zweck verlangt demnach jetzt im Durchschnitte täglich für den Sommer fünf, für Frühjahr und Herbst drei, bei mildem Win- terwetter zwei Stunden, bei hartem Froste mindestens eine Stunde Aufenthalt in freier Luft. Ist durch äussere Umstände ein Tag darin zu kurz gekommen, so möge es der folgende Tag ausgleichen, oder durch jene Methode des Fensteröffnens (S. 45 u. 78) einigermaassen für Ersatz gesorgt werden.
Die bei den Kindern auch noch zu Anfange dieser Pe- riode etwas vorwaltende Reizbarkeit der Athmungsorgane, welche sie, und ganz besonders die mit den Luftveränderungen nicht gehörig vertraut erhaltenen Kinder, für katarrhalische Affectionen des Halses und der Lungen (Husten, Bräune u. s. w.) empfänglicher macht, verliert sich in der Regel gegen das zwölfte Jahr hin. Um diese Zeit tritt darin ein auffälliger Wendepunkt ein, selbst bei Kindern, die bis dahin häufig von den hartnäckigsten Zufällen dieser Art heimgesucht waren. Daher braucht man von diesem Zeitpunkte an den Aufenthalt der Kinder in freier Luft, selbst bei den Nord- und Ostwin- den des Winters nicht mehr genau auf das oben angegebene Maass von (zusammengerechnet) einer Stunde täglich zu be- schränken. Kinder über 12 Jahr können in der Regel den Erwachsenen in dieser Beziehung gleichgestellt werden.
Eine besonnene und naturgemässe Abhärtung des Kör- pers gegen äussere Einflüsse, wie sie erzielt wird durch volles Vertrautbleiben mit den atmosphärischen Veränderungen, so- dann durch den regelmässigen Gebrauch frischer Waschungen oder Bäder und durch kräftigende Lebensmaximen überhaupt, ist von unberechenbarer Wichtigkeit. Zunächst wird die all- gemeine Gesundheit und Lebenskräftigkeit dadurch gestählt, mancher auch von anderer Seite her kommende, ausserdem krankmachende Einfluss überwunden, mithin eine grössere Un- gestörtheit der aufblühenden Entwickelung gewonnen. Sodann sind es namentlich die tausendfachen Erkältungskrankheiten, welchen die Hauptmacht dadurch genommen wird. Dergleichen Einflüsse haften weniger, oder wenn dies ja der Fall, so ge- schieht es meist nur in oberflächlicher Weise, sie haben nicht so leicht ernste und tiefgreifende Folgen. Endlich erblicken
8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS.
zweck verlangt demnach jetzt im Durchschnitte täglich für den Sommer fünf, für Frühjahr und Herbst drei, bei mildem Win- terwetter zwei Stunden, bei hartem Froste mindestens eine Stunde Aufenthalt in freier Luft. Ist durch äussere Umstände ein Tag darin zu kurz gekommen, so möge es der folgende Tag ausgleichen, oder durch jene Methode des Fensteröffnens (S. 45 u. 78) einigermaassen für Ersatz gesorgt werden.
Die bei den Kindern auch noch zu Anfange dieser Pe- riode etwas vorwaltende Reizbarkeit der Athmungsorgane, welche sie, und ganz besonders die mit den Luftveränderungen nicht gehörig vertraut erhaltenen Kinder, für katarrhalische Affectionen des Halses und der Lungen (Husten, Bräune u. s. w.) empfänglicher macht, verliert sich in der Regel gegen das zwölfte Jahr hin. Um diese Zeit tritt darin ein auffälliger Wendepunkt ein, selbst bei Kindern, die bis dahin häufig von den hartnäckigsten Zufällen dieser Art heimgesucht waren. Daher braucht man von diesem Zeitpunkte an den Aufenthalt der Kinder in freier Luft, selbst bei den Nord- und Ostwin- den des Winters nicht mehr genau auf das oben angegebene Maass von (zusammengerechnet) einer Stunde täglich zu be- schränken. Kinder über 12 Jahr können in der Regel den Erwachsenen in dieser Beziehung gleichgestellt werden.
Eine besonnene und naturgemässe Abhärtung des Kör- pers gegen äussere Einflüsse, wie sie erzielt wird durch volles Vertrautbleiben mit den atmosphärischen Veränderungen, so- dann durch den regelmässigen Gebrauch frischer Waschungen oder Bäder und durch kräftigende Lebensmaximen überhaupt, ist von unberechenbarer Wichtigkeit. Zunächst wird die all- gemeine Gesundheit und Lebenskräftigkeit dadurch gestählt, mancher auch von anderer Seite her kommende, ausserdem krankmachende Einfluss überwunden, mithin eine grössere Un- gestörtheit der aufblühenden Entwickelung gewonnen. Sodann sind es namentlich die tausendfachen Erkältungskrankheiten, welchen die Hauptmacht dadurch genommen wird. Dergleichen Einflüsse haften weniger, oder wenn dies ja der Fall, so ge- schieht es meist nur in oberflächlicher Weise, sie haben nicht so leicht ernste und tiefgreifende Folgen. Endlich erblicken
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8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS.
zweck verlangt demnach jetzt im Durchschnitte täglich für den
Sommer fünf, für Frühjahr und Herbst drei, bei mildem
Win-
terwetter zwei Stunden, bei hartem Froste mindestens eine
Stunde Aufenthalt in freier Luft. Ist durch äussere Umstände
ein Tag darin zu kurz gekommen, so möge es der folgende
Tag ausgleichen, oder durch jene Methode des Fensteröffnens
(S. 45 u. 78) einigermaassen für Ersatz gesorgt werden.
Die bei den Kindern auch noch zu Anfange dieser Pe-
riode etwas vorwaltende Reizbarkeit der Athmungsorgane,
welche sie, und ganz besonders die mit den Luftveränderungen
nicht gehörig vertraut erhaltenen Kinder, für katarrhalische
Affectionen des Halses und der Lungen (Husten, Bräune u. s. w.)
empfänglicher macht, verliert sich in der Regel gegen das
zwölfte Jahr hin. Um diese Zeit tritt darin ein auffälliger
Wendepunkt ein, selbst bei Kindern, die bis dahin häufig von
den hartnäckigsten Zufällen dieser Art heimgesucht waren.
Daher braucht man von diesem Zeitpunkte an den Aufenthalt
der Kinder in freier Luft, selbst bei den Nord- und Ostwin-
den des Winters nicht mehr genau auf das oben angegebene
Maass von (zusammengerechnet) einer Stunde täglich zu be-
schränken. Kinder über 12 Jahr können in der Regel den
Erwachsenen in dieser Beziehung gleichgestellt werden.
Eine besonnene und naturgemässe Abhärtung des Kör-
pers gegen äussere Einflüsse, wie sie erzielt wird durch volles
Vertrautbleiben mit den atmosphärischen Veränderungen, so-
dann durch den regelmässigen Gebrauch frischer Waschungen
oder Bäder und durch kräftigende Lebensmaximen überhaupt,
ist von unberechenbarer Wichtigkeit. Zunächst wird die all-
gemeine Gesundheit und Lebenskräftigkeit dadurch gestählt,
mancher auch von anderer Seite her kommende, ausserdem
krankmachende Einfluss überwunden, mithin eine grössere Un-
gestörtheit der aufblühenden Entwickelung gewonnen. Sodann
sind es namentlich die tausendfachen Erkältungskrankheiten,
welchen die Hauptmacht dadurch genommen wird. Dergleichen
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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/173>, abgerufen am 16.02.2025.
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