Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. unseren Augen etwa kan vorgebildet und vorgestelletwerden: Wie dan auch Aristoteles saget/ Intelligen- tem oportere phantasmata speculari, wer eigentlich etwas hohes verstehen und begreiffen wil/ der muß ein solches durch Bildnissen und Abbildungen ihm vorstel- len/ und also recht betrachten/ quia intellectus per ea, quae oculis subjiciuntur, eo melius intimiora capit. Daher man auch in diesem Büchlein zu der allernötig- sten Vorstellung/ Erkäntniß und Betrachtung der E- wigkeit/ so mancherlei unterschiedliche Abbildungen und Gleichnissen hervor gebracht/ den flüchtigen/ dummen/ tollen Sinn des Menschen ein wenig zu seinem eigenen besten anzuhalten/ und zum Nachsinnen anzureitzen. Solches wird auch nochmahls allhier versucht Lieber Leser/ beschau nur einmahl das Radrings- Rad T iij
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. unſeren Augen etwa kan vorgebildet und vorgeſtelletwerden: Wie dan auch Ariſtoteles ſaget/ Intelligen- tem oportere phantaſmata ſpeculari, wer eigentlich etwas hohes verſtehen und begreiffen wil/ der muß ein ſolches durch Bildniſſen und Abbildungen ihm vorſtel- len/ und alſo recht betrachten/ quia intellectus per ea, quæ oculis ſubjiciuntur, eo melius intimiora capit. Daher man auch in dieſem Buͤchlein zu der allernoͤtig- ſten Vorſtellung/ Erkaͤntniß und Betrachtung der E- wigkeit/ ſo mancherlei unterſchiedliche Abbildungen und Gleichniſſen hervor gebracht/ den fluͤchtigen/ dummen/ tollen Sinn des Menſchen ein wenig zu ſeinem eigenen beſten anzuhalten/ und zum Nachſinnen anzureitzen. Solches wird auch nochmahls allhier verſucht Lieber Leſer/ beſchau nur einmahl das Radrings- Rad T iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0361" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.</hi></fw><lb/> unſeren Augen etwa kan vorgebildet und vorgeſtellet<lb/> werden: Wie dan auch <hi rendition="#aq">Ariſtoteles</hi> ſaget/ <hi rendition="#aq">Intelligen-<lb/> tem oportere phantaſmata ſpeculari,</hi> wer eigentlich<lb/> etwas hohes verſtehen und begreiffen wil/ der muß ein<lb/> ſolches durch Bildniſſen und Abbildungen ihm vorſtel-<lb/> len/ und alſo recht betrachten/ <hi rendition="#aq">quia intellectus per ea,<lb/> quæ oculis ſubjiciuntur, eo melius intimiora capit.</hi><lb/> Daher man auch in dieſem Buͤchlein zu der allernoͤtig-<lb/> ſten Vorſtellung/ Erkaͤntniß und Betrachtung der E-<lb/> wigkeit/ ſo mancherlei unterſchiedliche Abbildungen und<lb/> Gleichniſſen hervor gebracht/ den fluͤchtigen/ dummen/<lb/> tollen Sinn des Menſchen ein wenig zu ſeinem eigenen<lb/> beſten anzuhalten/ und zum Nachſinnen anzureitzen.</p><lb/> <p>Solches wird auch nochmahls allhier verſucht<lb/> durch Vorſtellung eines <hi rendition="#fr">Rades der Ewigkeit/</hi> eines<lb/> anzuſchauenden <hi rendition="#fr">Rades/</hi> dadurch die allergrauſamſte<lb/> Ewigkeit durch Anblikk der Augen/ kan ins Gedaͤchtniß<lb/> geleitet/ und dem Verſtande zur Betrachtung vorge-<lb/> ſtellet werden.</p><lb/> <p>Lieber Leſer/ beſchau nur einmahl das <hi rendition="#fr">Radrings-<lb/> herum/</hi> und liß mit Bedacht was daſelbſt geſchrieben<lb/><hi rendition="#fr">ringsherum/</hi> was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der<lb/><hi rendition="#fr">Marterqwaal/</hi> was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der<lb/><hi rendition="#fr">Angſtqwaal/</hi> was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der<lb/><hi rendition="#fr">Reuqwaal/</hi> was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der<lb/><hi rendition="#fr">Verzweifelungsqwaal/</hi> bei hundert/ bei tauſend/ bei<lb/> hunderttauſend/ bei Millionen Jahren/ in brennendem<lb/><hi rendition="#fr">Peche/</hi> in flammenden <hi rendition="#fr">Schwefel/</hi> in gluͤenden <hi rendition="#fr">Eiſen/</hi><lb/> in durchſtechenden <hi rendition="#fr">Pfriemenflammen/</hi> mit <hi rendition="#fr">Heulen</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Weinen</hi> unaufhoͤrlich/ mit <hi rendition="#fr">Zahnknirſchen</hi> un-<lb/> endlich/ mit <hi rendition="#fr">Hunger</hi> und <hi rendition="#fr">Durſt</hi> wunderbarlich/ im<lb/><hi rendition="#fr">Stanke</hi> und <hi rendition="#fr">Finſterniſſe</hi> grauſamlich/ muß in der<lb/> Hoͤlle zugebracht/ erlitten/ uͤberſtanden/ ausgemacht<lb/> und vollbracht werden/ ehe nur/ ach! ehe nur dieſes<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">T iij</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Rad</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [293/0361]
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
unſeren Augen etwa kan vorgebildet und vorgeſtellet
werden: Wie dan auch Ariſtoteles ſaget/ Intelligen-
tem oportere phantaſmata ſpeculari, wer eigentlich
etwas hohes verſtehen und begreiffen wil/ der muß ein
ſolches durch Bildniſſen und Abbildungen ihm vorſtel-
len/ und alſo recht betrachten/ quia intellectus per ea,
quæ oculis ſubjiciuntur, eo melius intimiora capit.
Daher man auch in dieſem Buͤchlein zu der allernoͤtig-
ſten Vorſtellung/ Erkaͤntniß und Betrachtung der E-
wigkeit/ ſo mancherlei unterſchiedliche Abbildungen und
Gleichniſſen hervor gebracht/ den fluͤchtigen/ dummen/
tollen Sinn des Menſchen ein wenig zu ſeinem eigenen
beſten anzuhalten/ und zum Nachſinnen anzureitzen.
Solches wird auch nochmahls allhier verſucht
durch Vorſtellung eines Rades der Ewigkeit/ eines
anzuſchauenden Rades/ dadurch die allergrauſamſte
Ewigkeit durch Anblikk der Augen/ kan ins Gedaͤchtniß
geleitet/ und dem Verſtande zur Betrachtung vorge-
ſtellet werden.
Lieber Leſer/ beſchau nur einmahl das Radrings-
herum/ und liß mit Bedacht was daſelbſt geſchrieben
ringsherum/ was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der
Marterqwaal/ was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der
Angſtqwaal/ was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der
Reuqwaal/ was fuͤr Zeit und Peinleidung bei der
Verzweifelungsqwaal/ bei hundert/ bei tauſend/ bei
hunderttauſend/ bei Millionen Jahren/ in brennendem
Peche/ in flammenden Schwefel/ in gluͤenden Eiſen/
in durchſtechenden Pfriemenflammen/ mit Heulen
und Weinen unaufhoͤrlich/ mit Zahnknirſchen un-
endlich/ mit Hunger und Durſt wunderbarlich/ im
Stanke und Finſterniſſe grauſamlich/ muß in der
Hoͤlle zugebracht/ erlitten/ uͤberſtanden/ ausgemacht
und vollbracht werden/ ehe nur/ ach! ehe nur dieſes
Rad
T iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |