Behufs Beweises ist nur zu zeigen, dass man zwei arbiträre Gebiete u, v jeweils durch eines w vertreten lassen kann (ohne dass. dies von Einfluss auf den Variabilitätsbereich des Ausdrucks wäre). Auf diese Weise wird man dann die Anzahl der vorkommenden arbi- trären Symbole solange fortgesetzt um eins vermindern können, bis sie gleich eins geworden ist.
Denkt man sich aber den die arbiträren Gebiete u, v enthaltenden Ausdruck f nach diesen entwickelt, so wird er nach Th. 44+) die ("bi-")lineare homogene Form haben: f = a u v + b u v1 + c u1v + d u1v1, und alle Werte, deren dieser Ausdruck fähig ist, sowie nur solche, können nach Th. 48+) auch von dem folgenden Ausdruck angenommen werden: f = a b c d + w (a + b + c + d) und umgekehrt, sodass dieser letztere für eine offen gelassene Be- deutung des Gebietes w gerade so allgemein ist, wie der vorhergehende für unbestimmte u, v.
Die Gesamtheit der Bedeutungen des erstern fällt zusammen mit der Gesamtheit der Bedeutungen des letzteren Ausdrucks, weshalb es gestattet war, denselben Buchstaben f zur Bezeichnung beider zu ver- wenden.
Exempel 1. Auf diese Weise, wenn immerfort u, v, w ganz willkürliche Gebiete vorstellen, vereinfacht sich der folgende Ausdruck linkerhand zu demjenigen rechterhand in der Gleichung: a d u v1 + b c u1v + v {a d (b + c) + b c (a + d)} = w (a d + b c). Es stellt also die linke Seite unter allen Umständen, was immer auch u und v bedeuten mögen, einen Teil des Gebietes a d + b c vor, und zwar jeden gewünschten.
Exempel 2. Es ist ganz allgemein: {a (u + b1) + b (u1 + a1)} (v + c1d1) + {c (u + d1) + d (u1 + c1)} (v1 + a1b1) = a + b + c + d. Die linke Seite ist hier trotz der Unbestimmtheit von u, v ein eindeu- tiger Ausdruck, sie ist konstant bezüglich u, v, wie man bereits durch die, der Anwendung unsres Zusatzes ohnehin voranzuschickende, Ent- wickelung der linken Seite nach u, v erkennt.
Hier, meinen wir einmal, ist der gemeine Verstand ohne die Technik des Kalkuls nicht ausreichend. Die intuitiv anschauliche Erkenntniss dürfte wol bei vorliegender Aufgabe die Rechnung nicht einholen. Man versuche doch einmal, auch nur für einen konkreten Fall das, was die Gleichung behauptet zu begreifen, indem man etwa
§ 19. Funktionen und deren Entwickelung.
Behufs Beweises ist nur zu zeigen, dass man zwei arbiträre Gebiete u, v jeweils durch eines w vertreten lassen kann (ohne dass. dies von Einfluss auf den Variabilitätsbereich des Ausdrucks wäre). Auf diese Weise wird man dann die Anzahl der vorkommenden arbi- trären Symbole solange fortgesetzt um eins vermindern können, bis sie gleich eins geworden ist.
Denkt man sich aber den die arbiträren Gebiete u, v enthaltenden Ausdruck f nach diesen entwickelt, so wird er nach Th. 44+) die („bi-“)lineare homogene Form haben: f = a u v + b u v1 + c u1v + d u1v1, und alle Werte, deren dieser Ausdruck fähig ist, sowie nur solche, können nach Th. 48+) auch von dem folgenden Ausdruck angenommen werden: f = a b c d + w (a + b + c + d) und umgekehrt, sodass dieser letztere für eine offen gelassene Be- deutung des Gebietes w gerade so allgemein ist, wie der vorhergehende für unbestimmte u, v.
Die Gesamtheit der Bedeutungen des erstern fällt zusammen mit der Gesamtheit der Bedeutungen des letzteren Ausdrucks, weshalb es gestattet war, denselben Buchstaben f zur Bezeichnung beider zu ver- wenden.
Exempel 1. Auf diese Weise, wenn immerfort u, v, w ganz willkürliche Gebiete vorstellen, vereinfacht sich der folgende Ausdruck linkerhand zu demjenigen rechterhand in der Gleichung: a d u v1 + b c u1v + v {a d (b + c) + b c (a + d)} = w (a d + b c). Es stellt also die linke Seite unter allen Umständen, was immer auch u und v bedeuten mögen, einen Teil des Gebietes a d + b c vor, und zwar jeden gewünschten.
Exempel 2. Es ist ganz allgemein: {a (u + b1) + b (u1 + a1)} (v + c1d1) + {c (u + d1) + d (u1 + c1)} (v1 + a1b1) = a + b + c + d. Die linke Seite ist hier trotz der Unbestimmtheit von u, v ein eindeu- tiger Ausdruck, sie ist konstant bezüglich u, v, wie man bereits durch die, der Anwendung unsres Zusatzes ohnehin voranzuschickende, Ent- wickelung der linken Seite nach u, v erkennt.
Hier, meinen wir einmal, ist der gemeine Verstand ohne die Technik des Kalkuls nicht ausreichend. Die intuitiv anschauliche Erkenntniss dürfte wol bei vorliegender Aufgabe die Rechnung nicht einholen. Man versuche doch einmal, auch nur für einen konkreten Fall das, was die Gleichung behauptet zu begreifen, indem man etwa
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0451"n="431"/><fwplace="top"type="header">§ 19. Funktionen und deren Entwickelung.</fw><lb/><p>Behufs <hirendition="#g">Beweises</hi> ist nur zu zeigen, dass man <hirendition="#i">zwei</hi> arbiträre<lb/>
Gebiete <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi> jeweils durch <hirendition="#i">eines w</hi> vertreten lassen kann (ohne dass.<lb/>
dies von Einfluss auf den Variabilitätsbereich des Ausdrucks wäre).<lb/>
Auf diese Weise wird man dann die Anzahl der vorkommenden arbi-<lb/>
trären Symbole solange fortgesetzt um eins vermindern können, bis<lb/>
sie gleich eins geworden ist.</p><lb/><p>Denkt man sich aber den die arbiträren Gebiete <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi> enthaltenden<lb/>
Ausdruck <hirendition="#i">f</hi> nach diesen entwickelt, so wird er nach Th. 44<hirendition="#sub">+</hi>) die<lb/>
(„bi-“)lineare homogene Form haben:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">f</hi> = <hirendition="#i">a u v</hi> + <hirendition="#i">b u v</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">c u</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">v</hi> + <hirendition="#i">d u</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">v</hi><hirendition="#sub">1</hi>,</hi><lb/>
und alle Werte, deren dieser Ausdruck fähig ist, sowie nur solche,<lb/>
können nach Th. 48<hirendition="#sub">+</hi>) auch von dem folgenden Ausdruck angenommen<lb/>
werden:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">f</hi> = <hirendition="#i">a b c d</hi> + <hirendition="#i">w</hi> (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi>)</hi><lb/>
und umgekehrt, sodass dieser letztere für eine offen gelassene Be-<lb/>
deutung des Gebietes <hirendition="#i">w</hi> gerade so allgemein ist, wie der vorhergehende<lb/>
für unbestimmte <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi>.</p><lb/><p>Die Gesamtheit der Bedeutungen des erstern fällt zusammen mit<lb/>
der Gesamtheit der Bedeutungen des letzteren Ausdrucks, weshalb es<lb/>
gestattet war, <hirendition="#i">denselben</hi> Buchstaben <hirendition="#i">f</hi> zur Bezeichnung beider zu ver-<lb/>
wenden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Exempel</hi> 1. Auf diese Weise, wenn immerfort <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi>, <hirendition="#i">w</hi> ganz<lb/>
willkürliche Gebiete vorstellen, vereinfacht sich der folgende Ausdruck<lb/>
linkerhand zu demjenigen rechterhand in der Gleichung:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">a d u v</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">b c u</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">v</hi> + <hirendition="#i">v</hi> {<hirendition="#i">a d</hi> (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi>) + <hirendition="#i">b c</hi> (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">d</hi>)} = <hirendition="#i">w</hi> (<hirendition="#i">a d</hi> + <hirendition="#i">b c</hi>).</hi><lb/>
Es stellt also die linke Seite unter allen Umständen, was immer auch<lb/><hirendition="#i">u</hi> und <hirendition="#i">v</hi> bedeuten mögen, einen Teil des Gebietes <hirendition="#i">a d</hi> + <hirendition="#i">b c</hi> vor, und<lb/>
zwar jeden gewünschten.</p><lb/><p><hirendition="#g">Exempel</hi> 2. Es ist ganz allgemein:<lb/><hirendition="#c">{<hirendition="#i">a</hi> (<hirendition="#i">u</hi> + <hirendition="#i">b</hi><hirendition="#sub">1</hi>) + <hirendition="#i">b</hi> (<hirendition="#i">u</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">a</hi><hirendition="#sub">1</hi>)} (<hirendition="#i">v</hi> + <hirendition="#i">c</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">d</hi><hirendition="#sub">1</hi>) + {<hirendition="#i">c</hi> (<hirendition="#i">u</hi> + <hirendition="#i">d</hi><hirendition="#sub">1</hi>) + <hirendition="#i">d</hi> (<hirendition="#i">u</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">c</hi><hirendition="#sub">1</hi>)} (<hirendition="#i">v</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">a</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">b</hi><hirendition="#sub">1</hi>) = <hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi>.</hi><lb/>
Die linke Seite ist hier trotz der Unbestimmtheit von <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi> ein eindeu-<lb/>
tiger Ausdruck, sie ist konstant bezüglich <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi>, wie man bereits durch<lb/>
die, der Anwendung unsres Zusatzes ohnehin voranzuschickende, <hirendition="#i">Ent-<lb/>
wickelung</hi> der linken Seite nach <hirendition="#i">u</hi>, <hirendition="#i">v</hi> erkennt.</p><lb/><p>Hier, meinen wir einmal, ist der gemeine Verstand ohne die Technik<lb/>
des Kalkuls nicht ausreichend. Die intuitiv anschauliche Erkenntniss dürfte<lb/>
wol bei vorliegender Aufgabe die Rechnung nicht einholen. Man versuche<lb/>
doch einmal, auch nur für einen konkreten Fall das, was die Gleichung<lb/>
behauptet zu begreifen, indem man etwa<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[431/0451]
§ 19. Funktionen und deren Entwickelung.
Behufs Beweises ist nur zu zeigen, dass man zwei arbiträre
Gebiete u, v jeweils durch eines w vertreten lassen kann (ohne dass.
dies von Einfluss auf den Variabilitätsbereich des Ausdrucks wäre).
Auf diese Weise wird man dann die Anzahl der vorkommenden arbi-
trären Symbole solange fortgesetzt um eins vermindern können, bis
sie gleich eins geworden ist.
Denkt man sich aber den die arbiträren Gebiete u, v enthaltenden
Ausdruck f nach diesen entwickelt, so wird er nach Th. 44+) die
(„bi-“)lineare homogene Form haben:
f = a u v + b u v1 + c u1 v + d u1 v1,
und alle Werte, deren dieser Ausdruck fähig ist, sowie nur solche,
können nach Th. 48+) auch von dem folgenden Ausdruck angenommen
werden:
f = a b c d + w (a + b + c + d)
und umgekehrt, sodass dieser letztere für eine offen gelassene Be-
deutung des Gebietes w gerade so allgemein ist, wie der vorhergehende
für unbestimmte u, v.
Die Gesamtheit der Bedeutungen des erstern fällt zusammen mit
der Gesamtheit der Bedeutungen des letzteren Ausdrucks, weshalb es
gestattet war, denselben Buchstaben f zur Bezeichnung beider zu ver-
wenden.
Exempel 1. Auf diese Weise, wenn immerfort u, v, w ganz
willkürliche Gebiete vorstellen, vereinfacht sich der folgende Ausdruck
linkerhand zu demjenigen rechterhand in der Gleichung:
a d u v1 + b c u1 v + v {a d (b + c) + b c (a + d)} = w (a d + b c).
Es stellt also die linke Seite unter allen Umständen, was immer auch
u und v bedeuten mögen, einen Teil des Gebietes a d + b c vor, und
zwar jeden gewünschten.
Exempel 2. Es ist ganz allgemein:
{a (u + b1) + b (u1 + a1)} (v + c1 d1) + {c (u + d1) + d (u1 + c1)} (v1 + a1 b1) = a + b + c + d.
Die linke Seite ist hier trotz der Unbestimmtheit von u, v ein eindeu-
tiger Ausdruck, sie ist konstant bezüglich u, v, wie man bereits durch
die, der Anwendung unsres Zusatzes ohnehin voranzuschickende, Ent-
wickelung der linken Seite nach u, v erkennt.
Hier, meinen wir einmal, ist der gemeine Verstand ohne die Technik
des Kalkuls nicht ausreichend. Die intuitiv anschauliche Erkenntniss dürfte
wol bei vorliegender Aufgabe die Rechnung nicht einholen. Man versuche
doch einmal, auch nur für einen konkreten Fall das, was die Gleichung
behauptet zu begreifen, indem man etwa
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/451>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.