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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gretchens Papiere wieder zur Hand. Ohne Beimischung einer bitteren Empfindung blätterte ich nur darin und legte die Stücke bei Seite, von denen ich Gebrauch zu machen dachte. Der Taufschein des lieben Kindes, sagte ich, indem ich lächelnd das Datum betrachtete, kam zwar um zwanzig Jahre zu spät, aber nur für mich; -- den haben wir nöthig. Die Dispensation -- lachen wirst du, ehrlicher Morbach! -- ist jetzt überflüssig; aber die Eheverschreibung -- mit einigen Abänderungen kann sie auch so noch ihre Dienste thun. -- Ich machte diese Abänderungen und legte den Contract zu Gretchens Geburtsschein. -- Glückliche machen zu können, sagte ich, indem ich aufstand, ist ja doch das reinste Glück; und wie sollten wir verstehen, es Anderen zu bereiten, wenn wir nicht selbst dafür empfänglich wären? Habe Dank, gütige Natur, für diesen letzten Frühlingsschein in meinem herbstlichen Leben! Dem sanften Zuge der Neigung glaubte ich zu folgen, und es war eine höhere Hand, die zwei schuldlose Wesen durch mich vereinigen wollte.

Ich machte einen Gang durch die Felder, um die Zeit bis zum Mittagsessen hinzubringen. Kaum war ich zurück, so traten der Oberförster und Max herein. Mit treuherziger Munterkeit führte Jener den sehr verlegenen jungen Menschen auf mich zu, indem er sprach: Hier haben Sie den Ausreißer. -- Ist es recht, Max, sagte ich, daß du auf und davon gehst, ehe du mir einen Nachfolger gestellt hast, und sogar, ehe wir noch Gretchens wunderbare Erhaltung gefeiert haben? -- Richte

Gretchens Papiere wieder zur Hand. Ohne Beimischung einer bitteren Empfindung blätterte ich nur darin und legte die Stücke bei Seite, von denen ich Gebrauch zu machen dachte. Der Taufschein des lieben Kindes, sagte ich, indem ich lächelnd das Datum betrachtete, kam zwar um zwanzig Jahre zu spät, aber nur für mich; — den haben wir nöthig. Die Dispensation — lachen wirst du, ehrlicher Morbach! — ist jetzt überflüssig; aber die Eheverschreibung — mit einigen Abänderungen kann sie auch so noch ihre Dienste thun. — Ich machte diese Abänderungen und legte den Contract zu Gretchens Geburtsschein. — Glückliche machen zu können, sagte ich, indem ich aufstand, ist ja doch das reinste Glück; und wie sollten wir verstehen, es Anderen zu bereiten, wenn wir nicht selbst dafür empfänglich wären? Habe Dank, gütige Natur, für diesen letzten Frühlingsschein in meinem herbstlichen Leben! Dem sanften Zuge der Neigung glaubte ich zu folgen, und es war eine höhere Hand, die zwei schuldlose Wesen durch mich vereinigen wollte.

Ich machte einen Gang durch die Felder, um die Zeit bis zum Mittagsessen hinzubringen. Kaum war ich zurück, so traten der Oberförster und Max herein. Mit treuherziger Munterkeit führte Jener den sehr verlegenen jungen Menschen auf mich zu, indem er sprach: Hier haben Sie den Ausreißer. — Ist es recht, Max, sagte ich, daß du auf und davon gehst, ehe du mir einen Nachfolger gestellt hast, und sogar, ehe wir noch Gretchens wunderbare Erhaltung gefeiert haben? — Richte

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[0094] Gretchens Papiere wieder zur Hand. Ohne Beimischung einer bitteren Empfindung blätterte ich nur darin und legte die Stücke bei Seite, von denen ich Gebrauch zu machen dachte. Der Taufschein des lieben Kindes, sagte ich, indem ich lächelnd das Datum betrachtete, kam zwar um zwanzig Jahre zu spät, aber nur für mich; — den haben wir nöthig. Die Dispensation — lachen wirst du, ehrlicher Morbach! — ist jetzt überflüssig; aber die Eheverschreibung — mit einigen Abänderungen kann sie auch so noch ihre Dienste thun. — Ich machte diese Abänderungen und legte den Contract zu Gretchens Geburtsschein. — Glückliche machen zu können, sagte ich, indem ich aufstand, ist ja doch das reinste Glück; und wie sollten wir verstehen, es Anderen zu bereiten, wenn wir nicht selbst dafür empfänglich wären? Habe Dank, gütige Natur, für diesen letzten Frühlingsschein in meinem herbstlichen Leben! Dem sanften Zuge der Neigung glaubte ich zu folgen, und es war eine höhere Hand, die zwei schuldlose Wesen durch mich vereinigen wollte. Ich machte einen Gang durch die Felder, um die Zeit bis zum Mittagsessen hinzubringen. Kaum war ich zurück, so traten der Oberförster und Max herein. Mit treuherziger Munterkeit führte Jener den sehr verlegenen jungen Menschen auf mich zu, indem er sprach: Hier haben Sie den Ausreißer. — Ist es recht, Max, sagte ich, daß du auf und davon gehst, ehe du mir einen Nachfolger gestellt hast, und sogar, ehe wir noch Gretchens wunderbare Erhaltung gefeiert haben? — Richte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/94>, abgerufen am 24.11.2024.