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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
stert/ aller Glantz der Wissenschaft verfinstert/ die Be-
gierden ihres Hertzen und aufsteigende Gedanken sind
alsbald verwirret/ widerig/ sündhaft/ todfähig und un-
ordentlich worden; Und dieses ist annoch der Zustand
menschlicher Natur/ dessen Schmak und Kraft ist sünd-
haftig/ eitel und nichtig/ eingewurtzelt in den Saamen
böser Lust/ dessen Frucht/ Begierde und Sünde ist: Die-
se Blösse ist uns allen angeerbet/ bringen dieselbe aus-
und inwendig mit auf diese Welt.
2. Der Tod der Seelen selbst/ in dem alsbald bei
diesen ersten Menschen eine greuliche Angst/ Qwaal/
Schrekken und Furcht nach gethanem Apfelbiß entstan-
den/ und sie die tödlichen Wunden der Zornpfeile Gottes
in ihrer Seele entfunden: Die Schärfe und strenge Noht
des bösen Gewissens hat sich immermehr hervor gethan/
und ist von dar ausgeflossen zu allen Adamsgenossen.
3. Unwissenheit und Dunkelheit in dem vor-
hin hellglentzendem Verstande/
wie auch sündhaf-
te Lüste und böse Begierde des verkehrten Wil-
lens/
welche dem noch übrigen Fünklein des guten Ver-
standes allezeit wiederstreben/ und man hinfüro an stat
der gewesenen Herrligkeit und Ruhe/ nur Sünde und
Unruhe in uns Menschen anrichtet.
4. Das unaussprechliche Traurwesen alles
Elendes/ Jammers/ Unglüks/ Trübseeligkeit/
Verderbens/ Qweelens/ Plagens/
denen allen das
menschliche Geschlecht von der Zeit bis anhero elendig-
lich und mannigfaltiglich überall unterworfen.
5. An dem menschlichen Leibe vielerlei
Schwach- und Krankheiten/ Mangel/ Gebrech-
en/ Gefahr und Pein/
und endlich des menschlichen
Leibes Untergang und Tod/
von Adam bis anhero
überall bekant.
6. Die allergrausamste und unbarmhertzig-
ste
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
ſtert/ aller Glantz der Wiſſenſchaft verfinſtert/ die Be-
gierden ihres Hertzen und aufſteigende Gedanken ſind
alsbald verwirret/ widerig/ ſuͤndhaft/ todfaͤhig und un-
ordentlich worden; Und dieſes iſt annoch der Zuſtand
menſchlicher Natur/ deſſen Schmak und Kraft iſt ſuͤnd-
haftig/ eitel und nichtig/ eingewurtzelt in den Saamen
boͤſer Luſt/ deſſen Frucht/ Begierde und Suͤnde iſt: Die-
ſe Bloͤſſe iſt uns allen angeerbet/ bringen dieſelbe aus-
und inwendig mit auf dieſe Welt.
2. Der Tod der Seelen ſelbſt/ in dem alsbald bei
dieſen erſten Menſchen eine greuliche Angſt/ Qwaal/
Schrekken und Furcht nach gethanem Apfelbiß entſtan-
den/ und ſie die toͤdlichen Wunden der Zornpfeile Gottes
in ihrer Seele entfunden: Die Schaͤrfe uñ ſtrenge Noht
des boͤſen Gewiſſens hat ſich immermehr hervor gethan/
und iſt von dar ausgefloſſen zu allen Adamsgenoſſen.
3. Unwiſſenheit und Dunkelheit in dem vor-
hin hellglentzendem Verſtande/
wie auch ſuͤndhaf-
te Luͤſte und boͤſe Begierde des verkehrten Wil-
lens/
welche dem noch uͤbrigen Fuͤnklein des guten Ver-
ſtandes allezeit wiederſtreben/ und man hinfuͤro an ſtat
der geweſenen Herꝛligkeit und Ruhe/ nur Suͤnde und
Unruhe in uns Menſchen anrichtet.
4. Das unausſprechliche Traurweſen alles
Elendes/ Jammers/ Ungluͤks/ Truͤbſeeligkeit/
Verderbens/ Qweelens/ Plagens/
denen allen das
menſchliche Geſchlecht von der Zeit bis anhero elendig-
lich und mannigfaltiglich uͤberall unterworfen.
5. An dem menſchlichen Leibe vielerlei
Schwach- und Krankheiten/ Mangel/ Gebrech-
en/ Gefahr und Pein/
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Leibes Untergang und Tod/
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uͤberall bekant.
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ſte
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[327/0395] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. ſtert/ aller Glantz der Wiſſenſchaft verfinſtert/ die Be- gierden ihres Hertzen und aufſteigende Gedanken ſind alsbald verwirret/ widerig/ ſuͤndhaft/ todfaͤhig und un- ordentlich worden; Und dieſes iſt annoch der Zuſtand menſchlicher Natur/ deſſen Schmak und Kraft iſt ſuͤnd- haftig/ eitel und nichtig/ eingewurtzelt in den Saamen boͤſer Luſt/ deſſen Frucht/ Begierde und Suͤnde iſt: Die- ſe Bloͤſſe iſt uns allen angeerbet/ bringen dieſelbe aus- und inwendig mit auf dieſe Welt. 2. Der Tod der Seelen ſelbſt/ in dem alsbald bei dieſen erſten Menſchen eine greuliche Angſt/ Qwaal/ Schrekken und Furcht nach gethanem Apfelbiß entſtan- den/ und ſie die toͤdlichen Wunden der Zornpfeile Gottes in ihrer Seele entfunden: Die Schaͤrfe uñ ſtrenge Noht des boͤſen Gewiſſens hat ſich immermehr hervor gethan/ und iſt von dar ausgefloſſen zu allen Adamsgenoſſen. 3. Unwiſſenheit und Dunkelheit in dem vor- hin hellglentzendem Verſtande/ wie auch ſuͤndhaf- te Luͤſte und boͤſe Begierde des verkehrten Wil- lens/ welche dem noch uͤbrigen Fuͤnklein des guten Ver- ſtandes allezeit wiederſtreben/ und man hinfuͤro an ſtat der geweſenen Herꝛligkeit und Ruhe/ nur Suͤnde und Unruhe in uns Menſchen anrichtet. 4. Das unausſprechliche Traurweſen alles Elendes/ Jammers/ Ungluͤks/ Truͤbſeeligkeit/ Verderbens/ Qweelens/ Plagens/ denen allen das menſchliche Geſchlecht von der Zeit bis anhero elendig- lich und mannigfaltiglich uͤberall unterworfen. 5. An dem menſchlichen Leibe vielerlei Schwach- und Krankheiten/ Mangel/ Gebrech- en/ Gefahr und Pein/ und endlich des menſchlichen Leibes Untergang und Tod/ von Adam bis anhero uͤberall bekant. 6. Die allergrauſamſte und unbarmhertzig- ſte

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/395>, abgerufen am 01.09.2024.