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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

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Einleitung.
eine bestimmtc von allen andern unterscheidbare Merkmalgruppe, ein be-
stimmter Vorstellungsgehalt*) -- in eigenartiger Verknüpfung**) --
zusammengefasst und in unabänderlich konstanter Weise diesem Namen
zugeordnet werde.

Mit Sigwart (l. c.) betrachten wir als "das Ziel der Begriffs-
bildung im logischen Sinne eine für alle Denkenden gleiche Ordnung
ihres mannigfaltigen Vorstellungsgehaltes
und damit die allseitige plan-
mässige Vollendung dessen, was die Sprache überall schon mit un-
bewusster Vernunft begonnen hat".

In und mit dem Begriff wird in der That verglichen: es wird Über-
einstimmendes zusammengefasst und Nichtübereinstimmendes ausein-
andergehalten. Und die Wahrnehmung aller Verschiedenheiten sowie
die aller Übereinstimmungen (auch nach der Seite der Relationen, wie
Grund und Folge, Ursache und Wirkung) wird die Erkenntniss des
Weltganzen zusammensetzen.

Die Wissenschaft aber geht darauf aus, nicht nur logisch voll-
kommene, sondern auch die zweckmässigsten Begriffe zu gewinnen, mit
Hülfe deren und ihrer Bezeichnung die grösstmögliche Einfachheit
und Abkürzung unsres Wissens zu erreichen ist und die wertvollsten
und umfassendsten allgemeinen Urteile ermöglicht werden. (Vergl.
Sigwart1 p. 272 u. 273.)

o2) Kehren wir nochmals zu unsrer Betrachtung der Definition
zurück. Bei der Erklärung eines Begriffs mittelst Definition konnte
es sich nicht um die Angabe eines einzigen Merkmals als des "wesent-
lichen" handeln. Es müsste sonst das zu Erklärende mit Demjenigen,
wodurch es erklärt werden soll, sich dem idealen Vorstellungsgehalte
nach schon von vornherein decken und würde ein völlig identisches
Urteil resultiren, wie z. B. "Weiss heisst etwas Weisses", "Wahrheit
ist, was wahr ist"; es könnte höchstens die Erläuterung des Sinns
eines Wortes vermittelst eines damit synonymen vorliegen, wie etwa

*) Ich glaube mich darin in Übereinstimmung mit Sigwart zu befinden --
vergl.1 pag. 270. Doch möchte ich, im Hinblick auf das Unvollendetbleiben der
Begriffe nach der Seite ihres idealen Inhaltes, seiner Forderung der "festen Be-
grenzung
" die obige der Bestimmtheit vorziehen.
**) Dieser Zusatz ist eigentlich überflüssig, indem die Art und Weise, wie
Merkmale miteinander verknüpft auftreten, selbst schon unter die Merkmale ein-
gerechnet werden mag. Die "sichere Unterscheidung" eines Begriffs von allen an-
dern wird notwendig mit ihm selbst gegeben sein, sobald nur sein Inhalt hin-
reichend entwickelt.

Einleitung.
eine bestimmtc von allen andern unterscheidbare Merkmalgruppe, ein be-
stimmter Vorstellungsgehalt*) — in eigenartiger Verknüpfung**)
zusammengefasst und in unabänderlich konstanter Weise diesem Namen
zugeordnet werde.

Mit Sigwart (l. c.) betrachten wir als „das Ziel der Begriffs-
bildung im logischen Sinne eine für alle Denkenden gleiche Ordnung
ihres mannigfaltigen Vorstellungsgehaltes
und damit die allseitige plan-
mässige Vollendung dessen, was die Sprache überall schon mit un-
bewusster Vernunft begonnen hat“.

In und mit dem Begriff wird in der That verglichen: es wird Über-
einstimmendes zusammengefasst und Nichtübereinstimmendes ausein-
andergehalten. Und die Wahrnehmung aller Verschiedenheiten sowie
die aller Übereinstimmungen (auch nach der Seite der Relationen, wie
Grund und Folge, Ursache und Wirkung) wird die Erkenntniss des
Weltganzen zusammensetzen.

Die Wissenschaft aber geht darauf aus, nicht nur logisch voll-
kommene, sondern auch die zweckmässigsten Begriffe zu gewinnen, mit
Hülfe deren und ihrer Bezeichnung die grösstmögliche Einfachheit
und Abkürzung unsres Wissens zu erreichen ist und die wertvollsten
und umfassendsten allgemeinen Urteile ermöglicht werden. (Vergl.
Sigwart1 p. 272 u. 273.)

ω2) Kehren wir nochmals zu unsrer Betrachtung der Definition
zurück. Bei der Erklärung eines Begriffs mittelst Definition konnte
es sich nicht um die Angabe eines einzigen Merkmals als des „wesent-
lichen“ handeln. Es müsste sonst das zu Erklärende mit Demjenigen,
wodurch es erklärt werden soll, sich dem idealen Vorstellungsgehalte
nach schon von vornherein decken und würde ein völlig identisches
Urteil resultiren, wie z. B. „Weiss heisst etwas Weisses“, „Wahrheit
ist, was wahr ist“; es könnte höchstens die Erläuterung des Sinns
eines Wortes vermittelst eines damit synonymen vorliegen, wie etwa

*) Ich glaube mich darin in Übereinstimmung mit Sigwart zu befinden —
vergl.1 pag. 270. Doch möchte ich, im Hinblick auf das Unvollendetbleiben der
Begriffe nach der Seite ihres idealen Inhaltes, seiner Forderung der „festen Be-
grenzung
“ die obige der Bestimmtheit vorziehen.
**) Dieser Zusatz ist eigentlich überflüssig, indem die Art und Weise, wie
Merkmale miteinander verknüpft auftreten, selbst schon unter die Merkmale ein-
gerechnet werden mag. Die „sichere Unterscheidung“ eines Begriffs von allen an-
dern wird notwendig mit ihm selbst gegeben sein, sobald nur sein Inhalt hin-
reichend entwickelt.
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[90/0110] Einleitung. eine bestimmtc von allen andern unterscheidbare Merkmalgruppe, ein be- stimmter Vorstellungsgehalt *) — in eigenartiger Verknüpfung **) — zusammengefasst und in unabänderlich konstanter Weise diesem Namen zugeordnet werde. Mit Sigwart (l. c.) betrachten wir als „das Ziel der Begriffs- bildung im logischen Sinne eine für alle Denkenden gleiche Ordnung ihres mannigfaltigen Vorstellungsgehaltes und damit die allseitige plan- mässige Vollendung dessen, was die Sprache überall schon mit un- bewusster Vernunft begonnen hat“. In und mit dem Begriff wird in der That verglichen: es wird Über- einstimmendes zusammengefasst und Nichtübereinstimmendes ausein- andergehalten. Und die Wahrnehmung aller Verschiedenheiten sowie die aller Übereinstimmungen (auch nach der Seite der Relationen, wie Grund und Folge, Ursache und Wirkung) wird die Erkenntniss des Weltganzen zusammensetzen. Die Wissenschaft aber geht darauf aus, nicht nur logisch voll- kommene, sondern auch die zweckmässigsten Begriffe zu gewinnen, mit Hülfe deren und ihrer Bezeichnung die grösstmögliche Einfachheit und Abkürzung unsres Wissens zu erreichen ist und die wertvollsten und umfassendsten allgemeinen Urteile ermöglicht werden. (Vergl. Sigwart1 p. 272 u. 273.) ω2) Kehren wir nochmals zu unsrer Betrachtung der Definition zurück. Bei der Erklärung eines Begriffs mittelst Definition konnte es sich nicht um die Angabe eines einzigen Merkmals als des „wesent- lichen“ handeln. Es müsste sonst das zu Erklärende mit Demjenigen, wodurch es erklärt werden soll, sich dem idealen Vorstellungsgehalte nach schon von vornherein decken und würde ein völlig identisches Urteil resultiren, wie z. B. „Weiss heisst etwas Weisses“, „Wahrheit ist, was wahr ist“; es könnte höchstens die Erläuterung des Sinns eines Wortes vermittelst eines damit synonymen vorliegen, wie etwa *) Ich glaube mich darin in Übereinstimmung mit Sigwart zu befinden — vergl.1 pag. 270. Doch möchte ich, im Hinblick auf das Unvollendetbleiben der Begriffe nach der Seite ihres idealen Inhaltes, seiner Forderung der „festen Be- grenzung“ die obige der Bestimmtheit vorziehen. **) Dieser Zusatz ist eigentlich überflüssig, indem die Art und Weise, wie Merkmale miteinander verknüpft auftreten, selbst schon unter die Merkmale ein- gerechnet werden mag. Die „sichere Unterscheidung“ eines Begriffs von allen an- dern wird notwendig mit ihm selbst gegeben sein, sobald nur sein Inhalt hin- reichend entwickelt.

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/110>, abgerufen am 28.11.2024.