Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898."Ja, ich bin ein Jude." "So! Darum konnte ich zuerst nicht daraus klug werden, zu welchem Volk sie gehörten; denn Ihre Kleidung, wissen Sie -" Er unterbrach sich und fragte weiter. "Sie treiben wohl hier Handel? Aus welchem Lande kommen Sie denn; vielleicht aus Spanien?" "Ich bin ein Jude aus Palästina." "Wirklich!" sagte Peter. "Von dort her habe ich noch nicht viele getroffen. Aber von andern Ländern her waren ihrer mehrere an Bord des Schiffs, mit dem ich herausgekommen bin; außerdem habe ich Barnato gesehen und Beit; doch die haben keine Ähnlichkeit mit Ihnen. Das mag wohl daher kommen, weil Sie aus Palästina gebürtig sind." Peter Halket empfand gar keine Furcht mehr vor dem Fremden. "So rücken Sie doch ein Bischen mehr an das Feuer heran, es muß Sie ja frieren, denn Sie haben garnichts Warmes an. Mir ist trotz meines dicken Rocks eiskalt." Er schob dabei das Gewehr noch etwas weiter von sich und warf wieder einen großen Kloben in das Feuer: "Thut mir leid, daß ich Ihnen nichts zu essen anbieten kann; aber ich habe seit gestern Abend selbst keinen Bissen gehabt. Einem wird ganz flau, wenn man so mit leerem Magen hier draußen ist. Hätte mir garnicht gedacht, daß man den Hunger schon nach einem Tage so „Ja, ich bin ein Jude.“ „So! Darum konnte ich zuerst nicht daraus klug werden, zu welchem Volk sie gehörten; denn Ihre Kleidung, wissen Sie –“ Er unterbrach sich und fragte weiter. „Sie treiben wohl hier Handel? Aus welchem Lande kommen Sie denn; vielleicht aus Spanien?“ „Ich bin ein Jude aus Palästina.“ „Wirklich!“ sagte Peter. „Von dort her habe ich noch nicht viele getroffen. Aber von andern Ländern her waren ihrer mehrere an Bord des Schiffs, mit dem ich herausgekommen bin; außerdem habe ich Barnato gesehen und Beit; doch die haben keine Ähnlichkeit mit Ihnen. Das mag wohl daher kommen, weil Sie aus Palästina gebürtig sind.“ Peter Halket empfand gar keine Furcht mehr vor dem Fremden. „So rücken Sie doch ein Bischen mehr an das Feuer heran, es muß Sie ja frieren, denn Sie haben garnichts Warmes an. Mir ist trotz meines dicken Rocks eiskalt.“ Er schob dabei das Gewehr noch etwas weiter von sich und warf wieder einen großen Kloben in das Feuer: „Thut mir leid, daß ich Ihnen nichts zu essen anbieten kann; aber ich habe seit gestern Abend selbst keinen Bissen gehabt. Einem wird ganz flau, wenn man so mit leerem Magen hier draußen ist. Hätte mir garnicht gedacht, daß man den Hunger schon nach einem Tage so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0023" n="23"/> <p>„Ja, ich bin ein Jude.“</p> <p>„So! Darum konnte ich zuerst nicht daraus klug werden, zu welchem Volk sie gehörten; denn Ihre Kleidung, wissen Sie –“ Er unterbrach sich und fragte weiter. „Sie treiben wohl hier Handel? Aus welchem Lande kommen Sie denn; vielleicht aus Spanien?“</p> <p>„Ich bin ein Jude aus Palästina.“</p> <p>„Wirklich!“ sagte Peter. „Von dort her habe ich noch nicht viele getroffen. Aber von andern Ländern her waren ihrer mehrere an Bord des Schiffs, mit dem ich herausgekommen bin; außerdem habe ich Barnato gesehen und Beit; doch die haben keine <choice><sic>Ahnlichkeit</sic><corr>Ähnlichkeit</corr></choice> mit Ihnen. Das mag wohl daher kommen, weil Sie aus Palästina gebürtig sind.“</p> <p>Peter Halket empfand gar keine Furcht mehr vor dem Fremden. „So rücken Sie doch ein Bischen mehr an das Feuer heran, es muß Sie ja frieren, denn Sie haben garnichts Warmes an. Mir ist trotz meines dicken Rocks eiskalt.“ Er schob dabei das Gewehr noch etwas weiter von sich und warf wieder einen großen Kloben in das Feuer: „Thut mir leid, daß ich Ihnen nichts zu essen anbieten kann; aber ich habe seit gestern Abend selbst keinen Bissen gehabt. Einem wird ganz flau, wenn man so mit leerem Magen hier draußen ist. Hätte mir garnicht gedacht, daß man den Hunger schon nach einem Tage so </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0023]
„Ja, ich bin ein Jude.“
„So! Darum konnte ich zuerst nicht daraus klug werden, zu welchem Volk sie gehörten; denn Ihre Kleidung, wissen Sie –“ Er unterbrach sich und fragte weiter. „Sie treiben wohl hier Handel? Aus welchem Lande kommen Sie denn; vielleicht aus Spanien?“
„Ich bin ein Jude aus Palästina.“
„Wirklich!“ sagte Peter. „Von dort her habe ich noch nicht viele getroffen. Aber von andern Ländern her waren ihrer mehrere an Bord des Schiffs, mit dem ich herausgekommen bin; außerdem habe ich Barnato gesehen und Beit; doch die haben keine Ähnlichkeit mit Ihnen. Das mag wohl daher kommen, weil Sie aus Palästina gebürtig sind.“
Peter Halket empfand gar keine Furcht mehr vor dem Fremden. „So rücken Sie doch ein Bischen mehr an das Feuer heran, es muß Sie ja frieren, denn Sie haben garnichts Warmes an. Mir ist trotz meines dicken Rocks eiskalt.“ Er schob dabei das Gewehr noch etwas weiter von sich und warf wieder einen großen Kloben in das Feuer: „Thut mir leid, daß ich Ihnen nichts zu essen anbieten kann; aber ich habe seit gestern Abend selbst keinen Bissen gehabt. Einem wird ganz flau, wenn man so mit leerem Magen hier draußen ist. Hätte mir garnicht gedacht, daß man den Hunger schon nach einem Tage so
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