganz allein in der Ideenwelt des Ich's und bildet mit seiner Gestalt und Schwere, seinem Aufbau aus Zellen, seinem Gefässsysteme und den darin kreisenden Blutwellen, seinen mannigfachen uns unbewussten Lebensfunktionen, doch keinen freien (d. h. wie gesagt als frei empfundenen) Bestandteil unsres Bewusstseins. Wäre dem so, so würde Jedermann dasjenige *) *) Nach Schopenhauer1 sind vier Wirkungsweisen dieses Prinzips zu unterscheiden, indem dasselbe uns zwingt, einen „zureichenden Grund“ anzunehmen für das Sein, das Werden, das Erkennen und das Handeln. Nur für den zweiten Fall sollte nach ihm der obige Name angewendet werden. Der erste scheint mir, nebenbei gesagt, von S. unklar formulirt und überhaupt nicht haltbar, viel- mehr wesentlich in dem dritten Falle aufgehen zu sollen, welcher seinerseits den beiden übrigen nicht koordinirt zu setzen ist, sondern in einem gewissen Sinne über denselben steht. Als auf eine der besten mir bekannten Schriften über das Kausalitätsprinzip im engern Sinne sei hier auf Herrn Heinrich Weber's Königsberger Prorektorats- rede1 verwiesen. *) als Drucksinn und als Wärmesinn, welcher letztere auch dem Geschmacksinn bei- gegeben, sondern ist dazu neuerdings auch der „Muskelsinn“, das Gefühl für Muskelanstrengung, getreten. Dieser letztere Sinn ist es z. B., durch welchen wir im stockfinstern Keller eine am leeren Hals gefasste volle Flasche von einer leeren unterscheiden; auch beruht auf den zur Accomodation der Augen und Kon- vergenz der Augenaxen erforderlichen Anstrengungen der Augenmuskeln ganz wesentlich das Schätzen der Entfernungen, in welchen sichtbare Gegenstände sich von uns befinden. Vergleiche besonders v. Helmholtz's „Thatsachen der Wahr- nehmung“, sowie die auf S. 73 der Schiel'schen Übersetzung von Mill1 citirten englischen Werke, als: Brown's Lectures, Mill's Analysis of the mind, Alexan- der Bain, The senses and the intellect, Herbert Spencer's Principles of psycho- logy (Kapitel über die Wahrnehmung), u. a.

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/46>, abgerufen am 24.11.2024.