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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Auf einige hingeworfene Fragen gab sie mir nur halbe oder unpassende Antworten; da ich sie darüber halb scherzend zur Rede stellte und dabei tändelnd ihre Hand drückte, entschuldigte sie sich leicht erröthend und erwiderte, kaum merklich, meinen Händedruck.

Hat Sie Max so ernsthaft gestimmt? fragte ich, ohne Arges darin zu suchen. -- Ein wenig mag er wohl Ursache davon sein, erwiderte sie. -- Wie, Kind? sagte ich, ziemlich betroffen. -- Sie erzählte mir nun sehr treuherzig, daß sie auf dem Gange nach der Kirche einen Theil von Maxens Jugendgeschichte erfahren habe: -- von dem unglücklichen Ende seines Vaters; von der Hülflosigkeit seiner früheren Jahre; von dem, was nachher ich für seine Erhaltung und seinen Unterricht gethan; von seiner Anhänglichkeit an mich und von seinen jetzigen glücklichen Verhältnissen. Sie sei durch die Aehnlichkeit ihrer Schicksale innig gerührt worden, und sie leugne nicht, daß ihr Max durch dieses Alles recht lieb geworden, aber -- noch lieber der, dem er und sie so viel zu verdanken hätten. -- Sie zog, indem sie dieses sprach, meine Hand an ihr Herz, und aus ihren überquellenden Augen fielen ein paar Thränen darauf. -- Mein Kind! sagte ich, innigst bewegt. Sie wissen nicht, daß dieser Augenblick mich reicher belohnt, als Alles werth ist, was ich je für Sie und ihn thun kann.

Die Zweifel, welche über Gretchens Gesinnung augenblicklich in mir aufgestiegen waren, verschwanden eben so bald wieder; vielmehr glaubte ich meines Glückes

Auf einige hingeworfene Fragen gab sie mir nur halbe oder unpassende Antworten; da ich sie darüber halb scherzend zur Rede stellte und dabei tändelnd ihre Hand drückte, entschuldigte sie sich leicht erröthend und erwiderte, kaum merklich, meinen Händedruck.

Hat Sie Max so ernsthaft gestimmt? fragte ich, ohne Arges darin zu suchen. — Ein wenig mag er wohl Ursache davon sein, erwiderte sie. — Wie, Kind? sagte ich, ziemlich betroffen. — Sie erzählte mir nun sehr treuherzig, daß sie auf dem Gange nach der Kirche einen Theil von Maxens Jugendgeschichte erfahren habe: — von dem unglücklichen Ende seines Vaters; von der Hülflosigkeit seiner früheren Jahre; von dem, was nachher ich für seine Erhaltung und seinen Unterricht gethan; von seiner Anhänglichkeit an mich und von seinen jetzigen glücklichen Verhältnissen. Sie sei durch die Aehnlichkeit ihrer Schicksale innig gerührt worden, und sie leugne nicht, daß ihr Max durch dieses Alles recht lieb geworden, aber — noch lieber der, dem er und sie so viel zu verdanken hätten. — Sie zog, indem sie dieses sprach, meine Hand an ihr Herz, und aus ihren überquellenden Augen fielen ein paar Thränen darauf. — Mein Kind! sagte ich, innigst bewegt. Sie wissen nicht, daß dieser Augenblick mich reicher belohnt, als Alles werth ist, was ich je für Sie und ihn thun kann.

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[0067] Auf einige hingeworfene Fragen gab sie mir nur halbe oder unpassende Antworten; da ich sie darüber halb scherzend zur Rede stellte und dabei tändelnd ihre Hand drückte, entschuldigte sie sich leicht erröthend und erwiderte, kaum merklich, meinen Händedruck. Hat Sie Max so ernsthaft gestimmt? fragte ich, ohne Arges darin zu suchen. — Ein wenig mag er wohl Ursache davon sein, erwiderte sie. — Wie, Kind? sagte ich, ziemlich betroffen. — Sie erzählte mir nun sehr treuherzig, daß sie auf dem Gange nach der Kirche einen Theil von Maxens Jugendgeschichte erfahren habe: — von dem unglücklichen Ende seines Vaters; von der Hülflosigkeit seiner früheren Jahre; von dem, was nachher ich für seine Erhaltung und seinen Unterricht gethan; von seiner Anhänglichkeit an mich und von seinen jetzigen glücklichen Verhältnissen. Sie sei durch die Aehnlichkeit ihrer Schicksale innig gerührt worden, und sie leugne nicht, daß ihr Max durch dieses Alles recht lieb geworden, aber — noch lieber der, dem er und sie so viel zu verdanken hätten. — Sie zog, indem sie dieses sprach, meine Hand an ihr Herz, und aus ihren überquellenden Augen fielen ein paar Thränen darauf. — Mein Kind! sagte ich, innigst bewegt. Sie wissen nicht, daß dieser Augenblick mich reicher belohnt, als Alles werth ist, was ich je für Sie und ihn thun kann. Die Zweifel, welche über Gretchens Gesinnung augenblicklich in mir aufgestiegen waren, verschwanden eben so bald wieder; vielmehr glaubte ich meines Glückes

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:30:04Z)

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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/67>, abgerufen am 24.11.2024.