Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG. Athmungsprocess gleich beim Beginne seiner EntwickelungHemmungen erleidet, dadurch eine vielseitige Anlage zu Brust- krankheiten bedingt wird, deren Bedeutung grösser oder ge- ringer, deren Hervortreten früher oder später erfolgen kann, liegt klar vor Augen. Wenn daher das Umlegen der Nabel- binde nicht streng überwacht werden kann, so ist es stets besser, den kleinen Nabelverband durch Heftpaflerstreifen zu befestigen, als durch eine besondere ringförmig den ganzen Leib umschliessende Binde. Da die eigene Entwickelung der Körperwärme in den Sobald die Kinder dem Wickelbette entnommen sind, be- 4*
1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG. Athmungsprocess gleich beim Beginne seiner EntwickelungHemmungen erleidet, dadurch eine vielseitige Anlage zu Brust- krankheiten bedingt wird, deren Bedeutung grösser oder ge- ringer, deren Hervortreten früher oder später erfolgen kann, liegt klar vor Augen. Wenn daher das Umlegen der Nabel- binde nicht streng überwacht werden kann, so ist es stets besser, den kleinen Nabelverband durch Heftpaflerstreifen zu befestigen, als durch eine besondere ringförmig den ganzen Leib umschliessende Binde. Da die eigene Entwickelung der Körperwärme in den Sobald die Kinder dem Wickelbette entnommen sind, be- 4*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0055" n="51"/><fw place="top" type="header">1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG.</fw><lb/> Athmungsprocess gleich beim Beginne seiner Entwickelung<lb/> Hemmungen erleidet, dadurch eine vielseitige Anlage zu Brust-<lb/> krankheiten bedingt wird, deren Bedeutung grösser oder ge-<lb/> ringer, deren Hervortreten früher oder später erfolgen kann,<lb/> liegt klar vor Augen. Wenn daher das Umlegen der Nabel-<lb/> binde nicht streng überwacht werden kann, so ist es stets<lb/> besser, den kleinen Nabelverband durch Heftpaflerstreifen zu<lb/> befestigen, als durch eine besondere ringförmig den ganzen<lb/> Leib umschliessende Binde.</p><lb/> <p>Da die eigene Entwickelung der Körperwärme in den<lb/> beiden ersten Lebensmonaten wegen der bis dahin noch nicht<lb/> vollständigen Ausbildung des Athmungsprocesses noch geringer<lb/> ist, als in den späteren Perioden des kindlichen Lebensalters<lb/> (wo die Wärmeentwickelung vermöge des regeren Stoffwech-<lb/> sels sogar die des erwachsenen Körpers übersteigt), doch aber<lb/> die Erhaltung des gleichmässigen Wärmegrades für das neu-<lb/> geborene Kind Bedürfniss ist, so thut man wohl, bei kalter<lb/> und kühler Jahreszeit alle Bekleidungsstücke vor dem An-<lb/> und Umlegen in diesen beiden ersten Monaten zu erwärmen,<lb/> auch an die Füsse zur Schlafzeit einen Wärmstein zu legen.<lb/> Von da ab aber lasse man damit allmälig nach, um nicht<lb/> dem Kinde durch Verwöhnung zu schaden.</p><lb/> <p>Sobald die Kinder dem Wickelbette entnommen sind, be-<lb/> rücksichtige man wohl, dass, so lange sie noch nicht durch<lb/> selbständige Bewegung die Entwickelung der Körperwärme<lb/> befördern können, sie in freier Luft einer etwas wärmeren<lb/> Bekleidung bedürfen, als späterhin. Den Hals aber lasse man<lb/> gleich von Anfang an <hi rendition="#g">stets</hi> frei. Es ist dies wichtig, weil<lb/> eine bereits begonnene Verwöhnung hier jederzeit gefährlich<lb/> und schwer abzulegen ist. Durch ausnahmslose Consequenz<lb/> des Freitragens schützt man den Hals am meisten gegen die<lb/> vielen in dieser und den nächsten Altersstufen vorkommenden<lb/> gefährlichen Erkältungskrankheiten desselben. Es gilt in dieser<lb/> Hinsicht Aehnliches vom Halse wie vom Gesichte, welches die<lb/> Seltenheit von Erkältungsaffectionen offenbar nur dem ausnahms-<lb/> losen Vertrautbleiben mit allen Lufteinflüssen verdankt. Der<lb/> Kopf des Kindes werde im Hause nie, im Freien nur leicht bedeckt.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">4*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0055]
1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG.
Athmungsprocess gleich beim Beginne seiner Entwickelung
Hemmungen erleidet, dadurch eine vielseitige Anlage zu Brust-
krankheiten bedingt wird, deren Bedeutung grösser oder ge-
ringer, deren Hervortreten früher oder später erfolgen kann,
liegt klar vor Augen. Wenn daher das Umlegen der Nabel-
binde nicht streng überwacht werden kann, so ist es stets
besser, den kleinen Nabelverband durch Heftpaflerstreifen zu
befestigen, als durch eine besondere ringförmig den ganzen
Leib umschliessende Binde.
Da die eigene Entwickelung der Körperwärme in den
beiden ersten Lebensmonaten wegen der bis dahin noch nicht
vollständigen Ausbildung des Athmungsprocesses noch geringer
ist, als in den späteren Perioden des kindlichen Lebensalters
(wo die Wärmeentwickelung vermöge des regeren Stoffwech-
sels sogar die des erwachsenen Körpers übersteigt), doch aber
die Erhaltung des gleichmässigen Wärmegrades für das neu-
geborene Kind Bedürfniss ist, so thut man wohl, bei kalter
und kühler Jahreszeit alle Bekleidungsstücke vor dem An-
und Umlegen in diesen beiden ersten Monaten zu erwärmen,
auch an die Füsse zur Schlafzeit einen Wärmstein zu legen.
Von da ab aber lasse man damit allmälig nach, um nicht
dem Kinde durch Verwöhnung zu schaden.
Sobald die Kinder dem Wickelbette entnommen sind, be-
rücksichtige man wohl, dass, so lange sie noch nicht durch
selbständige Bewegung die Entwickelung der Körperwärme
befördern können, sie in freier Luft einer etwas wärmeren
Bekleidung bedürfen, als späterhin. Den Hals aber lasse man
gleich von Anfang an stets frei. Es ist dies wichtig, weil
eine bereits begonnene Verwöhnung hier jederzeit gefährlich
und schwer abzulegen ist. Durch ausnahmslose Consequenz
des Freitragens schützt man den Hals am meisten gegen die
vielen in dieser und den nächsten Altersstufen vorkommenden
gefährlichen Erkältungskrankheiten desselben. Es gilt in dieser
Hinsicht Aehnliches vom Halse wie vom Gesichte, welches die
Seltenheit von Erkältungsaffectionen offenbar nur dem ausnahms-
losen Vertrautbleiben mit allen Lufteinflüssen verdankt. Der
Kopf des Kindes werde im Hause nie, im Freien nur leicht bedeckt.
4*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |