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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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heute baumeln lassen, jedoch da die Hauptabteilung heute Abend zu uns stoßen könnte, wolle er erst warten, was der Oberst sage. Aber wenn sie nicht kämen, würde er ihn mit dem frühsten morgen hängen oder erschießen lassen, so gewiß die Sonne aufginge. Er befahl unsern Leuten, daß sie ihn an den kleinen Baum vor seinem Zelt binden sollten, und das geschah. Sie banden ihn mit Riemen von ungegerbtem Leder fest: um die Beine, den Leib und auch um den Hals."

"Was sagte der Schwarze?" frug der Engländer.

"O, sagen that er nichts. Es war auch kein Mensch im ganzen Lager, der ihn hätte verstehen können, wenn er geredet; unsere Farbigen verstehen seine Sprache nicht. Ich meine, er ist einer von den blutdürstigen Rackern, die wir damals dort unten im Busch schlugen. Mir ist es indessen ein reines Rätsel, wie er in dem Zustande, in dem er damals gewesen sein muß, das Ufer mit seinem Bein heruntergekommen ist. Er wehrte sich auch nicht, als sie ihn fingen, sondern starrte nur so vor sich hin - aus Furcht wahrscheinlich. Übrigens muß er seiner Zeit ein stattlicher Kerl gewesen sein.

Also wir hatten ihn eben fest angebunden und der Hauptmann wollte in sein Zelt und zu seiner Flasche zurück. Während wir Alle noch 'rumstanden, tritt Halket gerade vor ihn hin und greift an die Locke

heute baumeln lassen, jedoch da die Hauptabteilung heute Abend zu uns stoßen könnte, wolle er erst warten, was der Oberst sage. Aber wenn sie nicht kämen, würde er ihn mit dem frühsten morgen hängen oder erschießen lassen, so gewiß die Sonne aufginge. Er befahl unsern Leuten, daß sie ihn an den kleinen Baum vor seinem Zelt binden sollten, und das geschah. Sie banden ihn mit Riemen von ungegerbtem Leder fest: um die Beine, den Leib und auch um den Hals.“

„Was sagte der Schwarze?“ frug der Engländer.

„O, sagen that er nichts. Es war auch kein Mensch im ganzen Lager, der ihn hätte verstehen können, wenn er geredet; unsere Farbigen verstehen seine Sprache nicht. Ich meine, er ist einer von den blutdürstigen Rackern, die wir damals dort unten im Busch schlugen. Mir ist es indessen ein reines Rätsel, wie er in dem Zustande, in dem er damals gewesen sein muß, das Ufer mit seinem Bein heruntergekommen ist. Er wehrte sich auch nicht, als sie ihn fingen, sondern starrte nur so vor sich hin – aus Furcht wahrscheinlich. Übrigens muß er seiner Zeit ein stattlicher Kerl gewesen sein.

Also wir hatten ihn eben fest angebunden und der Hauptmann wollte in sein Zelt und zu seiner Flasche zurück. Während wir Alle noch ’rumstanden, tritt Halket gerade vor ihn hin und greift an die Locke

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[99/0099] heute baumeln lassen, jedoch da die Hauptabteilung heute Abend zu uns stoßen könnte, wolle er erst warten, was der Oberst sage. Aber wenn sie nicht kämen, würde er ihn mit dem frühsten morgen hängen oder erschießen lassen, so gewiß die Sonne aufginge. Er befahl unsern Leuten, daß sie ihn an den kleinen Baum vor seinem Zelt binden sollten, und das geschah. Sie banden ihn mit Riemen von ungegerbtem Leder fest: um die Beine, den Leib und auch um den Hals.“ „Was sagte der Schwarze?“ frug der Engländer. „O, sagen that er nichts. Es war auch kein Mensch im ganzen Lager, der ihn hätte verstehen können, wenn er geredet; unsere Farbigen verstehen seine Sprache nicht. Ich meine, er ist einer von den blutdürstigen Rackern, die wir damals dort unten im Busch schlugen. Mir ist es indessen ein reines Rätsel, wie er in dem Zustande, in dem er damals gewesen sein muß, das Ufer mit seinem Bein heruntergekommen ist. Er wehrte sich auch nicht, als sie ihn fingen, sondern starrte nur so vor sich hin – aus Furcht wahrscheinlich. Übrigens muß er seiner Zeit ein stattlicher Kerl gewesen sein. Also wir hatten ihn eben fest angebunden und der Hauptmann wollte in sein Zelt und zu seiner Flasche zurück. Während wir Alle noch ’rumstanden, tritt Halket gerade vor ihn hin und greift an die Locke

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/99>, abgerufen am 29.11.2024.