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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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8. -- 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG.
allgemeinen Grundsätzen und Regeln, wie sie für die reiferen
Jahre der vorhergehenden zweiten Altersperiode angeführt
wurden, sowohl hinsichtlich der festen als der flüssigen Nah-
rungsmittel. Nur ist es, was zunächst die Qualität der Nah-
rung betrifft, nunmehr angemessen, dass die schwerer verdau-
lichen Stoffe, wie: Hülsenfrüchte, grüne Gemüse, Schwarzbrod,
gewisse Mehlspeisen, Fette etc., entweder etwas öfter oder ab
und zu in ein wenig reichlicherem Verhältnisse als früher dem
Körper geboten werden, damit die Verdauungsfunction ihre
volle Kraft erlange. Hitzige Gewürze und Getränke müssen
beharrlich vermieden werden. Von Gewürzen bedarf der
kindliche Körper eigentlich gar nichts weiter als Kochsalz,
dieses aber, gerade wegen des Wachsthumes, im vollen ge-
schmackrechten Verhältnisse. Ueberhaupt verdienen diejenigen
Nährstoffe, welche direct das meiste Material zum Aufbaue
des Körpers, insbesondere zum Wachsthume und zur Befesti-
gung des körperlichen Gerüstes und Hauptmauerwerkes, des
Knochen- und Muskelsystems, liefern, jetzt eine etwas bevor-
zugte Berücksichtigung. Dahin gehören: saftiges Fleisch, (doch
nie öfter als einmal täglich) Milch, Ei, Hülsenfrüchte, Roggen-
und Weizenmehl, Kochsalz und Wasser. Ein gleichmässiges
Mischverhältniss von Stoffen aus dem Thier- und Pflanzen-
reiche bildet die gedeihlichste Nahrung. Wegen des lebhaften
Stoffumsatzes braucht der kindliche Körper reichliches Ge-
tränk: Wasser. Ausser diesem sollte nichts von Getränken
über die kindlichen Lippen gehen, als Milch (die zugleich
Speise ist), Cacao oder einfaches leichtes Bier.

Hinsichtlich der normalen Quantität der Nahrung haben wir
zu berücksichtigen, dass vermöge des durch das Wachsthum
bedingten schnelleren Umsatzes der kindliche Körper verhält-
nissmässig
mehr Nahrung bedarf, als der erwachsene. Die
tägliche Gesammtmenge wird daher jetzt, trotz des immer
noch viel kleineren Körpers, durchschnittlich doch ziemlich
der eines Erwachsenen gleichkommen, ohne dass deshalb die
Grenzen der Mässigkeit als überschritten betrachtet zu wer-
den brauchen.

Gegen das Verfallen in Unmässigkeit werden die Kinder

8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG.
allgemeinen Grundsätzen und Regeln, wie sie für die reiferen
Jahre der vorhergehenden zweiten Altersperiode angeführt
wurden, sowohl hinsichtlich der festen als der flüssigen Nah-
rungsmittel. Nur ist es, was zunächst die Qualität der Nah-
rung betrifft, nunmehr angemessen, dass die schwerer verdau-
lichen Stoffe, wie: Hülsenfrüchte, grüne Gemüse, Schwarzbrod,
gewisse Mehlspeisen, Fette etc., entweder etwas öfter oder ab
und zu in ein wenig reichlicherem Verhältnisse als früher dem
Körper geboten werden, damit die Verdauungsfunction ihre
volle Kraft erlange. Hitzige Gewürze und Getränke müssen
beharrlich vermieden werden. Von Gewürzen bedarf der
kindliche Körper eigentlich gar nichts weiter als Kochsalz,
dieses aber, gerade wegen des Wachsthumes, im vollen ge-
schmackrechten Verhältnisse. Ueberhaupt verdienen diejenigen
Nährstoffe, welche direct das meiste Material zum Aufbaue
des Körpers, insbesondere zum Wachsthume und zur Befesti-
gung des körperlichen Gerüstes und Hauptmauerwerkes, des
Knochen- und Muskelsystems, liefern, jetzt eine etwas bevor-
zugte Berücksichtigung. Dahin gehören: saftiges Fleisch, (doch
nie öfter als einmal täglich) Milch, Ei, Hülsenfrüchte, Roggen-
und Weizenmehl, Kochsalz und Wasser. Ein gleichmässiges
Mischverhältniss von Stoffen aus dem Thier- und Pflanzen-
reiche bildet die gedeihlichste Nahrung. Wegen des lebhaften
Stoffumsatzes braucht der kindliche Körper reichliches Ge-
tränk: Wasser. Ausser diesem sollte nichts von Getränken
über die kindlichen Lippen gehen, als Milch (die zugleich
Speise ist), Cacao oder einfaches leichtes Bier.

Hinsichtlich der normalen Quantität der Nahrung haben wir
zu berücksichtigen, dass vermöge des durch das Wachsthum
bedingten schnelleren Umsatzes der kindliche Körper verhält-
nissmässig
mehr Nahrung bedarf, als der erwachsene. Die
tägliche Gesammtmenge wird daher jetzt, trotz des immer
noch viel kleineren Körpers, durchschnittlich doch ziemlich
der eines Erwachsenen gleichkommen, ohne dass deshalb die
Grenzen der Mässigkeit als überschritten betrachtet zu wer-
den brauchen.

Gegen das Verfallen in Unmässigkeit werden die Kinder

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[166/0170] 8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG. allgemeinen Grundsätzen und Regeln, wie sie für die reiferen Jahre der vorhergehenden zweiten Altersperiode angeführt wurden, sowohl hinsichtlich der festen als der flüssigen Nah- rungsmittel. Nur ist es, was zunächst die Qualität der Nah- rung betrifft, nunmehr angemessen, dass die schwerer verdau- lichen Stoffe, wie: Hülsenfrüchte, grüne Gemüse, Schwarzbrod, gewisse Mehlspeisen, Fette etc., entweder etwas öfter oder ab und zu in ein wenig reichlicherem Verhältnisse als früher dem Körper geboten werden, damit die Verdauungsfunction ihre volle Kraft erlange. Hitzige Gewürze und Getränke müssen beharrlich vermieden werden. Von Gewürzen bedarf der kindliche Körper eigentlich gar nichts weiter als Kochsalz, dieses aber, gerade wegen des Wachsthumes, im vollen ge- schmackrechten Verhältnisse. Ueberhaupt verdienen diejenigen Nährstoffe, welche direct das meiste Material zum Aufbaue des Körpers, insbesondere zum Wachsthume und zur Befesti- gung des körperlichen Gerüstes und Hauptmauerwerkes, des Knochen- und Muskelsystems, liefern, jetzt eine etwas bevor- zugte Berücksichtigung. Dahin gehören: saftiges Fleisch, (doch nie öfter als einmal täglich) Milch, Ei, Hülsenfrüchte, Roggen- und Weizenmehl, Kochsalz und Wasser. Ein gleichmässiges Mischverhältniss von Stoffen aus dem Thier- und Pflanzen- reiche bildet die gedeihlichste Nahrung. Wegen des lebhaften Stoffumsatzes braucht der kindliche Körper reichliches Ge- tränk: Wasser. Ausser diesem sollte nichts von Getränken über die kindlichen Lippen gehen, als Milch (die zugleich Speise ist), Cacao oder einfaches leichtes Bier. Hinsichtlich der normalen Quantität der Nahrung haben wir zu berücksichtigen, dass vermöge des durch das Wachsthum bedingten schnelleren Umsatzes der kindliche Körper verhält- nissmässig mehr Nahrung bedarf, als der erwachsene. Die tägliche Gesammtmenge wird daher jetzt, trotz des immer noch viel kleineren Körpers, durchschnittlich doch ziemlich der eines Erwachsenen gleichkommen, ohne dass deshalb die Grenzen der Mässigkeit als überschritten betrachtet zu wer- den brauchen. Gegen das Verfallen in Unmässigkeit werden die Kinder

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/170>, abgerufen am 21.11.2024.