Denn dieses letztere Aggregat erfüllt die für die Negation des erstern charakteristischen beiden Bedingungen des Theorems 30): das- selbe erstens zur 1 additiv zu ergänzen -- dies laut Voraussetzung -- und zweitens mit ihm disjunkt zu sein, das Produkt 0 zu liefern; das Produkt muss verschwinden, weil beim Ausmultipliziren desselben ge- mäss Th. 28+) alle Partialprodukte nach Voraussetzung verschwinden werden, mithin auch deren Summe.
Ist z. B. 1 = a + b + c + d + e, während a, b, c, d, e disjunkt sind, so muss sein: a1 = b + c + d + e, c1 = a + b + d + e, (a + b + c + d)1 = e, (a + b)1 = c + d + e, (a + c + e)1 = b + d, etc.
In der Mannigfaltigkeit 1 der Wirbeltiere muss, was "nicht" Fisch ist, Reptil oder Vogel oder Säugetier sein, und was nicht Reptil oder Vogel ist, muss Fisch oder Säugetier sein. Etc.
§ 14. Der Dualismus.
Mit den Prinzipien I, II und IIIx und den bisherigen Definitionen hatten wir bereits die formalen Grundlagen für die Schlussfolgerungen im identischen Kalkul vollständig gewonnen. Diese Grundlagen ent- sprachen entweder "dualistisch" sich selbst, oder sie traten paarweise auf als Gegenstücke zu einander. Nur bei Prinzip IIIx hörte die Symmetrie zeitweilig auf, indem der diesem dualistisch entsprechende Satz III+ nicht auch zum Prinzip erhoben wurde (vergl. Anm. 1 zu IIIx). Die Gültigkeit auch dieses Satzes ist nun aber nachgewiesen; sie ist mit dem allgemeineren Satze 26+), in dem er enthalten, zugleich sicher- gestellt.
Gleichwie nun also die Grundlagen, so müssen auch die aus diesen ableitbaren Folgerungen durchaus dem Satze des Dualismus genügen, welcher lautet:
35) Theorem.
In jedem Satze und in jeder allgemeinen Formel des identischen Ge- bietekalkuls ist es gestattet, gleichzeitig die Zeichen der Unter- und Über- ordnung, die 0 und die 1*)sowie das Mal- und das Pluszeichen -- selbstverständlich mit den zugehörigen Benennungen im etwaigen ver- balen Texte, wie Subjekt und Prädikat, Produkt und Summe, Faktor und Summand -- durchweg zu vertauschen, und muss man hiedurch immer
*) Der Negationsstrich muss dabei unverändert gelassen werden. Dasselbe gilt vom Gleichheitszeichen; doch wird die Eleganz erfordern, dass man die Glei- chungen rückwärts lese.
§ 14. Der Dualismus.
Denn dieses letztere Aggregat erfüllt die für die Negation des erstern charakteristischen beiden Bedingungen des Theorems 30): das- selbe erstens zur 1 additiv zu ergänzen — dies laut Voraussetzung — und zweitens mit ihm disjunkt zu sein, das Produkt 0 zu liefern; das Produkt muss verschwinden, weil beim Ausmultipliziren desselben ge- mäss Th. 28+) alle Partialprodukte nach Voraussetzung verschwinden werden, mithin auch deren Summe.
Ist z. B. 1 = a + b + c + d + e, während a, b, c, d, e disjunkt sind, so muss sein: a1 = b + c + d + e, c1 = a + b + d + e, (a + b + c + d)1 = e, (a + b)1 = c + d + e, (a + c + e)1 = b + d, etc.
In der Mannigfaltigkeit 1 der Wirbeltiere muss, was „nicht“ Fisch ist, Reptil oder Vogel oder Säugetier sein, und was nicht Reptil oder Vogel ist, muss Fisch oder Säugetier sein. Etc.
§ 14. Der Dualismus.
Mit den Prinzipien I, II und III× und den bisherigen Definitionen hatten wir bereits die formalen Grundlagen für die Schlussfolgerungen im identischen Kalkul vollständig gewonnen. Diese Grundlagen ent- sprachen entweder „dualistisch“ sich selbst, oder sie traten paarweise auf als Gegenstücke zu einander. Nur bei Prinzip III× hörte die Symmetrie zeitweilig auf, indem der diesem dualistisch entsprechende Satz III+ nicht auch zum Prinzip erhoben wurde (vergl. Anm. 1 zu III×). Die Gültigkeit auch dieses Satzes ist nun aber nachgewiesen; sie ist mit dem allgemeineren Satze 26+), in dem er enthalten, zugleich sicher- gestellt.
Gleichwie nun also die Grundlagen, so müssen auch die aus diesen ableitbaren Folgerungen durchaus dem Satze des Dualismus genügen, welcher lautet:
35) Theorem.
In jedem Satze und in jeder allgemeinen Formel des identischen Ge- bietekalkuls ist es gestattet, gleichzeitig die Zeichen der Unter- und Über- ordnung, die 0 und die 1*)sowie das Mal- und das Pluszeichen — selbstverständlich mit den zugehörigen Benennungen im etwaigen ver- balen Texte, wie Subjekt und Prädikat, Produkt und Summe, Faktor und Summand — durchweg zu vertauschen, und muss man hiedurch immer
*) Der Negationsstrich muss dabei unverändert gelassen werden. Dasselbe gilt vom Gleichheitszeichen; doch wird die Eleganz erfordern, dass man die Glei- chungen rückwärts lese.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0335"n="315"/><fwplace="top"type="header">§ 14. Der Dualismus.</fw><lb/><p>Denn dieses letztere Aggregat erfüllt die für die Negation des<lb/>
erstern charakteristischen beiden Bedingungen des Theorems 30): das-<lb/>
selbe erstens zur 1 additiv zu ergänzen — dies laut Voraussetzung —<lb/>
und zweitens mit ihm disjunkt zu sein, das Produkt 0 zu liefern; das<lb/>
Produkt muss verschwinden, weil beim Ausmultipliziren desselben ge-<lb/>
mäss Th. 28<hirendition="#sub">+</hi>) alle Partialprodukte nach Voraussetzung verschwinden<lb/>
werden, mithin auch deren Summe.</p><lb/><p>Ist z. B. 1 = <hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi> + <hirendition="#i">e</hi>, während <hirendition="#i">a</hi>, <hirendition="#i">b</hi>, <hirendition="#i">c</hi>, <hirendition="#i">d</hi>, <hirendition="#i">e</hi> disjunkt sind,<lb/>
so muss sein:<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#i">a</hi><hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi> + <hirendition="#i">e</hi>, <hirendition="#i">c</hi><hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">d</hi> + <hirendition="#i">e</hi>, (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi>)<hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">e</hi>,<lb/>
(<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">b</hi>)<hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">d</hi> + <hirendition="#i">e</hi>, (<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">c</hi> + <hirendition="#i">e</hi>)<hirendition="#sub">1</hi> = <hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">d</hi>, etc.</hi></p><lb/><p>In der Mannigfaltigkeit 1 der Wirbeltiere muss, was „nicht“ Fisch<lb/>
ist, Reptil oder Vogel oder Säugetier sein, und was <hirendition="#i">nicht</hi> Reptil oder<lb/>
Vogel ist, muss Fisch oder Säugetier sein. Etc.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 14. <hirendition="#b">Der Dualismus.</hi></head><lb/><p>Mit den Prinzipien I, II und III<hirendition="#sub">×</hi> und den bisherigen Definitionen<lb/>
hatten wir bereits die formalen Grundlagen für die Schlussfolgerungen<lb/>
im identischen Kalkul vollständig gewonnen. Diese Grundlagen ent-<lb/>
sprachen entweder „dualistisch“ sich selbst, oder sie traten paarweise<lb/>
auf als Gegenstücke zu einander. Nur bei Prinzip III<hirendition="#sub">×</hi> hörte die<lb/>
Symmetrie zeitweilig auf, indem der diesem dualistisch entsprechende<lb/>
Satz III<hirendition="#sub">+</hi> nicht auch zum Prinzip erhoben wurde (vergl. Anm. 1 zu III<hirendition="#sub">×</hi>).<lb/>
Die Gültigkeit auch dieses Satzes ist nun aber nachgewiesen; sie ist<lb/>
mit dem allgemeineren Satze 26<hirendition="#sub">+</hi>), in dem er enthalten, zugleich sicher-<lb/>
gestellt.</p><lb/><p>Gleichwie nun also die <hirendition="#i">Grundlagen</hi>, so müssen auch die aus diesen<lb/>
ableitbaren <hirendition="#i">Folgerungen</hi> durchaus dem Satze des <hirendition="#i">Dualismus</hi> genügen,<lb/>
welcher lautet:</p><lb/><p>35) <hirendition="#g">Theorem</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#i">In jedem Satze und in jeder allgemeinen Formel des identischen Ge-<lb/>
bietekalkuls ist es gestattet, gleichzeitig die Zeichen der Unter- und Über-<lb/>
ordnung, die</hi> 0 <hirendition="#i">und die</hi> 1<noteplace="foot"n="*)">Der Negationsstrich muss dabei unverändert gelassen werden. Dasselbe<lb/>
gilt vom Gleichheitszeichen; doch wird die Eleganz erfordern, dass man die Glei-<lb/>
chungen rückwärts lese.</note><hirendition="#i">sowie das Mal- und das Pluszeichen</hi>—<lb/>
selbstverständlich mit den zugehörigen Benennungen im etwaigen ver-<lb/>
balen Texte, wie Subjekt und Prädikat, Produkt und Summe, Faktor<lb/>
und Summand —<hirendition="#i">durchweg zu vertauschen, und muss man hiedurch immer</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[315/0335]
§ 14. Der Dualismus.
Denn dieses letztere Aggregat erfüllt die für die Negation des
erstern charakteristischen beiden Bedingungen des Theorems 30): das-
selbe erstens zur 1 additiv zu ergänzen — dies laut Voraussetzung —
und zweitens mit ihm disjunkt zu sein, das Produkt 0 zu liefern; das
Produkt muss verschwinden, weil beim Ausmultipliziren desselben ge-
mäss Th. 28+) alle Partialprodukte nach Voraussetzung verschwinden
werden, mithin auch deren Summe.
Ist z. B. 1 = a + b + c + d + e, während a, b, c, d, e disjunkt sind,
so muss sein:
a1 = b + c + d + e, c1 = a + b + d + e, (a + b + c + d)1 = e,
(a + b)1 = c + d + e, (a + c + e)1 = b + d, etc.
In der Mannigfaltigkeit 1 der Wirbeltiere muss, was „nicht“ Fisch
ist, Reptil oder Vogel oder Säugetier sein, und was nicht Reptil oder
Vogel ist, muss Fisch oder Säugetier sein. Etc.
§ 14. Der Dualismus.
Mit den Prinzipien I, II und III× und den bisherigen Definitionen
hatten wir bereits die formalen Grundlagen für die Schlussfolgerungen
im identischen Kalkul vollständig gewonnen. Diese Grundlagen ent-
sprachen entweder „dualistisch“ sich selbst, oder sie traten paarweise
auf als Gegenstücke zu einander. Nur bei Prinzip III× hörte die
Symmetrie zeitweilig auf, indem der diesem dualistisch entsprechende
Satz III+ nicht auch zum Prinzip erhoben wurde (vergl. Anm. 1 zu III×).
Die Gültigkeit auch dieses Satzes ist nun aber nachgewiesen; sie ist
mit dem allgemeineren Satze 26+), in dem er enthalten, zugleich sicher-
gestellt.
Gleichwie nun also die Grundlagen, so müssen auch die aus diesen
ableitbaren Folgerungen durchaus dem Satze des Dualismus genügen,
welcher lautet:
35) Theorem.
In jedem Satze und in jeder allgemeinen Formel des identischen Ge-
bietekalkuls ist es gestattet, gleichzeitig die Zeichen der Unter- und Über-
ordnung, die 0 und die 1 *) sowie das Mal- und das Pluszeichen —
selbstverständlich mit den zugehörigen Benennungen im etwaigen ver-
balen Texte, wie Subjekt und Prädikat, Produkt und Summe, Faktor
und Summand — durchweg zu vertauschen, und muss man hiedurch immer
*) Der Negationsstrich muss dabei unverändert gelassen werden. Dasselbe
gilt vom Gleichheitszeichen; doch wird die Eleganz erfordern, dass man die Glei-
chungen rückwärts lese.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/335>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.